Seit dem Jahr 1976 richtet der von Autohändlern aus Schweinfurt und Umgebung gegründete Verein "Auto-Freizeit-Sport" die gleichnamige Automobilausstellung auf dem Volksfestplatz aus. Bis zu 10.000 Besucherinnen und Besucher informieren sich alljährlich im Frühjahr über die neuesten Modelle. Doch die Pandemie hat für eine Vollbremsung gesorgt: Letztmals fand die Messe vor drei Jahren statt. Und erst kürzlich konnte der langjährige Vorsitzende Peter Leisentritt verabschiedet werden, obwohl er bereits 2019 das Steuer an Daniel Beständig, der ein Autohaus mit Spedition in Gochsheim leitet, übergeben hatte. Im kommenden Jahr, so ist es nun geplant, soll die Auto-Freizeit-Sport wieder durchstarten. Ein Gespräch über den Neubeginn, warum in Schweinfurt die Händler nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeiten und über die Sorgen der Branche.
Daniel Beständig: Nein, das nicht. Es gab ja auch keine Möglichkeit dazu. Wie hätten wir während der Pandemie eine Messe dieser Größe veranstalten sollen? Aber klar: Es fehlt schon etwas, besonders die Zusammenarbeit mit den anderen Händlern. Es ist eine einzigartige Gemeinschaft, die wir hier im Verein Auto-Freizeit-Sport haben.
Peter Leisentritt: Kollegialität und Miteinander sind ein Stück weit unsere Erfolgsgeheimnisse. Alle Händler sind Mitglieder im Verein und legen gemeinsam fest, was auf der Autoschau gemacht wird. Es gibt faire Abstimmungen. Das war auch immer meine Prämisse. Woanders gönnen sich die Mitbewerber das Schwarze unterm Fingernagel nicht. Das habe ich hier nicht erlebt.
Beständig: Und eine große Autoschau hat Vorteile: Zum einen sind die Kosten im Vergleich zu einer großen Veranstaltung im Autohaus geringer. Zum anderen kommen viele Menschen, die nie auf die Idee gekommen wären, sich andere Automarken in den einzelnen Autohäusern anzuschauen. So profitiert unterm Strich jeder: kleine und große Händler und die Besucher.
Leisentritt: Wir waren Vorreiter, vor uns gab es so etwas überhaupt nicht in der Region und, soweit ich weiß, in ganz Bayern. Vor meiner Zeit, in den 1970er-Jahren, hatten die Händler keine Showrooms und sie wollten die neuen Modelle nicht nur an ihrer Tankstelle zeigen. Angefangen hat alles mit einer Ausstellung im Zelt beim Vogelschuss am Gottesberg. Das kam gut an. Einige Jahre später wurde der Verein gegründet, und wir sind auf den Volksfestplatz umgezogen. Wichtig war mir immer, dass wir für die ganze Familie etwas bieten. Und dass wir unser Einzugsgebiet erweitern. Die Leute kommen bis aus der Rhön zu uns. Ich vergesse nie, als ein neuer Mercedes-Chef hierher kam und sich nichts unter der Veranstaltung vorstellen konnte. Als er dann gesehen hatte, was hier los ist und wie auch die Stadt, Behörden und viele mehr hinter diesem Event stehen, war er restlos begeistert.
Beständig: Wir mussten im Januar eine Entscheidung treffen, und die Mehrheit war dafür, lieber ein weiteres Jahr auszusetzen. Zum einen war damals noch nicht klar, welche Regelungen im Frühjahr gelten, zum anderen waren viele Höfe der Autohäuser leer, da fast alle Hersteller mit Lieferschwierigkeiten zu kämpfen hatten. Erschwerend kam hinzu, dass das Corona-Impfzentrum auf dem Volksfestplatz stand.
Beständig: Stand jetzt: Ja. Im Oktober werden wir das Thema bei der Mitgliederversammlung besprechen. Es ist wirklich wichtig, dass wir zurückkommen, auch aus Gründen des Miteinanders und weil in einigen Häusern ein Generationenwechsel erfolgte. Zuletzt gab es schon Fragen wie: Braucht man das überhaupt noch? Ja, sage ich, wir brauchen eine solche Ausstellung! Geplant ist diese für den 25. und 26. März 2023.
Beständig: Wir werden die Ausstellung nur noch Samstag und Sonntag durchführen. Am Freitag waren die Besucherzahlen überschaubar und zwei Tage sind für die Aussteller leichter zu handhaben. Im Grunde wollen wir das Konzept beibehalten wie es war. Sicherlich werden wir zukünftig mehr auf die Bereiche Freizeit und Sport eingehen. Das Segment Caravan ist schon länger präsent, auch die Elektromobilität wird künftig eine größere Rolle spielen.
Leisentritt: Mit dem Namen Auto-Freizeit-Sport fällt das leichter. Schon vor 40 Jahren waren Aussteller dabei, die Fahrräder, Motorräder oder Zelte ausgestellt haben. Wir waren noch nie eine reine Automesse.
Beständig: Das alles ist nicht einfach. Energiesparen ist ein großes Thema. Die Kundschaft ist aktuell preissensibler. Dann die Unsicherheiten mit den Herstellern in Sachen Lieferfähigkeit und Preisgestaltung. Manchmal haben wir Lieferzeiten von mehr als eineinhalb Jahren. Und überall explodieren die Kosten.
Beständig: Wir müssen uns auf die Veränderungen einstellen und gegebenenfalls unser Geschäftsmodell anpassen. Ich kann mir vorstellen, dass der eine oder andere Händler sagt, ich konzentriere mich auf einzelne Kerngeschäfte oder bilde mit anderen eine Vertriebs- oder Servicegemeinschaft. Auch die Auto-Freizeit-Sport wird sich anpassen müssen – und das wird sie sicher auch tun.