zurück
Schweinfurt
Auto-Freizeit-Sport Schweinfurt: Nach der Vollbremsung einen Neustart wagen
Seit drei Jahren wartet die Automobilausstellung auf ihre Rückkehr. Wie geht es jetzt weiter? Ein Gespräch mit Daniel Beständig und Peter Leisentritt.
Alljährlich ein Besuchermagnet: So sah es vor der Corona-Pandemie im Frühjahr auf dem Volksfestplatz aus, wenn der Verein 'Auto-Freizeit-Sport' zu seiner Automobilausstellung einlud. 2019 fand die letzte Veranstaltung statt, wie es weitergeht entscheiden die Händler und Mitglieder im Oktober.
Foto: Auto-Freizeit-Sport/Volker Peter | Alljährlich ein Besuchermagnet: So sah es vor der Corona-Pandemie im Frühjahr auf dem Volksfestplatz aus, wenn der Verein "Auto-Freizeit-Sport" zu seiner Automobilausstellung einlud.
Stefan Pfister
 |  aktualisiert: 12.02.2024 15:09 Uhr

Seit dem Jahr 1976 richtet der von Autohändlern aus Schweinfurt und Umgebung gegründete Verein "Auto-Freizeit-Sport" die gleichnamige Automobilausstellung auf dem Volksfestplatz aus. Bis zu 10.000 Besucherinnen und Besucher informieren sich alljährlich im Frühjahr über die neuesten Modelle. Doch die Pandemie hat für eine Vollbremsung gesorgt: Letztmals fand die Messe vor drei Jahren statt. Und erst kürzlich konnte der langjährige Vorsitzende Peter Leisentritt verabschiedet werden, obwohl er bereits 2019 das Steuer an Daniel Beständig, der ein Autohaus mit Spedition in Gochsheim leitet, übergeben hatte. Im kommenden Jahr, so ist es nun geplant, soll die Auto-Freizeit-Sport wieder durchstarten. Ein Gespräch über den Neubeginn, warum in Schweinfurt die Händler nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeiten und über die Sorgen der Branche.

Sie warten sehnsüchtig auf die Rückkehr der Auto-Freizeit-Sport: Vorsitzender Daniel Beständig (rechts) und sein Vorgänger Peter Leisentritt, der knapp zwei Jahrzehnte die Geschicke der Schweinfurter Händlervereinigung leitete.
Foto: Stefan Pfister | Sie warten sehnsüchtig auf die Rückkehr der Auto-Freizeit-Sport: Vorsitzender Daniel Beständig (rechts) und sein Vorgänger Peter Leisentritt, der knapp zwei Jahrzehnte die Geschicke der Schweinfurter ...
Frage: Herr Beständig, Sie sind seit drei Jahren Vorsitzender des Vereins, der die Autoschau ausrichtet, die unter Ihrer Führung aber noch nie stattfand. Fühlen Sie sich nicht verloren?

Daniel Beständig: Nein, das nicht. Es gab ja auch keine Möglichkeit dazu. Wie hätten wir während der Pandemie eine Messe dieser Größe veranstalten sollen? Aber klar: Es fehlt schon etwas, besonders die Zusammenarbeit mit den anderen Händlern. Es ist eine einzigartige Gemeinschaft, die wir hier im Verein Auto-Freizeit-Sport haben.

Eigentlich stehen die Händler in Konkurrenz, werben um die gleichen Kunden. Wie ist eine solche gemeinsame Veranstaltung über so viele Jahre möglich?

Peter Leisentritt: Kollegialität und Miteinander sind ein Stück weit unsere Erfolgsgeheimnisse. Alle Händler sind Mitglieder im Verein und legen gemeinsam fest, was auf der Autoschau gemacht wird. Es gibt faire Abstimmungen. Das war auch immer meine Prämisse. Woanders gönnen sich die Mitbewerber das Schwarze unterm Fingernagel nicht. Das habe ich hier nicht erlebt.

Beständig: Und eine große Autoschau hat Vorteile: Zum einen sind die Kosten im Vergleich zu einer großen Veranstaltung im Autohaus geringer. Zum anderen kommen viele Menschen, die nie auf die Idee gekommen wären, sich andere Automarken in den einzelnen Autohäusern anzuschauen. So profitiert unterm Strich jeder: kleine und große Händler und die Besucher.

Herr Leisentritt, Sie haben ab 1996 die Autoschau mitorganisiert, davon 19 Jahre in verantwortlicher Position. Wie hat sich die Veranstaltung entwickelt?

Leisentritt: Wir waren Vorreiter, vor uns gab es so etwas überhaupt nicht in der Region und, soweit ich weiß, in ganz Bayern. Vor meiner Zeit, in den 1970er-Jahren, hatten die Händler keine Showrooms und sie wollten die neuen Modelle nicht nur an ihrer Tankstelle zeigen. Angefangen hat alles mit einer Ausstellung im Zelt beim Vogelschuss am Gottesberg. Das kam gut an. Einige Jahre später wurde der Verein gegründet, und wir sind auf den Volksfestplatz umgezogen. Wichtig war mir immer, dass wir für die ganze Familie etwas bieten. Und dass wir unser Einzugsgebiet erweitern. Die Leute kommen bis aus der Rhön zu uns. Ich vergesse nie, als ein neuer Mercedes-Chef hierher kam und sich nichts unter der Veranstaltung vorstellen konnte. Als er dann gesehen hatte, was hier los ist und wie auch die Stadt, Behörden und viele mehr hinter diesem Event stehen, war er restlos begeistert.

Warum ist die Auto-Freizeit-Sport heuer nicht aus der Corona-Zwangspause zurückgekehrt?

Beständig: Wir mussten im Januar eine Entscheidung treffen, und die Mehrheit war dafür, lieber ein weiteres Jahr auszusetzen. Zum einen war damals noch nicht klar, welche Regelungen im Frühjahr gelten, zum anderen waren viele Höfe der Autohäuser leer, da fast alle Hersteller mit Lieferschwierigkeiten zu kämpfen hatten. Erschwerend kam hinzu, dass das Corona-Impfzentrum auf dem Volksfestplatz stand.

Wird es 2023 eine Ausstellung geben?

Beständig: Stand jetzt: Ja. Im Oktober werden wir das Thema bei der Mitgliederversammlung besprechen. Es ist wirklich wichtig, dass wir zurückkommen, auch aus Gründen des Miteinanders und weil in einigen Häusern ein Generationenwechsel erfolgte. Zuletzt gab es schon Fragen wie: Braucht man das überhaupt noch? Ja, sage ich, wir brauchen eine solche Ausstellung! Geplant ist diese für den 25. und 26. März 2023.

Wegen der Pandemie konnte Peter Leisentritt (links) erst im Sommer, nach fast drei Jahren, von den Mitgliedern offiziell von seinem Amt verabschiedet werden. Beim Interview in der Beständig Autowelt in Gochsheim bedankte sich sein Nachfolger Daniel Beständig nochmals für dessen jahrzehntelanges Engagement.
Foto: Stefan Pfister | Wegen der Pandemie konnte Peter Leisentritt (links) erst im Sommer, nach fast drei Jahren, von den Mitgliedern offiziell von seinem Amt verabschiedet werden.
Das sind nur zwei statt bislang drei Tage. Das heißt, es wird Veränderungen geben.

Beständig: Wir werden die Ausstellung nur noch Samstag und Sonntag durchführen. Am Freitag waren die Besucherzahlen überschaubar und zwei Tage sind für die Aussteller leichter zu handhaben. Im Grunde wollen wir das Konzept beibehalten wie es war. Sicherlich werden wir zukünftig mehr auf die Bereiche Freizeit und Sport eingehen. Das Segment Caravan ist schon länger präsent, auch die Elektromobilität wird künftig eine größere Rolle spielen.

Leisentritt: Mit dem Namen Auto-Freizeit-Sport fällt das leichter. Schon vor 40 Jahren waren Aussteller dabei, die Fahrräder, Motorräder oder Zelte ausgestellt haben. Wir waren noch nie eine reine Automesse.

Corona, Lieferprobleme, Energiekrise: Wie sehr trifft das derzeit den Autohandel?

Beständig: Das alles ist nicht einfach. Energiesparen ist ein großes Thema. Die Kundschaft ist aktuell preissensibler. Dann die Unsicherheiten mit den Herstellern in Sachen Lieferfähigkeit und Preisgestaltung. Manchmal haben wir Lieferzeiten von mehr als eineinhalb Jahren. Und überall explodieren die Kosten.

Welche Folgen hat dies alles, auch das Aus für Verbrennungsmotoren, für die Branche?

Beständig: Wir müssen uns auf die Veränderungen einstellen und gegebenenfalls unser Geschäftsmodell anpassen. Ich kann mir vorstellen, dass der eine oder andere Händler sagt, ich konzentriere mich auf einzelne Kerngeschäfte oder bilde mit anderen eine Vertriebs- oder Servicegemeinschaft. Auch die Auto-Freizeit-Sport wird sich anpassen müssen – und das wird sie sicher auch tun.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Stefan Pfister
Autohäuser
Automobilausstellungen
Automobilkaufmänner
Händler
Stadt Schweinfurt
Volksfestplatz Schweinfurt
Wirtschaft in Schweinfurt
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top