Auf der Bühne der Schulaula steht ein gedeckter Tisch, am anderen Ende blinkt eine Ampel: Die Von Pelkoven-Schule im Antonia-Werr-Zentrum (AWZ) hat zum jährlichen "Tag der Ausbildung" geladen. Auch die Schülerinnen Savenna, Celine und Lena sind in der Aula unterwegs und verschaffen sich einen Überblick, was sie nach Abschluss der Schule direkt vor Ort für Ausbildungsberufe erlernen können. Für Savenna ist jetzt schon klar: Sie möchte was mit Hauswirtschaft machen. "Schön" sagt Schulleiter Norbert Schneider, wenn die Mädchen das schon so genau wissen, viele andere haben dagegen noch keinen Plan und dafür ist der "Tag der Ausbildung" gedacht.
Nicht selten, weiß Schneider, schwenken danach selbst die, die schon konkrete Vorstellungen haben, noch um und findet: Das ist auch gut so, schließlich macht es auch keinen Sinn, eine zu Ausbildung beginnen und nach zwei Wochen festzustellen: Das ist nichts für mich. Im AWZ gibt es drei Ausbildungsbetriebe: Gärtnerei, Hauswirtschaft und Schneiderei, die sechs verschiedene Lehrberufe anbieten. Der Tag der Ausbildung ist eine gute Gelegenheit für die Mädchen, erklärt der Schulleiter, sich alles mal ganz entspannt anzuschauen und auszuprobieren. Die Teams, Ausbilder und Auszubildende, haben sich für die einzelnen Stationen tolle Sachen einfallen lassen, um die Vorzüge und Besonderheiten der verschiedenen Berufe darzustellen.
In der Hauswirtschaftsabteilung wird gepuzzelt von der Torte bis hin zur Industriespülmaschine, dazu gibt es Sinnesübungen, schließlich lautet das Motto am Stand: "Ausbildung mit allen Sinnen erleben". Haben die Mädels alles absolviert, gibt es zur Belohnung Crêpes. In der Maßschneiderei dagegen geht es um Stoffe und Schneiderartikel, ausgebildet werden dort Maß- oder Änderungsschneiderinnen. Sie lernen, wie individuelle Damenoberbekleidung, Faschingskostüme, historische Gewänder, Dirndl, Trachten, aber auch Wohndeko gefertigt werden. Die Schneiderei ist sehr gut ausgelastet, die Kunden kommen aus ganz Unterfranken, erzählt Ausbilderin Karin Heigele, aktuell sind drei Mädchen in der Ausbildung.
In der "Green shot World Gärtnerei 4.0" warten gerade wieder einige Mädchen auf Einlass vor der roten Ampel, alle Stationen sind belegt. Die Gärtnerei ist auf einem guten digitalen Weg: Es gibt ein "Handy" mit Berufs-Update und vollem Akku, soll heißen: Wir haben viel Energie schmunzelt Erzieherin und Gärtnerin Susanna Zorn. Zwei Praktikantinnen arbeiten sich durch die Berufsinformationen und merken gleich: Hier stimmt was nicht. Zwei Zettel sind verkehrt eingeklebt, Susanna Zorn freut sich, wie aufmerksam die Mädchen bei der Sache sind.
Wie jedes Jahr zeigt auch Ausbildungsberaterin Beatrix Weber-Hilpert vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Wertschätzung für die Veranstaltung, dazu ist noch ein neues Gesicht unterwegs: Anna Gaul, ab September neue Lehrerin, die schon jetzt erste Kontakte knüpft, damit sie für die Mädchen nicht mehr ganz fremd ist. Für einen großen Teil der 71 Mädchen und jungen Frauen aus schwierigen Lebenssituationen, die in der in der "heilpädagogisch-therapeutischen Einrichtung der Jugendhilfe" leben, ist die Ausbildung vor Ort Teil des heilpädagogischen Prozesses, sie kommen oft mit dem Druck in der freien Wirtschaft nicht klar, der erfolgreiche, staatlich anerkannte Berufsabschluss im einrichtungseigenen Betrieb dagegen stärkt individuell abgestimmt auf die jeweiligen Bedürfnisse, das Selbstwertgefühl und macht die jungen Frauen fit für ein selbstbestimmtes Leben, auf Integration in die Gesellschaft und Berufswelt.