
Kurven, die so eng sind, dass der Magen irgendwann auf- und sich der Fliehkraft hingibt und scheinbar in Richtung der benachbarten Sitzreihe rutscht, Schlaglöcher, die den Stoßdämpfern einiges abverlangen, schlechte Sicht, was hinter der Kuppe kommt, kann der Fahrer nur erahnen. Der Straßenbauausschuss tagt – einmal im Jahr mobil. Das Tiefbauamt führt bei einer Busfahrt in den Landkreis durch die laufenden Projekte und das, was noch kommen muss. Warum, das erfahren die Kreisräte am eigenen Leib. Diesmal im Norden des Landkreises.
Die schlechteste Strecke im Netz
Der Bus rumpelt über die Schlaglöcher der SW 34 zwischen Wülfershausen und der Landkreisgrenze. Die mit Abstand schlechteste Strecke im Kreisstraßennetz, auch wenn sie in der Mitte ausgebaut worden ist. Leider nur auf 5,50 Meter Breite. Damals Standard, heute 50 Zentimeter schmaler als üblich. Läuft der Grunderwerb im Sommer 2019 glatt, könnte der Ausbau der Strecke eventuell im Herbst ausgeschrieben werden, erklärt Rudolf Gehr, noch-Leiter des Tiefbauamts, der diese Woche verabschiedet wird, während der Bus schwankend die SW 34 passiert.
Möglicherweise ist die gemeinsame Fahrt durch die aktuellen oder geplanten Baustellen auf den 299,2 Kilometern Kreisstraßen auch mit ein Grund dafür, dass Gehr in 26 Jahren Amtszeit nur einmal eine Gegenstimme für die von ihm vorgelegten Pläne bekommen hat. Auch diesmal stimmt der Straßenbauausschuss einmütig zu. Es gibt einiges zu tun, auch wenn rund 95,7 Prozent der Straßen an die „Verkehrserfordernisse angepasst worden sind“. Doch die haben sich mit der Zeit geändert, man muss an einigen Stellen nachbessern.
Querverbindung, von der drei Landkreise profitieren
Oft läuft das in Zusammenarbeit mit den Gemeinden, die sich an die Bauarbeiten andocken. Gehwege werden miterneuert, ebenso wie Fahrbahndecken. Im Fall des Marktes Stadtlauringen ist auch das Amt für Ländliche Entwicklung im Boot – für die Teilnehmergemeinschaft der Flurbereinigung. Den Ausbau der SW 32 Reinhardshausen-Sulzdorf haben sich die Bürger lange gewünscht. Die Straße liegt sozusagen im Dreiländereck, ist Querverbindung verschiedener Staatsstraßen, die Fahrer aus den Landkreisen Schweinfurt, Rhön-Grabfeld und den Haßbergen nutzen, wie Landrat Florian Töpper und Bürgermeister Friedel Heckenlauer betonen.
Die 1,2 Kilometer lange Trasse wird auf 6 Meter Breite vergrößert. Die Arbeiten, die vor kurzem begonnen haben, will die Baufirma Strabag bis Mai 2019 fertigstellen. Die Zufahrt zu Reinhardshausen muss dabei immer möglich sein, betont Gehr gegenüber Firmen-Verantwortlichen, kurz nachdem man die Spaten zum offiziellen Baubeginn wieder in die Erde gerammt hat. Kosten: 857 000 Euro, von denen der Freistaat 426 000 Euro übernehmen wird. Der übliche Prozentsatz für Zuschüsse.
Ein weiteres Jahr vergeht für Dittelbrunn
Aus Dittelbrunn nichts neues, ist die Nachricht, während die Fahrt über die SW 8 in der Ortsdurchfahrt geht. Zwischen 5000 und 8000 Fahrzeuge rollen in 24 Stunden über die Trasse, die seit Jahren erneuert werden soll. Der Zustand ist schlecht, die Decke an vielen Stellen durchgebrochen, sagt Gehr. Bürgermeister Willi Warmuth ergänzt später, wie es aktuell aussieht. Die Gemeinde erneuert den Kanal, das war klar. Nun aber wollten die Stadtwerke „doch die 60 Jahre alte Wasserleitung“ austauschen. Warmuth rechnet damit, dass sich das Projekt um ein Jahr hinauszögern wird.
Dass die nötige Umleitung dann über die Heeresstraße laufen könnte, wünscht sich das Tiefbauamt des Landkreises. Warmuth will noch mehr: die Trasse auf seiner Gemarkung als Umfahrung für Dittelbrunn langfristig sichern. Die Verhandlungen mit der Bima, der Bundesanstalt für Immobilenaufgaben, über den Teil, der auf Dittelbrunner Gemarkung liegt, laufen, sagt der Bürgermeister. Erst dann wird sein Blick in Richtung Stadt gehen, die bisher „noch mauert“.
Rudolf Gehr wird sich – zumindest beruflich – um dieses Projekt keine Gedanken mehr machen müssen. Sein Nachfolger Marco Kraus, dagegen schon. Ebenso wie um viele andere geplante und laufende Projekte, die wir knapp aufgelistet haben.
Kreisstraßen: Was der Landkreis baut und plant
Laufende Ausbauprojekte:
SW 32 Reinhardshausen-Sulzdorf auf 6 Meter Breite. Länge: 1,2 Kilometer. Kosten: 860 000 Euro.
SW 9 Obbach-Greßthal, zweiter Bauabschnitt. Länge: 1,5 Kilometer. Bis zur Gemarkungsgrenze ist die Trasse ausgebaut, jetzt soll es ab dem westlichen Waldrand bis Greßthal weitergehen. Dabei wird auch die Trasse teilweise geändert. Geplanter Beginn: Erste oder zweite Oktoberwoche (noch unsicher). Geplantes Ende: Mai 2019. Kosten: 1,1 Millionen Euro. Ausbau auf sechs Meter.
Ausbauprojekte für 2019:
SW 37 zwischen Brünnstadt und Gerolzhofen – eine der am stärksten befahrenen Teilstrecken im Gerolzhöfer Raum. Problem: Schäden an der Fahrbahndecke, Spurrinnen. Ob der Ausbau der 2,1 Kilometer langen Strecke 2019 beginnen kann, hängt vom Grunderwerb ab. Dreiviertel der benötigten Fläche sind im Besitz des Landkreises. Kosten: um die 1,3 Millionen Euro.
SW 40 Herlheim-Alitzheim – auch in diesem Fall ist der Grunderwerb der Knackpunkt. Die Baumallee wird erhalten bleiben, an dieser Stelle wird die Fahrbahn nur 5,50 breit sein, auf dem Rest der insgesamt 2,8 Kilometer langen Strecke wird auf sechs Meter verbreitert. Eventueller Baubeginn: Sommer 2019. Geschätzte Kosten: rund 1,4 Millionen.
SW 34 zwischen Wülfershausen und der Landkreisgrenze. Der zweite, 2,4 Kilometer lange Bauabschnitt, wird rund 1,5 Millionen Euro kosten. Die Ausschreibung des Projekts kann – nach erfolgreicher Planung und Grunderwerb – frühestens im Herbst 2019 erfolgen.
SW 4 im Einmündungsbereich zur Staatsstraße 2281 bei Wettringen: Das Staatliche Bauamt will die Staatsstraße zwischen Aidhausen und Wettringen ausbauen – und in diesem Zug auch die Einmündung am südlichen Ortsrand von Wettringen erneuern. Von dem geplanten Kreisel an der Stelle ist das Tiefbauamt des Landkreises nicht begeistert. Der sei nicht erforderlich und mache das Ganze nur teurer. Kostenschätzung: 130 000 Euro.
Deckenbauprogramm 2019:
Geplant sind für nächstes Jahr auch wieder eine Reihe von weniger aufwändigen Arbeiten. So werden an folgenden Strecken für rund 595 000 Euro neue Deckschichten für die Fahrbahn aufgebracht oder ausgebessert: auf der SW 9 zwischen Schwemmelsbach und der Autobahnbrücke, der SW 19 Pfersdorf-Schotterwerk, der SW 40 und 42 in der Ortsdurchfahrt Herlheim, der SW 54 Dürrfeld-Kleinrheinfeld und auf der SW 57 Reichmannshausen-Landkreisgrenze.