Eine Großgemeinde im wahrsten Wortsinn entstand vor 50 Jahren durch die bayerische Gemeindegebietsreform: Mit heute über 10.000 Einwohnern in 13 Ortschaften und einer Fläche von 7365 Hektar wurde die Gemeinde Werneck gebildet, die größte im Landkreis Schweinfurt. Allerdings fanden sich 1972 erst zehn Orte zusammen. Drei weitere kamen in zwei Etappen dazu. "50 Jahre kommunale Einheit" werden dennoch jetzt gefeiert, am 31. Juli auf dem Balthasar-Neumann-Platz.
"Ob ein paar Jahre mehr oder weniger, spielt keine Rolle", meint Wernecks junger Bürgermeister Sebastian Hauck. "Der Aufbruch in eine neue, gemeinsame Gemeinde war 1972." Hintergrund war damals das Ziel der bayerischen Staatsregierung, leistungsfähigere Gemeinden durch größere Verwaltungseinheiten zu schaffen.
Auch zur Gründung der Einheitsgemeinde Werneck zum 1. Juli 1972 mit damals gut 8200 Einwohnern gab es "ein Riesenfest", erinnert sich die ehemalige Bürgermeisterin Edeltraud Baumgartl (2008 bis 2020): mit einem Sternlauf aus den zehn neuen Gemeindeteilen Egenhausen, Ettleben, Rundelshausen, Schleerieth, Schnackenwerth, Schraudenbach, Stettbach, Vasbühl, Zeuzleben und Werneck. Es gab natürlich den offiziellen Festakt am 30. Juni in der Aula der neuen Verbandsschule und am Abend ein Feuerwerk.
Ein gereimtes Gedicht zu diesem Tag ist Baumgartl noch in Erinnerung: dass das eine Dorf viel Wald mit in die Ehe gebracht habe, das andere volle Kassen und ein weiteres habe noch schnell ein gemeindliches Haus an die Kirche überschrieben. Zwischen 210 Einwohnern wie in Rundelshausen und 1058 Einwohnern wie in Ettleben zählten die neun Dörfer, die sich mit Werneck, damals 2772 Einwohner, zusammenschlossen.
Am 24. Januar 1972 wurde im Landratsamt die Auflösung der alten Gemeinden unterzeichnet
Schon im Herbst und Winter 1971 hatten die Gemeinderäte in den einzelnen Ortschaften diskutiert und sich für Werneck entschieden, mit unterschiedlichen Abstimmungsergebnissen. Dort habe die Einsicht aber überwogen, dass künftig größere Einheiten und eine professionelle Verwaltung nötig und effizienter seien, so Baumgartl. Zudem bot Werneck viele Arbeitsplätze im Schloss, hatte einen Notar, ein Krankenhaus und Altenheim, Ärzte und Apotheke und Einkaufsmöglichkeiten. "In einem großen Teil der Bevölkerung herrschte aber damals die Angst, dass sie in der Großgemeinde untergehen." Zumal Werneck auch eine andere Struktur als die dörflichen Gemeinden hatte.
Überall wurden Bürgerversammlungen abgehalten, weiß Baumgartls Vorgänger, der 76-jährige Paul Heuler aus Zeuzleben (1996 bis 2008). Außerdem wurden die Gemeinden in der Freiwilligkeitsphase der Gebietsreform bis 1976 damit gelockt, dass sie mehr Zuschüsse für ihre Infrastruktur zu erwarten hätten. Ob das tatsächlich der Fall war, kann er nicht sagen.
Schließlich wurde am 24. Januar 1972 im Landratsamt Schweinfurt die Urkunde über den Zusammenschluss der zehn Orte und die Auflösung der alten Gemeinden unterzeichnet. Der damalige Wernecker Bürgermeister Ludwig Röckelein (1956 bis 1972) und die letzten Bürgermeister der neun Gemeinden unterschrieben den Vertrag. Die Kommunalwahlen fanden dann außer der Reihe am 11. Juni 1972 statt, nicht wie sonst im März. Als Bürgermeister wurde Rudolf Reith gewählt, der bis 1996 im Amt blieb.
Röckelein und der damalige Landrat Georg Burghard waren es laut Baumgartl auch, die die Form des Zusammenschlusses vereinbarten. Als Grundstruktur lagen die bereits gebildeten Schulverbände zugrunde, erklärt Heuler. Zwar zählte auch Waigolshausen zum Schulverband Werneck, wehrte sich aber "von Anfang an konsequent gegen eine Eingemeindung. Man wollte sich von Werneck nicht bevormunden lassen". Zudem sei der Waigolshäuser Bürgermeister Bruno Zeißner erst eine Periode im Amt gewesen und habe dieses behalten wollen. Auch Brebersdorf gehörte zum Schulverband, so Baumgartl, und hätte eigentlich auch beitreten sollen, kam dann aber zu Wasserlosen.
Bürgermeister hielt Sprechstunden in allen Ortschaften
Um den neuen Wernecker Ortsteilen die Angst zu nehmen, habe sich Reith sehr bemüht, sagt Baumgartl. Sie selbst hatte damals ihre Verwaltungsausbildung im Wernecker Rathaus abgeschlossen und im Hauptamt gearbeitet. Reith hielt viele Jahre Sprechstunden in allen Ortschaften, auch die Rathausmitarbeiter waren draußen präsent.
In den ersten Jahren wurden auch keine Baumaßnahmen in Werneck selbst, sondern nur in den Dörfern durchgeführt wurden. "Die Reform war ein wirtschaftlicher Vorteil für die Gemeindeteile", sagt Baumgartl. Für die Verwaltung waren die Herausforderungen riesig: Alle Vorgänge und alle Standesämter mussten zusammengeführt, neue Satzungen erlassen und neue Mitarbeiter eingeführt werden, erinnert sie sich. "In Waschkörben wurden die Unterlagen aus den Rathäusern der Dörfer geholt und bei uns im Rathaus in Schachteln gepackt."
Als elfter Gemeindeteil trat Mühlhausen freiwillig zum 1. Januar 1976 Werneck bei. Das Dorf war 1972 noch dem damaligen Landkreis Karlstadt zugehörig und kam erst mit der Neugliederung der Landkreise zum 1. Juli 1972 zum Landkreis Schweinfurt. "Die meisten Mühlhäuser tendierten schon nach Schweinfurt, Karlstadt war zu weit weg", meint Baumgartl. Zudem war durch die Bahnstation die Verbindung nach Schweinfurt gut möglich, etwa auch für die Schüler der Gymnasien, sagt Heuler.
Bis zur nächsten Kommunalwahl am 5. März 1978 war Mühlhausen laut Chronik von Klaus Göbel durch einen Ortssprecher vertreten, der beratend mitwirken, aber nicht abstimmen durfte. Nach Baumgartls Erinnerung hatte aber Bürgermeister Reith sehr wohl auch auf dessen Wort gehört.
Die Erhebung zum Markt erhielt Werneck am 27. Juli 1984
Dass sich Eßleben und Eckartshausen nicht schon 1972 zu einem Beitritt zu Werneck entschließen konnten, sondern erst zum 1. Januar 1978, lag laut Heuler in den Personen der damaligen Bürgermeister begründet. In Eckartshausen war seit 1966 Siegfried Brätz das Ortsoberhaupt. Er wollte noch politisch verantwortlich bleiben, wollte Projekte wie Aussegnungshalle und Kanalisation durchführen. "Aber dann von der Gesamtgemeinde abfinanzieren lassen", so Heuler.
Auch in Eßleben habe Bürgermeister Koch noch eine Wahlperiode bis 1978 anhängen wollen. "Es gab aber keinen Druck oder Zwang", so Baumgartl. "Die beiden Orte wussten, dass sie sich nicht allein halten können." Die Erhebung zum Markt erhielt Werneck am 27. Juli 1984. Die große Marktgemeinde ist heute im Landesentwicklungsplan als Unterzentrum ausgewiesen.
Rückblickend bewerten sowohl Heuler als auch Baumgartl die Reform als sinnvoll und notwendig. Wenn auch die Größe der Gemeinde Werneck zu überlegen gewesen wäre, sagt die Altbürgermeisterin. Ihr Nachfolger Sebastian Hauck sieht die Gemeinde immer enger zusammenwachsen. "Dass jedes Dorf seinen Lokalpatriotismus pflegt, empfinde ich nicht als schlimm", sagt er. Die Zugehörigkeit zu seinem Dorf sei doch der Motor, weshalb sich der Bürger dafür einbringe.
Festprogramm 50 Jahre kommunale Einheit Werneck
10 Uhr Ökumenischer Gottesdienst, begleitet vom Musikverein Eßleben,
10.45 – 11.15 Uhr Begrüßung durch Bürgermeister Sebastian Hauck und weitere Grußworte,
13 – 18 Uhr Tag der offenen Tür im Rathaus, daneben die Ausstellung "Schlaglichter auf 50 Jahre kommunale Einheit", ein Quiz zur Gebietsreform, eine Fotobox und ein Kinderprogramm mit Hüpfburg Basteln und Schminken.
Ab 11.30 Uhr spielt die Unic! Big Band der Musikschule Schweinfurt, ab 14 Uhr Klangtastisch, das Orchester der Erwachsenenbläserklasse des Musikvereins Werneck und ab 16.30 Uhr Viva Bella Musica