Was hat Baseball mit Horror zu tun? Sehr viel, wie Fans der Zombie-Metzel-Serie „The Walking Dead“ wissen, wo Bösewicht Negan als ehemaliger Sportlehrer den Baseballschläger schwingt. Auch wenn man es den wild kostümierten Gastgebern nicht anmerkt: Die Baseballspieler der „Schweinfurt Giants“, die zur zweiten „Horror Night“ nach Yorktown Village eingeladen haben, zählen natürlich zu den Guten. Zelebriert wird eine nervenzehrende „Nacht des Grauens“, nicht etwa die samstägliche Zeitumstellung, sondern der mit dem Monatsende nahende Schrecken von Halloween.
Flackernde Totenlichtlein weisen dem späten Gast den Weg. Nebel wabert auf dem Friedhofsfeld vorm Eingang der ISM, der „International School Mainfranken“. Die deutschen und amerikanischen Namen auf einem Grabstein legen nahe, dass hier das komplette Baseball-Team die Schläger abgeben musste. Ein gewisser „Barry M. Deep“ hat nebenan seine ewige Unruhe gefunden. Aha. Ein englisches Wortspiel? Aaaah. Schauerliche Klänge hallen aus den Lautsprechern. Im Gebüsch tuckert ein Motorsäge, die Fratze des dazugehörigen Elektrosensenmanns sieht aus, als habe sie bereits mit der entschärften Klinge Bekanntschaft gemacht.
Ein wahres Horror-Kabinett
Drinnen kleben im Schummerlicht Watte-Spinnweben, grinsen Skelette. Ein Typ mit blutbespritzer Eishockeymaske zückt seine Machete, und merkt nicht, dass bereits zwei Zombie-Mädels an ihm schnuppern. Nanu, sind die „Mighty Dogs“ mit von der Partie? Nicht doch, auf dem Gang splattert der untote Killer aus „Freitag der 13.“ Leicht zu verwechseln mit dem Türsteher, dem bleichen Schlitzer Michael Myers von „Halloween“ (Folge I bis VI, plus noch ein paar Fortsetzungen). „Nachts im Filmmuseum“, hätte man die Horror Night auch untertiteln können. Jung und Alt kommen ebenfalls in Verkleidung, mal mumifiziert, mal leicht anskelettiert, mal mit (Kunststoff-)Messer in der Perücke.
„Was soll ich Dir abhacken? Arm oder Bein?“ Der Doktor im Grusel-Krankenhaus hat die Wahl der Qual, mit seinem Skalpell. Unterm Patientenbett tastet ein kaltes Händchen hervor, während die Oberschwester nach weiteren Opfern sucht. Schnell raus hier. Aus einem zerrissenen Vorhang schlüpft ein bissiger Werwolf. Der will nur spielen, oder? Platz!
Nur Erschrecken erlaubt
„Anfassen dürfen die Darsteller unsere Besucher nicht“, beruhigt John MacDonald, einer der Trainer der „Giants“, im Kostüm eines Vodoo-Meisters. Zusammen mit Ehefrau Priscilla hat er den Spuk am Kesslerfield organisiert. Wenn er es denn wirklich ist, unter der coolen Totenschädelmaske mit Zylinder. Der Aufwand für die morbide Pracht ist schon beeindruckend: „Das Meiste stammt aus dem Internet“, sagt MacDonald. In einem Zimmer kochen kleine und große Hexen ihr Süppchen. Nebenan huschen Horrorclowns: „Es“ persönlich scheint aus dem Gully gesprungen zu sein, hinaus auf einen Spielplatz.
Giants-Trainer Damien Greenwell zählt derweil am Eingang die Köpfe und ist zufrieden: Gerechnet wird mit 300 Besuchern, das Mindestalter ist acht Jahre, Einlass gibt es gegen einen kleinen Obulus. Im letzten Jahr wurde noch auf dem Spielfeld geschaudert, bevor die internationale Schule das Grauen zu sich ins Haus geholt hat.
In der großen Halle erholen sich die Nachtschwärmer bei Süßem, Sauren oder anderen Leckereien. Für die Kinder gibt es einen Augenschmaus, dank Schaumzucker-Glotzer sogar im Wortsinn. Eine der Hexen löffelt draußen ihr Süppchen. „Es geht um den Spaß und das Gesellige“, sagt die Mutter eines jungen Mitglieds in der Mannschaft. Und natürlich um Werbung für den uramerikanischen Sport, dessen Nachwuchs in der Turnhalle der ISM trainiert. Vollkommen friedlich: Auch wenn ein Baseballschläger oder schneller „Run“ nützlich wären, in einem echten Horrorhaus.