"Weil’s wurscht ist", so lautet das Motto der Schwarzen Elf in diesem Jahr. Die Gesellschaft setzt so ein Zeichen gegen die zunehmende Miesepetrigkeit. "An den Zuständen der Welt können wir nichts ändern, deshalb feiern wir Fasching, weil’s wurscht ist", erklärte Sitzungspräsident Ludwig Paul, der wie immer humorvoll und souverän durch das Programm führte. Die Auftaktsitzung am Freitagabend in der Schweinfurter Stadthalle sorgte dann auch dafür, dass der letzte Zuschauer im vollbesetzten Saal für einige Stunden den Alltag hinter sich lassen konnte.
In politisch bewegten Zeiten ist der Fasching natürlich geprägt von Witzen, die sich mit den Politikern und ihrem Umgang mit Krisen befassen. So machte Helmut Backhaus als Hausmeister der Stadthalle gleich zu Beginn darauf aufmerksam, dass der Fachkräftemangel nicht nur die Unternehmen belaste, sondern es offenkundig auch an geeignetem Fachpersonal in der Bundesregierung fehle. Er setzte sich aber auch mit dem zunehmenden Einsatz von Technik auseinander. "Bevor wir mehr an Künstlicher Intelligenz arbeiten, sollten wir die natürliche Verblödung beseitigen."
Meister des geschliffenen Wortes: Peter Kuhn als Richter
Die Kunstform der politischen Faschingsrede beherrscht kein anderer so gut wie Peter Kuhn. In diesem Jahr hatte er dazu die Figur des Richters gewählt. Er nahm das Publikum abwechselnd als Zeugen, Schöffen und Angeklagte in die Pflicht. Natürlich durfte dabei auch die "etwas bräunliche Vergangenheit" von Hubert Aiwanger nicht fehlen. Ministerpräsident Söder habe es schwerer, sich bei solchen Sachen aus der Affäre zu ziehen: "Läuft die Sache aus dem Ruder, hat Söder schließlich keinen Bruder." Aber auch mit den "Menschenrechten" befasste sich der Richter auf der Bühne: "Folter ist bei uns verboten. Trotzdem hat Helene Fischer gute Quoten."
Zum Fasching gehören selbstverständlich nicht nur geschliffene Reden, sondern auch Musik und Tanz. Nicht nur die Garde und die Tanzmariechen der Gastgesellschaft Buchnesia als deutsche Vizemeisterinnen im Gardetanz begeisterten das Schweinfurter Publikum. Auch die eigene Turn- und Tanzgruppe präsentierte Artistik und Bewegungsfreude vom Feinsten.
Auch das Stadtgeschnatter darf nicht fehlen
Die Nachwuchsbüttenrednerin Maxim Modlinger berichtete einmal mehr aus ihrem Familienalltag. Ihre Mutter würde zwar immer sagen, Ordnung ist das halbe Leben. Ihre Antwort darauf sei aber: "Halbe Sachen mache ich nicht." Die beiden Rentner Manfred Göbel und Thomas Spath, die sich im "Café Leichschmaus" auf ein schnelles Käffchen trafen, zeigten sich davon überzeugt, dass Essen die Erotik des Alters ist. Selbst unter den Umständen, dass "meine Zähne und ich schon seit Jahren getrennt schlafen gehen".
Bei der Schwarzen Elf darf auch das Stadtgeschnatter auf der Bühne nicht fehlen. Schließlich gehört es zum Fasching dazu, auch einmal die Stadtspitze gehörig durch den Kakao zu ziehen. In diesem Jahr waren die benannten Aufreger die gescheiterte Ansiedlung eines Supermarktes in Oberndorf, die nahezu täglich wechselnde Verkehrsführung in Schweinfurt, die Kirche, die sich immer mehr aus dem öffentlichen Leben zurückzieht und der Wolf, der in Bergrheinfeld gesichtet wurde.
Jonas Paul verlegte das Berliner Ampelchaos in den Wilden Westen. Scholz sei der Sam Hawkins der Politik. "Er bleibt stumm, weil er nur sagt, was er denkt." Aber auch rechtsextreme Politiker nahm der Redner närrisch aufs Korn: "Wenn wir die braunen Aasfresser nicht stoppen, landen wir alle unter Geiern". Es war deutlich nach 1 Uhr am Samstagmorgen, als die Zuschauer sich zufrieden auf den Heimweg machten. Sie wissen jetzt, warum der Fasching nicht "wurscht" ist.