Die Passionsgeschichte nahezu ohne Worte, dafür aber mit Bildern, musikalischer Gestaltung (Lukas Neuner an den Saxophonen), einem Szenolog des Hauptmanns unter dem Kreuz (Martina Werb) und dadurch aus ungewöhnlichem Blickwinkel konnte man in diesem Jahr erleben. Der Wandel des selbstsicheren, spöttischen Hauptmanns hin zu einem zweifelnden, in Dialog mit Jesus tretenden Menschen stand im Mittelpunkt der Deutung der Passionsgeschichte.
"Ich glaub doch nicht an euren Gott. Mein Gott, wir haben deinen Sohn gekreuzigt. Wir haben ihn ermordet. Wie soll ich damit leben? Jeschua, ich bitte dich um Vergebung. Verzeih mir." Dieser dramaturgische und inhaltliche Höhepunkt zog alle in der bis auf den letzten Platz besetzen Kirche in den Bann. Jeder konnte sich in der facettenreichen Person des Hauptmanns, gekonnt und glaubwürdig von Martina Werb dargestellt, wiederfinden. Zweifeln, auf der Suche sein, Nachdenken über eigenes Fehlverhalten und auch ein ergreifendes Schuldeingeständnis forderten die Besucher dazu heraus, ihre eigene Position in der Passionsgeschichte zu finden.
Nach dieser außergewöhnlichen und ergreifenden Konfrontation mit dem Geschehen unter dem Kreuz schlossen sich in dichter Atmosphäre Fürbittengebet, Kreuzverehrung mit zahlreichen Blumen und ein stiller Schlusssegen an. Dass das Wagnis dieser ungewohnten Begegnung mit dem Karfreitagsgeschehen gelungen ist, lassen die zahlreichen positiven Rückmeldungen an die Veranstalter, Diakon Joachim Werb und Gemeindeteam, vermuten.
Von: Joachim Werb (Gemeindeleiter, Gemeinde St. Anton, Pfarrei Heilig Geist Schweinfurt)