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Aufgegabelt: Knoblachs schneller Finger
Aufgegabelt: Zauberei und Politik       -  Es gibt Sachen, die bringen einen zum Erstaunen. Weil man zum Beispiel plötzlich eine ganz neue Seite an jemanden entdeckt. Und sich fragt: Wie hat er/sie das gemacht?  Am Politischen Aschermittwoch am Tag danach in Oberwerrn gab es so einen Moment. Wer ihn erlebt hat, war erstaunt. Und fragt sich: Kann Anja Weisgerber zaubern?   Denn die kurze Zeit, die sie gebraucht hat, um vom Rednerpult am einen Ende des Saales zum Eingang am anderen Ende des Saales zu gelangen, um Innenminister Joachim Herrmann zu begrüßen und mit ihm in den Saal einzuziehen, war übermenschlich schnell. Und das mit schicken Schuhen! Respekt. Schade, dass es kein Zaubereiministerium gibt. Die geeignete Kandidatin gäbe es.
| Es gibt Sachen, die bringen einen zum Erstaunen. Weil man zum Beispiel plötzlich eine ganz neue Seite an jemanden entdeckt. Und sich fragt: Wie hat er/sie das gemacht?
Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 29.10.2015 03:40 Uhr

Auf 2500 Jahre wird die Idee der Demokratie geschätzt, um der damals weit verbreiteten Tyrannei die Volksherrschaft entgegenzusetzen. Die heute so gescholtenen Griechen erfanden die ersten Arten eines Parlaments: Bürger, die in Vertretung des ganzen Volkes Entscheidungen treffen sollten. Im Prinzip ist das heute noch so – seit etwa 200 Jahren auch in jenem Staatsgebilde, das dem heutigen Deutschland entspricht. Bis hinunter zur lokalen Ebene. Das heißt: Auch im Kreisausschuss des Landkreises Schweinfurt geht man von parlamentarischen Regeln und Gepflogenheiten aus. Eine solche ist es, dass die Redner die Vertreter der Fraktionen in der Reihenfolge ihrer Stärke das Wort überlassen. Im Kreistag und dessen Ausschüssen heißt die Reihenfolge also: Erst darf die CSU was sagen, dann die SPD, gefolgt von den Freien und den Grünen, zum Schluss sind die Linken und die FDP dran. Dieses Prozedere hat zur Folge, dass im Falle von Einigkeit, was im Kreisausschuss häufig der Fall ist, die kleinen Parteien nur noch das wiederholen können, was die großen schon in großen Worten gesagt haben.

Paul Knoblach von den Grünen allerdings hat sich nie so recht um diese unausgesprochene Regel geschert. Er hat sich stets gemeldet, wenn ihm danach war. Und ihm war oft sehr schnell danach. Landrat Florian Töpper seinerseits hat sich streng an die Reihenfolge der Meldungen gehalten, weswegen oft Knoblach als Erster, Zweiter oder Dritter seinen Beitrag loswerden durfte, wenngleich er nach Parlamentsräson doch nur als Vierter an der Reihe gewesen wäre.

Die Fraktionen haben es hingenommen. Bis zum vergangenen Montag, als Knoblach erneut als Schnellster den Finger gehoben hat. Das wiederum veranlasste Friedel Heckenlauer, der die zweifelsohne stärkste CSU-Fraktion anführt, zu einem Hinweis auf die Sache mit den parlamentarischen Gepflogenheiten. Was selbstverständlich Knoblach nicht unkommentiert lassen wollte, nun aber Landrat Florian Töpper (er darf sich als Sitzungsleiter stets und nach eigenem Gusto das Rederecht erteilen) auf den Plan rief: Knoblach möge doch bitte nur zur Tagesordnung sprechen. Das mit dem Wortmeldungen werde man in einer Runde mit den Fraktionschefs klären. Allgemeine Zustimmung. Den bis dahin ungeklärten Zustand erlaubte sich der Grüne noch mal auszunutzen. Beim nächsten Tagesordnungspunkt war Knoblach wieder Erster.

 
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