Aufgegabelt
Es gibt schöne Traditionen, die mit Kleidung zu tun haben. Dirndl zum Oktoberfest, Trachtenjanker zum politischen Aschermittwoch, die Jeans am lässigen Freitag im Büro, das kleine Schwarze zum gepflegten Abend, das adrette, dezent ausgeschnittene Kleid zum Antrittsbesuch bei der Schwiegermutter in spe.
Und es gibt Menschen, für die Textilien so was wie ein Talisman oder ein Markenzeichen sind. Genschers gelber Pullunder zum Beispiel, der rote Schal von Walter Momper oder das blaue Kleid von Barbara Stamm, über das im Fasching unter dem Stichwort „blaues Klääd“ mancher Witz gerissen wurde, schließlich haben die Gebrüder Narr das blaue Stamm-Kleid bei der Fastnacht in Franken zum Kult gemacht. Es gibt jetzt aber ein zweites blaues Kleid, das seiner Trägerin als Glücksbringer dient. Anja Weisgerber hat bei ihrer ersten Rede im Bundestag (hat richtig Spaß gemacht) das königsblaue Jackenkleid getragen, das sie am Wahltag anhatte. „Das hat mir schon so viel Glück gebracht“, sagt sie. Um Mietrecht und Wohnungsbau ging es in der Rede. Aber die große Frage ist natürlich: Wird es ein zweites, blaues, CSU-Kult-Kleid geben?