
Mit einem mehrstündigen Festakt hat die Feuerwehr Gerolzhofen am Freitagabend offiziell ihren 150. Geburtstag gefeiert. Zahlreiche Ehrengäste aus dem öffentlichen Leben waren der Einladung der Stadt Gerolzhofen zum Festkommers im Festzelt auf dem Gelände der Spedition Gress gefolgt. Im Mittelpunkt des Abends standen die Ehrung langjähriger aktiver Feuerwehrleute durch den Freistaat Bayern und die Ehrung von langjährigen Mitgliedern durch den Feuerwehrverein.
Als Festredner war Innenstaatssekretär Gerhard Eck nach Gerolzhofen gekommen. Mit launigen Worten erinnerte er sich daran, wie er bereits als 16-Jähriger („Da gab es wohl einen Tippfehler in meinem Ausweis“) seine erste Feuerwehr-Leistungsprüfung ablegte. Damals sei man als kleine Dorfwehr im Gerolzhöfer Land froh gewesen, wenn die Feuerwehr aus der Stadt anrückte, um zu helfen.

Denn in Gerolzhofen habe es schon immer eine ausgezeichnete Feuerwehrarbeit gegeben. „Ich nenne hier nur die Namen Zink und Feller.“ Daran habe sich bis heute nichts geändert. „In Gerolzhofen, der Hauptstadt des Landkreises Schweinfurt, gehen die Uhren noch richtig“, sagte der Staatssekretär unter dem Beifall der Zuhörer. „Wir haben nichts gegen den Landkreis Schweinfurt – aber wir sind stolz auf unser Gerolzhofen.“
Egoismus nimmt zu“
In der heutigen heterogenen Gesellschaft nehme der Egoismus immer mehr zu, beklagte Eck. „Auch den Feuerwehren wird kaum noch ein Dank ausgesprochen, lieber wird nach möglichen Fehlern gesucht.“ Der Freistaat Bayern stehe aber uneingeschränkt hinter seinen rund 450 000 aktiven Feuerwehrleuten. Dies zeige sich auch an der hohen staatlichen Förderung von 185 Millionen Euro, die in den vergangenen Jahren in das Feuerwehrwesen geflossen seien.
Zum Jubiläum der Wehr hatte der Innenstaatssekretär noch ein besonderes Geschenk dabei: Er lud die aktiven Mitglieder zu einer Fahrt in den Bayerischen Landtag nach München ein.
Lob vom Bürgermeister
„Was wäre, wenn wir die 112 wählen – und niemand kommt?“, fragte Bürgermeister Thorsten Wozniak. „Ich möchte es mir nicht vorstellen.“ Die Bürgerinnen und Bürger könnten im Notfall auf eine schnelle und qualifizierte Hilfe der Feuerwehr vertrauen. Dabei sei der ehrenamtliche Einsatz der Feuerwehrmänner und -frauen ein gefährlicher Dienst, zum Teil mit hoher Belastung, sowohl körperlich als auch psychisch.
Das Aufgabenspektrum der Wehr habe sich seit ihrer Gründung im Jahr 1868 deutlich geändert, betonte Wozniak. Längst gehe es nicht mehr nur um den Brandeinsatz, sondern oft um technische Hilfsdienste im Straßenverkehr. „Es ist deshalb richtig und wichtig, dass die bayerische Staatsregierung und die Stadt Gerolzhofen den Ausrüstungsstand unserer Freiwilligen Feuerwehren auf hohem Niveau halten.“
Die gute Ausstattung sei das eine, die Kameradschaft innerhalb der Wehr aber das andere. „Die Gerolzhöfer Feuerwehr ist mehr als nur ein Zusammenschluss von Ehrenamtlichen. Hier wird Kameradschaft und auch Freundschaft gelebt.“
Die stellvertretende Landrätin Christine Bender, die dann auch die staatliche Ehrung der Feuerwehrmänner vornahm, würdigte im Namen des Landkreises Schweinfurt die stete Einsatzbereitschaft und den hohen Ausbildungsstand der Gerolzhöfer Wehr. Der Landkreis steuere seinen Beitrag dazu bei, indem er regelmäßig Zuschüsse für Ausrüstungsgegenstände gewähre beziehungsweise landkreiseigene Fahrzeuge in Gerolzhofen stationiere.

Der Bäcker macht sein Geschäft zu
Der oberste Feuerwehrmann des Landkreises Schweinfurt, Kreisbrandrat Holger Strunk, stellte fest: „Die Bürger können beruhigt schlafen.“ Denn es gebe rund um die Uhr die Mitglieder der Feuerwehr, die in ständiger Alarmbereitschaft seien, um ihren Mitmenschen zu helfen. Das hohe Engagement der Gerolzhöfer Floriansjünger zeige sich alleine schon daran, wie aufwändig das Festgelände gestaltet sei. „Und wenn ein Gerolzhöfer Bäcker und Feuerwehrmann eine Woche lang seinen Laden zumacht, damit er und seine Familienangehörigen beim Feuerwehrfest helfen können, dann sagt dies alles doch alles aus.“

Extra für das Fest war auch eine Abordnung der Feuerwehr aus der französischen Partnerstadt Mamers angereist. Damien Tariel überreichte als Gastgeschenk einen historischen Einsatzhelm aus dem Jahr 1933. Die Gerolzhöfer revanchierten sich mit mehreren Erinnerungsstücken.
Kritische Töne vom Vorsitzenden
Zu Beginn der Festveranstaltung betonte Berthold Möslein, Vorsitzender des Feuerwehrvereins, in seiner Begrüßung, das Gefühl, gebraucht zu werden, gepaart mit den spannenden Herausforderungen der Einsätze, sei die Motivation vieler Feuerwehrleute. „Es tut gut, Menschen in Not zu helfen.“ Doch es gebe auch Schattenseiten. „Viele nehmen es inzwischen als eine Selbstverständlichkeit an, dass jemand parat steht.“ Und Dinge, die nichts kosten, seien für viele auch nichts wert.
In der heutigen Gesellschaft stehe das Wohl des Einzelnen oft über dem der Allgemeinheit. Deshalb sei es nicht hoch genug zu schätzen, wenn Feuerwehrleute „in einer Welt der Egoisten“ sich noch ehrenamtlich engagieren.
Kommandant Roland Feller blickte in Stichpunkten auf die 150-jährige Vereinsgeschichte der Wehr zurück. Angesichts der Zunahme von Aufgaben und Einsätze stellte er auch die Frage in den Raum, wo die reine Ehrenamtlichkeit ende. Die Belastungsfähigkeit von rein freiwilligen Helfern habe auch Grenzen.
Der von Ehrenkreisbrandinspektor Gottfried Schemm moderierte Festkommers wurde musikalisch sehr ansprechend von der „Feuerwehrkapelle des Altlandkreises Gerolzhofen“ umrahmt.
Die geehrten Feuerwehrleute
Beim Kommersabend zeichnete die stellvertretende Landrätin Christine Bender langjährige Aktive der Feuerwehr Gerolzhofen mit einer staatlichen Ehrung aus. Für mindestens 25 Jahre waren dies Daniel Pils und Martin Rosentritt. Seit mehr als 40 Jahren aktiv sind Günter Reck, Alfons Schmitt, Horst Blattner, Franz Hepp, Berthold Möslein und Wolfgang Gürsching.
Für langjährige Mitgliederschaft im Feuerwehrverein wurden weitere Personen geehrt. Für mindestens 60 Jahre: Alfred Röder, Robert Wächter, Josef Johanni, Josef Nastvogel, Bruno Volk, Kanditus Geheb, Rudolf Tüncher, Karl Dittmann, Erwin Förster und Werner Seubert.
Für mindestens 50 Jahre: Josef Meyer, Kilian Herbig, Erich Schneider, Franz Wachtel, Günter Reuß und Winfried Feller.
Für mindestens 40 Jahre Mitgliedschaft: Alfred Weigand, Robert Braun, Heribert Wehner, Josef Stumpf, Wendelin Fritz und Robert Gürsching.