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Euerbach
Wandern auf den Spuren von Krieg und Frieden
Wer gerne in der Natur unterwegs ist, sich aber auch für Geschichte empfänglich zeigt, kann auf dem gut sieben Kilometer langen Kulturachter in Euerbach alle Interessen kombinieren.
Wandern auf dem Kulturachter Euerbach.  Am Rande des Ortes führt der Weg an Streuobstwiesen vorbei.
Foto: Patty Varasano | Wandern auf dem Kulturachter Euerbach.  Am Rande des Ortes führt der Weg an Streuobstwiesen vorbei.
Patty Varasano
 |  aktualisiert: 29.01.2023 03:01 Uhr

Wer gerne in der Natur unterwegs ist, sich aber auch für Geschichte und Kulturlandschaft empfänglich zeigt, kann auf dem Kulturachter in Euerbach alle Interessen kombinieren. Der etwas über sieben Kilometer lange Wanderweg führt nicht nur am einzigen Grenzsteingarten in Deutschland vorbei, sondern auch über einen Friedensweg, der mit seinen Nationenbäumen zur Versöhnung unter den Völkern mahnt. Die Tour erklärt anhand von 17 Informationstafeln Spannendes über die Gemeinde im Landkreis Schweinfurt.

1. Wohin geht der Ausflug und was ist das für eine Tour?

Die Rundwanderung auf dem Kulturachter startet in Euerbach, einer rund 3000 Einwohner zählenden Gemeinde im Landkreis Schweinfurt. Der Name der Strecke rührt von ihrer Form her, die aus der Luft betrachtet der Zahl Acht ähnelt. Auf zwei Schleifen im Norden und Süden von Euerbach können Geschichte, Kulturlandschaft und Natur an 17 Stationen erwandert werden.

Die Strecke bekommt ihren Namen durch den Verlauf in Form einer Acht.
Foto: Patty Varasano | Die Strecke bekommt ihren Namen durch den Verlauf in Form einer Acht.

2. Wie komme ich da hin? Und wo parke ich?

Euerbach ist mit dem Auto über die Autobahn A 70 im Süden sowie die westlich und östlich angrenzenden Autobahnen A 7 und A 71 sowie im Anschluss über die Bundesstraße 303 zu erreichen. Im Ortskern von Euerbach stehen mehrere PKW-Parkplätze zur Verfügung.

Mit etwas Glück sieht man gleich zu Beginn der Wanderung gegenüber vom Grenzsteingarten Alpakas grasen.
Foto: Patty Varasano | Mit etwas Glück sieht man gleich zu Beginn der Wanderung gegenüber vom Grenzsteingarten Alpakas grasen.

Wer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, fährt am besten von Schweinfurt mit der Buslinie 8139 bis zur Haltestelle "Kirchenburg" nach Euerbach. Derzeit (Stand: Januar 2023) weisen an den Haltestellen Schilder auf krankheitsbedingte Fahrtausfälle im Regionalbusverkehr hin. Insofern sollte man vor Fahrtantritt im Fahrplan noch einmal die Verfügbarkeit prüfen. Alternativ können Lauffreudige nach Auskunft der Gemeinde auch mit dem Zug in Oberwerrn aussteigen und dann 30 Minuten am Feld entlang nach Euerbach laufen.

3. Warum sollte ich dorthin?

Ausflügler, die eine Wanderung gerne mit Natur, Kultur und Historie verknüpfen wollen, sind auf der Tour gut aufgehoben. Die südliche Route widmet sich vor allem der jüngsten Vergangenheit, der Geschichte des Zweiten Weltkriegs. Hier wird unter anderem die Nachrichtenstellung "Lager Wildschwein" sowie die Radarstellung "Haderäcker" und auch die Flak-Stellung im "Bodengraben" erläutert.

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4. Was gibt es zu sehen und zu erleben?

Start und Ziel des Kulturachters ist am Alten Rathaus in Euerbach an der Hauptstraße, Ecke Kirchstraße. Am Start der Tour informiert eine Übersichtstafel über die Eckdaten und den Verlauf des Wanderwegs. In einer Kunststoffbox gibt’s außerdem Flyer zum Mitnehmen. Tourenlogo ist eine grüne Acht auf weißem Grund mit dem blauen Schriftzug "Kulturachter".

Die Südroute führt an neun Stationen vorbei. Die erste ist der Grenzsteingarten, nach Angaben des Wanderflyers der einzige in Deutschland, der als Denkmal zur Erinnerung an die Flurbereinigung gesetzt wurde. Auf einer Fläche von zehn auf sieben Metern wird hier das Dorf Euerbach im steinernen Miniatur-Format gezeigt. Mit etwas Glück kann man auf der gegenüberliegenden Wiese Alpakas grasen sehen. An Streuobstwiesen vorbei geht es über die Heeresstraße bis zum "Lager Wildschwein". Die Infotafel vor Ort erläutert, dass sich hinter diesem Decknamen eine Nachrichtenstellung zur Erfassung von Feindfliegern verbarg.

Der Grenzsteingarten ist eine Miniaturausgabe Euerbachs selbst und erhält so durch die Flurbereinigung überflüssig gewordene Grenzsteine.
Foto: Patty Varasano | Der Grenzsteingarten ist eine Miniaturausgabe Euerbachs selbst und erhält so durch die Flurbereinigung überflüssig gewordene Grenzsteine.

Den renaturierten Eschenbach streifend erfolgt der nächste Stopp an der Radarstellung "Haderäcker" und Friedensdenkmal. Hier wurde rund um die restlichen Fragmente des Radargerätes "Würzburger Riese" ein Friedensdenkmal geschaffen. Ein rund 100 Meter langer Friedensweg, der von Nationenbäumen umsäumt ist, führt hoch zu einem Aussichtspunkt, an dem auch eine Bank zum Verweilen einlädt.

Weiter Richtung Osten sind im Graben Reste des Befehlsstandes einer Flakbatterie erkennbar. An der nächsten Brücke über die Euer wird gezeigt, wie der Bach sich nach der Renaturierung wieder schlängelt, was der Ökologie und dem Hochwasserschutz zugute kommt. Über die Station "Untere Mühle" sowie "Viehwaage und Gefrieranlage", an denen es aber nicht viel zu sehen gibt, führt die südliche Tour zurück zum Dorf. Highlights auf der Nordroute sind unter anderem das spätmittelalterliche Stefanskreuz, die Passage auf dem Fränkischen Jakobusweg sowie der Judenfriedhof, auf dem bis 1940 Bestattungen vorgenommen wurden.

Die Station Judenfriedhof: Die Friedhofsfläche mit heute 1171 Grabsteinen wurde bis 1936 mehrmals vergrößert und umfasst heute 8400 Quadratmeter.
Foto: Patty Varasano | Die Station Judenfriedhof: Die Friedhofsfläche mit heute 1171 Grabsteinen wurde bis 1936 mehrmals vergrößert und umfasst heute 8400 Quadratmeter.

Und für all die, die sich schon immer gefragt haben, wohin der Storch die Kinder bringt, hält die Nordroute an der Station 15 auch eine Antwort parat.

Wichtig zu wissen: Auf der Route fehlen drei Wegweiser. Der erste kurz vor der Viehwaage an der Ecke "Am Sportplatz". Hier geht es rechts in den Ort zurück bis zur Hauptstraße, wo man ebenfalls rechts abbiegt. "An den Schwalgen 3", der Straßenname hängt an einer bunten Garage, geht es ebenfalls rechts weiter. Nach dem Judenfriedhof fehlt ebenfalls eine Wegemarkierung. Hier hat man allerdings bereits Euerbach im Blick und kann seine Laufrichtung daran ausrichten.

An der letzten Station 'Obere Mühle' stand einst eine Mühle, die bis etwa 1900 genutzt wurde. Heute sind nur noch Reste der Mühlradbefestigung erkennbar.
Foto: Patty Varasano | An der letzten Station "Obere Mühle" stand einst eine Mühle, die bis etwa 1900 genutzt wurde. Heute sind nur noch Reste der Mühlradbefestigung erkennbar.

5. Wie viel Zeit sollte ich einplanen?

Für die gesamte Wanderung mit 7,25 Kilometer Länge benötigt man rund zweieinhalb Stunden. Die Nord- und Südrunde (je 3,9 Kilometer) lassen sich jeweils in gut einer Stunde bewältigen. Die südliche Variante kann bei Bedarf auch auf zweieinhalb Kilometer abgekürzt werden. Für diese braucht man ungefähr 45 Minuten.

6. Was ist die beste Zeit für diesen Trip?

Die Tour ist ganzjährig wanderbar. Die meisten Passagen verlaufen auf gut begehbaren Wegen. Die Etappe im Wald, die im Sommer Schatten spendet, kann in der kälteren, klammen Jahreszeit matschig sein, weswegen in dieser Zeit und nach regenreichen Tagen festes und griffiges Schuhwerk von Vorteil ist. Im Sommer sollte man hingegen die Sonnencreme nicht vergessen, weil der Großteil der Strecke auf offener Flur verläuft.

7. Für wen ist der Ausflug geeignet?

Die Strecke, die kaum Steigungen beinhaltet, ist für Menschen von jung bis alt wanderbar. Unterwegs laden einige Sitzgelegenheiten zum Pausemachen ein. In der kälteren Jahreszeit kommen aber auch manche davon ins Winterquartier. Die südliche Tour lässt sich an trockenen Tagen auch mit dem Kinderwagen machen.

8. Wenn der kleine Hunger kommt: Wo gibt es was zu trinken und zu essen?

Neben einem griechischen Lokal können Ausflügler in Euerbach am Wochenende im Sportheim einkehren. Darüber hinaus gibt es nach Angaben der Gemeinde zwei Bäckereien und Imbisse im Ort.

9. Wenn ich noch Zeit habe und bleiben will – was bietet die Umgebung?

In Euerbach lohnt die historische Kirchenburg einen Besuch. Teile dieses Gebäudes (die Krypta) gehen bis auf das Jahr 1251 zurück. Da die Kirche derzeit renoviert wird (Stand Januar 2023), ist sie für Besucher geschlossen. Das Alte Rathaus von 1537 und die barocke Balthasar-Neumann-Kirche aus dem 18. Jahrhundert zählen nach Angaben der Gemeinde zu den weiteren Sehenswürdigkeiten des Dorfes.

Blick auf die Kirche St. Cosmas und Damian in der Kirchenburganlage Euerbach. Sie liegt nicht direkt auf dem Wanderweg, aber ist vom Startpunkt aus schon zu sehen und in wenigen Schritten zu erreichen.
Foto: Patty Varasano | Blick auf die Kirche St. Cosmas und Damian in der Kirchenburganlage Euerbach. Sie liegt nicht direkt auf dem Wanderweg, aber ist vom Startpunkt aus schon zu sehen und in wenigen Schritten zu erreichen.

Das drei Kilometer entfernt gelegene Sömmersdorf, ein Ortsteil der Gemeinde Euerbach, ist vor allen Dingen für die Fränkischen Passionsspiele bekannt. Diese werden auf einer Freilichtbühne alle fünf Jahre – das nächste Mal 2024 – aufgeführt und zeigen die Leidensgeschichte Jesu. In der Ortsmitte gibt es darüber hinaus den Passionsgarten. In einer Dauerausstellung unter freiem Himmel wird hier die Geschichte des Geistlichen Spiels und der Passionsspiele beleuchtet. Zwei Passionswege führen Besucher außerdem an verschiedenen Stationen rund um das Dorf, um sie zum Innehalten und Nachdenken anzuregen.

Rund zehn Fahrminuten entfernt liegt die Stadt Schweinfurt, die mit etlichen Freizeitmöglichkeiten lockt. Für Familien mit Kindern bietet sich beispielsweise der Wildpark an den Eichen mit Streichelzoo und Spielplätzen an oder an warmen Tagen ein Besuch am Schweinfurter Baggersee oder im Kletterwald Einsiedel. Für Kulturfreunde stehen mehrere Museen zur Auswahl und wer einfach nur mal shoppen will, findet möglicherweise in der Stadtgalerie ein unverhofftes Schnäppchen.

An der Station 'Haderäcker' und Friedensdenkmal wurde rund um die restlichen Fragmente des Radargerätes 'Würzburger Riese' ein Friedensdenkmal geschaffen. Ein rund 100 Meter langer Friedensweg, der von Nationenbäumen umsäumt ist, führt hoch zu einem Aussichtspunkt, an dem auch eine Bank zum Verweilen einlädt.
Foto: Patty Varasano | An der Station "Haderäcker" und Friedensdenkmal wurde rund um die restlichen Fragmente des Radargerätes "Würzburger Riese" ein Friedensdenkmal geschaffen.
 
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