„Was sind die Merkmale eines typischen Frauenromans, beziehungsweise: Gibt es Ihrer Meinung nach auch typische Bücher für Männer?“, fragt ein Besucher der Autorenlesung mit Dora Heldt in der Rathausdiele. Tatsächlich sind die weiblichen Zuhörer an diesem Abend mit großem Abstand in der Überzahl. Außerdem dominiert das mittlere Alter bei den Fans, die in so großer Zahl daran interessiert waren, die Bestseller-Schriftstellerin persönlich auf der Bühne zu erleben, dass ein zweiter Lesetermin angeboten werden musste.
Dora Heldt selbst ist Mitte 50, Norddeutsche und ehemalige Buchhändlerin. Seit etwa 15 Jahren schreibt sie selbst und ist dabei so erfolgreich, dass fast alle ihrer inzwischen zehn Romane nicht nur im Print- und Großdruck, sondern auch als Hörbuch oder E-Book erhältlich sind. Verfilmungen? Natürlich, die nächste fürs Fernsehen entsteht derzeit, mit Ann-Kathrin Kramer, Hannes Jaenicke und Sky Du Mont.
In Schweinfurt liest sie, auf Einladung der Stadtbücherei und deren Leiterin, Anita Kaltenbach, aus ihrem aktuellen Buch „Wind aus West mit starken Böen“. Sie tut das routiniert, mit sonorer Stimme, mitunter etwas hektisch. Die Szenenverbindungen stellt sie in lockerem Plauderton, gewürzt mit etwas trockenem Humor her und begibt sich dabei schwesterlich ganz auf Augenhöhe des Publikums.
Leichte Lektüre
Worum geht es in diesem Roman, der sich in die Kategorie „leichte Urlaubslektüre vorwiegend für Frauen“ einordnen lässt? Um Beziehungskisten natürlich, um lebensnahe, dialogreiche Situationen mit voraussehbaren Zufällen, Verwicklungen und vielen Beteiligten. Irgendwo ist für Jedermann/frau eine Identifikationsmöglichkeit dabei, irgendetwas zum Wiederfinden und Sich-Selbst-Erkennen.
Da geht es um alte und neue Lieben, chaotische Wohnungen, Probleme mit neuen Technologien, Klatsch und Tratsch übers eigene Liebesleben und das von anderen, Emotionen beim Besuch der alten Heimat, Erinnerungen an die Schulzeit, Küchengespräche zwischen selbst getöpferten Tassen, kiffende Eltern und Hummeressen, Edelvillen, Jaguarfahrten und Shoppingtouren.
Geschickt überspringt die Heldt ausgewählte Szenen, beendet ihre Lesung nach etwa der Hälfte des Romans – die Neugier ist geweckt, jetzt muss jeder selbst weiterlesen. Die Handlungsentwicklung ist jedenfalls kalkulierbar. Vom Ton her ist das alles mit leichter Nadel gestrickt und bietet, verbunden mit etwas Süffisanz, Ironie und Überspitzung in der Situationskomik, entspannende Unterhaltung ohne große intellektuelle Überforderung.
Klar, dass sich einige Besucherinnen in der Pause mit Heldt zum fröhlichen Selfie aufstellen, und auch das Angebot am Bücherverkaufstisch, dann die Signierstunde finden regen Zuspruch. Das typische Frauen- oder Männerbuch gibt es übrigens laut Heldt nicht unbedingt. Auch Männer, sagt sie in der Fragerunde, griffen gerne zu ihren Büchern.