Hände waschen vor dem Essen und nach dem Toilettengang – das lernt jedes Kindergartenkind. Aber Händewaschen ist nicht Händewaschen, vor allem wenn es um die Hygiene im Krankenhaus geht. Durch nachlässiges oder falsches Händewaschen oder Desinfektion kommt es immer wieder zu Infektionen. Und Infektionsgefahren – es müssen nicht immer gleich die gefürchteten Krankenhauskeime sein – lauern überall. Nicht nur für die Patienten, sondern auch für das Krankenhauspersonal und die Besucher.
Gute Gründe für einen Klinik-Hygiene-Tag, der am Mittwoch im Krankenhaus St. Josef im Rahmen der Aktion „Saubere Hände“ durchgeführt wurde. Dabei hat man in St. Josef schon einiges auf den Weg gebracht, was die Hygiene-Standards im Umgang mit den Patienten verbessern hilft. Die Hygienemittel-Spender an vielen Türen der Patientenzimmer sind verschwunden, dafür befindet sich ein solcher Behälter direkt am Bett. So wird eine zusätzliche Infektions-Barriere geschaffen, denn in den meisten Zimmern befinden sich zwei Patienten.
Wäscht sich die Schwester vor Betreten des Patientenzimmers die Hände, dann ist die Gefahr gegeben, dass sie mögliche Keime innerhalb des Raumes von einen auf den anderen Patienten überträgt. Befindet sich der Behälter direkt am Bett, dann wird der zweite Patient erst nach erneuter gründlicher Händedesinfektion versorgt. Auch die Türklinke – beliebte Keimquelle – bleibt außen vor, weil ja erst nach dem Betreten des Raumes die Hände gewaschen werden.
„Point of care“ an jedem Krankenhausbett
„Point of care“ nennen sich diese Desinfektionsstellen. Seit Januar läuft ein Testversuch, so der ärztliche Direktor und Leiter der Klinikhygiene, Dr. Michael Mildner. Erste positive Erfahrungen wurden gemacht, ab Januar 2019 soll „Point of Care“ flächendeckend in St. Josef eingeführt werden. Untersuchungen haben ergeben, dass pro Jahr in St. Josef vom Personal zusammen rund 2000 Kilometer auf dem Weg zu den Hygienespendern zurückgelegt werden. Auch diese Laufstrecken können sich durch „Point of care“ optimieren lassen.
Die richtige Technik der Händehygiene ist sogar von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert. Wie man es richtig macht, konnten sich Mitarbeiter und Besucher am Mittwoch im Foyer des Krankenhauses zeigen lassen. Selbst nach gründlichem Händewaschen können Keime übrig bleiben. Die Hände unter der UV-Lampe, konnte man genau sehen, wo noch „nachgewaschen“ werden muss.
Und weil die Patienten und deren Besucher ein wichtiger Teil der Hygienekette sind, wurden sie beim Klinik-Hygiene-Tag mit ins Boot geholt. Ein im Mai intern durchgeführter Tag der Händehygiene war so erfolgreich, dass man sich entschied, das Angebot auf diese Personengruppen auszuweiten, so Daniela Betz, leitende Hygienefachkraft am Krankenhaus St. Josef.
Infektionsgefahren beim Kanülenlegen
Ebenfalls ein kritischer Moment, wenn es um Keime geht, ist das Leben von Venenkanülen. Immerhin wird dabei die Hautbarriere durchbrochen. Deshalb war die Infektionsprävention bei Venenverweilkanülen ein weiterer Schwerpunkt des Klinik-Hygiene-Tages. Das hygienisch korrekte Infusionslegen und den richtigen Umgang mit den dazugehörigen Nadeln kann das Klinikpersonal seit neuestem an einem eigens angeschafften Unterarm-Dummy üben. Da fließt sogar ein Tröpfchen Kunstblut, wenn die Kanüle in den Arm eindringt. Um hygienisch korrekt zu arbeiten, müssen sich die Schwestern dabei exakt an einen Punkt-Für-Punkt-Plan halten.
Prävention durch Impfung
Dritter Schwerpunkt des Klinik-Hygiene-Tages war die Infektionsprävention durch Impfungen. Für Krankenhauspersonal zum Beispiel wird die Grippeschutzimpfung empfohlen. Auch Menschen ab 70 oder Patienten mit eingeschränktem Immunsystem sollten sich impfen lassen, so Dr. Michael Mildner.
Personal und auch viele Besucher nutzten am Mittwoch die Angebote des Klinik-Hygiene-Tages. Vor allem die bakteriellen Einsichten unter der UV-Lampe machten Eindruck. „Uns ist wichtig die Menschen für die Hygiene zu sensibilisieren, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist“, so Dr. Mildner.