Volle Tribünen in der Georg-Wichtermann-Halle am Freitagabend – und die Zuschauer wurden nicht enttäuscht. Die Akteure zauberten eine gelungene Mischung aus Sport und Artistik in die Halle und zeigten damit, dass der Begriff der Sportstadt Schweinfurt nicht von ungefähr kommt.
Die Akteure entstammten meist den großen Schweinfurter Sportvereinen (TG, DJK, TV-Jahn und FC-05), mit dabei auch die Gardemädels der ESKAGE, eine Schülertruppe der Walter-Rathenau-Realschule, die Chefin des Artistik-Zentrums Firlefanz, die Turner der Schwarzen Elf und die „Nachwuchs-Riege“ der Dancefloor-Destruction-Crew (DDC).
Im Verlauf des Abends zeigte sich allerdings auch ein Trend: je akrobatischer die Darbietung, je größer der Showanteil, desto größer fiel der Beifall aus. Deutlich weniger Applaus bekamen die Darbietungen, die das Training in der Jugendarbeit präsentierten – obwohl ohne diese Basisarbeit auch keine artistischen Spitzenleistungen möglich wären.
Zu bemerken war dies am FC-05 Auftritt, allerdings dem der Leichtathletikabteilung. Sie zeigte das Training der Hochspringer, aufgemotzt mit einigen nicht ganz regelgerechten Sprungstilen (per Hechtsprung oder Salto über die Latte), aber es war eben nur Training. Aber so fingen alle Weltstars der Hochsprungszene einmal an.
FC-05 zum Zweiten: Diesmal Fußball, ein Team der zweiten Mannschaft, herausgefordert vom Team der ersten Mannschaft aus den Werkstätten der Lebenshilfe. Ja, hier gibt es zwei Fußball-Mannschaften, die beim bayernweiten Turnier der Lebenshilfe mitspielen. Dass die Nullfünfer die Männer der Lebenshilfe mitspielen ließen, klar. Aber die zeigten vollen Einsatz, Respekt dafür.
Gardetanz ist ein Hochleistungssport
Die Juniorengarde der ESKAGE zeigte ihren Marschtanz, mit dem sie bei den unterfränkischen Gardemeisterschaften Platz vier belegte. Nicht so bekannt ist, dass alle Garden ganzjährig trainieren und dass Tanzsport generell Hochleistungssport darstellt. Das gleiche gilt auch für die Purzel- und Jugendgarde, die ihren Enten-Showtanz zeigte.
Cheerleading als eigenständiger Sport ist noch nicht so alt, Cheerleader feuerten eigentlich die Football-Teams an. Seit 2015 haben sich die Schweinfurter Cheerleader der DJK-Schweinfurt angeschlossen, treten bei den DJK-Basketballern und natürlich bei den Ball-Bearings auf. Artistische Einlagen bis zum Bau von mehrstöckigen Pyramiden gehören zum Pflichtprogramm.
Als Piraten verkleidet eroberten die Jugendturnerinnen des TV-Jahn mit dem Fluch der Karibik die Turnmatten. Die Schiffsreling wurde von längs- und quergestellten Kästen ersetzt, die per Hecht und Salto bezwungen wurden. Die Zuschauer kamen allerdings angesichts von mehreren Schiffen (Kästen) mit dem Schauen kaum hinterher.
Gekonnte Sprünge über das zehn Meter lange Luftkissen
Eine gemeinsame Aktion starteten Jahn, TG und DJK dann auf dem Airtrack. Vereinfacht gesagt ist das ein rund zehn Meter langes Luftkissen, auf dem vor allem Sprungeinlagen gut kommen. Elemente aus dem Bodenturnen verbunden mit schwierigen Drehsprüngen, vom Publikum mit viel Applaus belohnt. Dann die TG mit einem Solo auf der Bodenmatte. 15 Turnerinnen und ein Turner zeigten eine synchron ablaufende Darbietung mit den Standardelementen des Bodenturnens.
Die Turner der Schwarzen Elf rekrutieren sich überwiegend aus den Schweinfurter Sportvereinen. Bei den Sitzungen der Gesellschaft zeigen sie alljährlich ihre akrobatischen Darbietungen. Am Freitagabend in der Wichtermannhalle noch einmal ihren Ausflug in einen Wildwest-Salon. Hochklassige Artistik, mit viel Applaus bedacht – auch das Ergebnis eines ganzjährigen Trainings.
Dance-Academy, der Begriff verbindet sich zwar mit der TG 48, ist aber ein eigenständiges Tanzstudio unter Leitung von Nathalina Maldonado, die mit zwei Auftritten zum Abend beitrug. Zunächst die Gruppe Changó mit einer Salsa-Show. Im zweiten Auftritt dann die Tänzerinnen von Schweinfurt Heat mit einer Hip-Hop Show.
Fast schon ein wenig wie Spiderman
Parkour, eine Trendsportart, deren Akteure Mauern, Zäune und ähnliche Hindernisse ohne weitere Hilfsmittel – meist per Sprung – überwinden: Einblicke in diese Sportart gaben zwölf Schüler der Wilhelm-Sattler-Renau-Realschule, unterstützt von einer elfköpfigen Trommlertruppe. An der Jonglierschule Firlefanz, beheimatet an den Hundertäckern, wird hochklassige Artistik trainiert. Einen Einblick präsentierte Chefin Silke Ebert am Vertikaltuch.
Zum Abschluss die DDC, Dancefloor Destruction Crew, und zwar die „Talents“. Auch diese Jungs tanzen schon mehrere Jahre Breakdance, unterrichten mittlerweile selbst und haben auch schon Auftritte mit der „Ur-Formation“ absolviert. Das, was die Tänzer auf der Fläche zeigen, sollte man wirklich erst nach intensivem Training nachmachen, Applaus garantiert. Mit einer Zugabe der Truppe ging ein sehr unterhaltsamer Abend zu Ende, bei dem nur eines schade ist: Die Leistungen der Akteure dringen viel zu selten in die Öffentlichkeit.