Mehrere hundert Millionen Menschen leiden weltweit an Gelenkerkrankungen, insbesondere an Arthrose.
5000 stationäre Patienten und über 5000 operative Eingriffe verzeichnen allein das Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt und die Gerolzhöfer Geomed-Kreisklinik. Diese beeindruckenden Zahlen nannte Dr. Matthias Blanke, der Chefarzt an der Geomed-Kreisklinik in Gerolzhofen, beim Arzt-Patienten-Seminar.
Über 50 Zuhörer interessierte der Vortrag zum Thema „Arthrose – Moderne alternative, operative und rehabilitative Behandlungsverfahren“. Mit an Bord des Seminars war Dr. Jörg Ziegler, der Chefarzt für Orthopädische Rehabilitation an der Luitpoldklinik in Bad Kissingen. Er ging vor allem auf Rehabilitationsmöglichkeiten ein.
„Aufgrund der demografischen Entwicklung ist mit einer weiteren Zunahme zu rechnen“, nannte Blanke die Prognose für die Zukunft und stellte alternative Behandlungsmethoden in den Fokus. Der künstliche Gelenkersatz im Bereich des Hüft-, Knie- und Schultergelenkes sei zwar die erfolgreichste orthopädische Operation, aber im Bereich der kleineren Gelenke seien die Ergebnisse noch nicht auf diesem Niveau.
Gerade vor diesem Hintergrund gelte es Alternativen aufzuzeigen, so Blanke. Durch hochkonzentrierte Wachstumsfaktoren aus dem eigenen Patientenblut ergeben sich gerade bei noch nicht so weit fortgeschrittener Arthrose eine gute Therapieoption.
Hierbei werden durch eine spezielle „Arthrose-Doppelspritze“ im Rahmen einer etwa 30-minütigen ambulanten Therapie dem Patienten etwa 15 Milliliter Blut abgenommen und durch eine Zentrifuge aufbereitet. Die gewonnenen konzentrierten Wachstumsfaktoren werden unter sterilen Bedingungen in das betroffene Gelenk injiziert.
Blanke hat die Ergebnisse von über 1000 Behandlungen in seiner Spezialsprechstunde an der Geomed-Klinik und im Leopoldina Krankenhaus festgehalten. Auch bei den kleinen Gelenken wie bei der Rhizarthrose im Daumensattelgelenk würden prima Ergebnisse erreicht.
Bei einer ausgeprägten Arthrose empfiehlt er den künstlichen Gelenkersatz. Hierdurch könne eine vollständige Schmerz- und Bewegungsfreiheit erreicht werden. Heutzutage würden die Prothesen am Computermodel geplant, zum Teil individuell hergestellt und minimalinvasiv eingesetzt.
Der Schwerpunkt liege auf der frühen und schnellen Mobilisation unter voller Belastung. Mit diesem Stichwort übergab er an Jörg Ziegler, der in seinem Vortrag den Ablauf der Anschlussheilbehandlung darstellte. Ziel sei die Wiedererlangung der Alltags- aber auch der Sportfähigkeit, so der Mediziner.
Um das zu erreichen, bedürfe es eines individuellen Programmes. „Der Standort der Reha-Klinik sollte nicht allzu weit von der Akut-Klinik entfernt sein“, sieht Ziegler einen großen Vorteil in der Nähe zum Operateur. Nachdem sich die Aufenthaltsdauer in Krankenhäusern nach akuten Eingriffen deutlich verkürzt habe (acht bis zehn Tage), sei eine qualifizierte Anschlussheilbehandlung besonders wichtig.
Dabei werde neben den eigentlichen Reha-Maßnahmen die postoperative akutmedizinische Versorgung weiter gewährleistet. Dies reiche von der Kontrolle der Narbe über die Schmerztherapie bis zum Abschluss der Wundheilung.