
„Die können Aufschwung nicht, die können Abschwung nicht und auch kein Normalgeschäft.“ Peter Kippes, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt, hatte sich schon etwas in Rage geredet, als er dies über die Leistung des Bosch-Rexroth-Managements am Standort Schweinfurt sagte. Er und Betriebsratsvorsitzender Winfried Werner beklagten am Montag vor der Presse, dass seit sieben Jahren die Notwendigkeit von Produktverlagerungen ins Ausland proklamiert werde, doch noch nie sei ihnen vorgerechnet worden, wo das „Kostenproblem“ in Schweinfurt liegt.
Aufklärung dazu fordern Kippes und Werner jetzt zuallererst von den Verantwortlichen, denn erst wenn darüber Klarheit herrsche, könnten auch die richtigen Antworten seitens des Betriebs und der Belegschaft formuliert werden. Als Paradebeispiel für schlechtes Management nannten sie zwei Beispiele: Anfang 2007 sei die Geschäftsleitung auf IGM und Betriebsrat zugegangen mit dem Wunsch, einen Teil der einfachen Produkte nach Blaj (Rumänien) zu verlagern. Man habe unter der Prämisse zugestimmt, dass hier keine Arbeitsplätze verloren gehen.
Das sei nicht nötig gewesen, weil 2007 zum auftragsstärksten Jahr mutiert sei und gar nicht alle Aufträge abgearbeitet werden konnten, „weil gleichzeitig die Werkstatt umgebaut wurde“, so Kippes. Dann sei Schweinfurt in den „historisch größten Abschwung reingerauscht“. Dann wollte das Unternehmen 2009 mit Abfindungen und Prämien 550 Arbeitsplätze loswerden – ein Viertel der Beschäftigten in Schweinfurt und Volkach. „Das haben wir nicht akzeptiert“, sagt Kippes, „auf unser Drängen sei dann das Z-Konzept erstellt worden, das besage: „Verlagert wird dann, wenn neue Produkte für unsere Beschäftigten da sind.“
Zweites Beispiel: Das Vertriebskonzept sei umgebaut worden. Nicht mehr Schweinfurter Experten für die hier gefertigten teils sehr komplexen Produkte erklärten diese den Kunden, sondern zum Beispiel Bosch-Leute, die sich mit Zündkerzen auskennen, aber nicht mit Linearsystemen. Die Folge: Seit dem neuen Vertriebskonzept BoRex 2.0 gingen die Aufträge steil nach unten – ein klares hausgemachtes Problem.
Und: Wenn in Schweinfurt alle zwei Jahre die Führungsmannschaft ausgetauscht werde, sei auch dies ein Teil des Problems. So kämen weder Kompetenz noch Kontinuität ins Geschäft. Insbesondere fordern Kippes und Werner Zahlen zum angeblichen Kostenproblem. Die Führung habe sich nie konkret geäußert. Kippes spricht öffentlich den Verdacht aus, „dass die Kosten für den Aufbau des Werkes in Rumänien dem Standort Schweinfurt zugerechnet werden“. Das habe er schon vielfach geäußert – und nie ein Dementi gehört. Heilige Eide, wie wichtig Bosch die Linearsysteme sind, habe er schon oft gehört. „Ich bin mir aber nicht sicher“, so Kippes, „ob das auch für den Standort Schweinfurt gilt.“
„Wir müssen weg von Komponenten- zum Systemgeschäft“, hat es laut Werner immer geheißen. Jetzt solle von der Montage der Kugelführungswagen eine Linie nach der anderen nach Rumänien verlegt werden, „aber neue Produkte und Ersatzaufträge gibt es noch keine“. Drei Arbeitsgruppen sollen sich, wie berichtet, jetzt darum kümmern. Kippes: „Die Mitarbeiter werden nicht tatenlos zusehen, wenn Maschinen abgebaut werden, ohne dass für alle Ersatzproduktion in Sicht ist.“