Es ist ein spannendes und höchstinteressantes Projekt: Seit dem 1. Januar 2022 ist für den Raum Gerolzhofen und die Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft "GEOlexa" auf den Weg gebracht worden. Hinter diesem Namen verbirgt sich eine App für Smartphone und Tablet, mit deren Hilfe ein Leben in den eigenen vier Wänden auch im fortgeschrittenen Alter leichter und sicherer werden soll.
Der Name der App deutet es schon an: Für den Raum Gerolzhofen soll, ähnlich wie es die allwissende "Alexa" vormacht, digital eine möglichst umfassende Zusammenstellung der unterschiedlichsten Dienste erstellt werden - ein großer Online-Marktplatz mit regionalen Angeboten von Unterstützung, Versorgung und Begegnung, die die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben auch für solche Menschen erleichtern, die altersbedingt nicht mehr ganz so mobil sind.
Förderung durch den Freistaat
Angedockt ist das bislang auf zwei Jahre angelegte ökumenische Projekt beim Diakonischen Werk Schweinfurt. Gefördert wird es vom Freistaat Bayern. Die Fördermittel wurden auf Vermittlung der Landtagsabgeordneten Barbara Becker (CSU) über die Fraktionsreserve der CSU bereitgestellt. Beteiligt sind die Stadt Gerolzhofen und die Verwaltungsgemeinschaft, die beiden Kirchen und die Nachbarschaftshilfe Gerolzhofen. Seit dem 15. Februar ist bereits die Sozialpädagogin Christina Bauer für das Projekt angestellt, die ihr Büro seit dem 1. März zunächst einmal im ersten Stock des Evangelischen Gemeindehauses in Gerolzhofen bezogen hat.
Bei einer Pressekonferenz am Montagvormittag im Gemeindezentrum an der Dreimühlenstraße stellten Pfarrer Jochen Keßler-Rosa (Vorstand des Diakonischen Werks Schweinfurt), Uwe Kraus (Leiter der offenen Soziale Dienste), Helmtrude Hartmann (Projektleiterin GEOlexa), Pfarrer Reiner Apel, Christina Bauer und die Landtagsabgeordnete Barbara Becker das Projekt vor. Diakon Albert Hein von katholischer Seite fehlte krankheitsbedingt.
Pilotprojekt für Bayern
"GEOlexa" sei ein Pilotprojekt für ganz Bayern, betonte Keßler-Rosa. Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek sei höchstinteressiert, ob so ein innovatives Betreuungskonzept tatsächlich in die Praxis umsetzbar sein wird, ergänzte Barbara Becker. Man stehe dabei allerdings nicht unter Erfolgszwang. Falls das Projekt nicht klappen sollte, sei man danach auf jeden Fall auch einen Schritt weiter, weil man vielfältige Erfahrungen gesammelt habe.
Allen Akteuren ist es wichtig, dass die App "GEOlexa" künftig Angebote enthalten wird, die im Alltag auch einen tatsächlichen praktischen Nutzen haben. MdL Becker spricht hier von einer "Beweislastumkehr". Am Beginn steht nicht eine technologische Idee, sondern die Bedürfnisse der Senioren. Erst sollen ältere Leute befragt werden, was sie eigentlich wollen, ehe dann die App entsprechend konzipiert wird. Die Angebote sollen gemeinsam mit den Menschen vor Ort Schritt für Schritt gemeinsam entwickelt werden, um am Ende möglichst nutzerorientiert und damit erfolgreich zu sein.
Interviews und Workshops
In den kommenden Monaten wird als erster Schritt deshalb jetzt erst einmal eruiert, welche Bedürfnisse die potenziellen späteren Nutzer eigentlich im Alltag haben. Diese Recherche geschieht in der Form eines "Design Thinking". Bis zum 17. März 2022 läuft derzeit noch die Ausschreibung für ein Fachbüro, das diese Aufgabe übernehmen soll. Gemeinsam mit Christina Bauer wird das beauftragte Fachbüro einen Interview-Leitfaden entwickeln. Es ist auch an Workshops gedacht. Christina Bauer will sich zudem beispielsweise an Seniorenkreise wenden und dort Meinungen abfragen, falls solche Treffen vielleicht im Sommer nach einer Entspannung der Corona-Lage wieder stattfinden können.
Interessierte Mitbürgerinnen und Mitbürger, die gerne bei der Vorbereitung der App mitwirken wollen, können sich aber auch schon jetzt individuell bei Christina Bauer melden, um ihre Vorstellungen und Ideen, was "GEOlexa" künftig leisten und bieten sollte, dort einzubringen.
Das Netzwerk soll ganz eng werden
Im nächsten Schritt geht es darum, für die so gesammelten Bedürfnisse die entsprechenden Lösungen zu entwickeln, die einerseits aus Nutzersicht überzeugen können, andererseits aber auch markt- und produktorientiert sind. Dabei wird es wichtig sein, möglichst enge Netzwerke zu knüpfen, ausgehend von den zahlreichen unterschiedlichen Angeboten für Senioren, die es bereits in der Region gibt, die aber bisher oftmals noch nebeneinander statt miteinander ihre Dienste anbieten.
Bis zum Herbst 2022 werden die Ideen und ihre denkbaren Umsetzungsmöglichkeiten soweit ausgearbeitet sein, dass in einem zweiten Schritt Anfang 2023 das Programmieren der Applikation ausgeschrieben werden kann. Ab dem Sommer 2023, so das ehrgeizige Ziel, soll man dann schon die ersten Funktionen von "GEOlexa" nutzen können. Zum Ende des zunächst auf zwei Jahre angelegten Pilotprojekts, das bei Erfolg sicherlich verlängert wird, erfolgt dann als dritter Schritt eine wissenschaftliche Evaluation, wo Nutzer der neuen App befragt werden sollen. Auch dafür wird es eine extra Ausschreibung geben.
Konkrete Hilfe im Alltag
Doch was soll "GEOlexa" künftig konkret bieten? Herauskommen soll ein ganzheitliches und auch möglichst wirtschaftliches Geschäftsmodell. In der App sollen Menschen, so etwa ab dem 60. oder 70. Lebensjahr und die durch persönliche Einschränkungen abgehängt sind, das finden, was sie im Alltag benötigen. Die zahlreichen Angebote, die es schon jetzt in der Region Gerolzhofen gibt und die man, wenn man sie benötigt, aber eventuell erst stundenlang im Netz zusammensuchen muss, sollen in "GEOlexa" nach Themenfeldern übersichtlich geordnet zusammengefasst werden.
Wenn es zum Beispiel um die tägliche Versorgung geht, dann ist es denkbar, dass man als Senior Waren aus dem Supermarkt oder Material zum Pflegebedarf über die App bestellt und nach Hause geliefert bekommt. Gleiches gilt für das Schnitzel vom Metzger, die Briefmarken von der Postagentur oder die Kontoauszüge und das Bargeld aus der Bank. Den Lieferdienst dafür könnten beispielsweise der Zeitungsausträger, Ehrenamtliche der Nachbarschaftshilfe oder das Personal des Pflegedienstes übernehmen - je nachdem, wie eng das Netzwerk der Hilfe geknüpft werden kann. Kleine Gebühren im Centbereich würden fällig werden, wenn "GEOlexa" eine erfolgreiche Verknüpfung hergestellt hat. Damit so etwas überhaupt klappen kann, ist natürlich ein riesiger Planungs- und Organisationsauf nötig.
Vorteile auch für Familienangehörige
Denkbar sind auch App-Verknüpfungen zur medizinischen Versorgung, sowohl mit den Kliniken vor Ort als auch mit den niedergelassenen Hausärzten. Eine Video-Sprechstunde samt E-Rezept wird über kurz oder lang sowieso zum Standard gehören. Pflegedienste und Angebote körpernaher Dienstleistungen wären ebenfalls zu finden.
"GEOlexa" soll aber auch für soziale Kontakte sorgen. Über die App könnten die verschiedenen bereits existierenden Besuchsdienste angefordert werden, oder haushaltsnahe Dienstleistungen wie Einkaufen oder Rasenmähen, Kurierfahrten oder ähnliches. Diese Anforderungen brauchen nicht unbedingt von den Senioren selbst zu kommen. Die App würde auch Familienangehörigen, die inzwischen weiter weg wohnen, die Möglichkeit geben, in den Alltag ihrer Senioren helfend steuernd einzugreifen.
Und letztlich werden auch Computerkurse oder Tipps zur passenden Hardware zum Angebot gehören. Denn schließlich ist es ein Nebeneffekt von Corona, dass die ältere Generation sich in den zurückliegenden Monaten immer besser in moderne Kommunikationsportale eingearbeitet hat.
Die "GEOlexa"-Projektbetreuerin Christina Bauer ist zu folgenden Sprechzeiten in den Büroräumen des Evangelischen Gemeindehauses erreichbar: montags von 9.30 bis 12 Uhr und von 12.30 bis 16 Uhr, dienstags von 19 bis 13 Uhr und donnerstags von 8 bis 12 Uhr. Telefonisch unter (0162) 7915757.