
Zumindest die Wildkatze durfte zufrieden lächeln, die als "europäische Ureinwohnerin" und Symbolbild über die BN-Jahreshauptversammlung wachte. Der Erhalt des Naturerbes am Brönnhof war das Hauptanliegen, aus dem heraus vor 50 Jahren die Kreisgruppe des Bund Naturschutz gegründet worden ist, unter dem Vorsitzenden Wolf Pösl. Nach dem Ende des Truppenübungsplatzes 2014 wurden dort mehr als 1500 Tier- und Pflanzenarten nachgewiesen, darunter auch der rare graue "Frankentiger": ein besonderer Erfolg der Umweltschützer. Ansonsten herrschten im gut besuchten Naturfreundehaus 2024 gemischte Gefühle. Ökologisches und demokratisches Bewusstsein stehen vielerorts auf wackeligen Beinen.
"Welche Rolle spielt der Klima- und Artenschutz in einer funktionierenden Demokratie?", fragte Martin Geilhufe als BN-Landesbeauftragte in seinem Einführungsvortrag kurz vor der Europawahl. Dass es mit dem Klimaschutz schon nicht so dramatisch sei oder der nur den Interessen einer Elite diene: Diese populistische Annahme ist laut Geilhufe derzeit weit verbreitet. Schon die Erkenntnis, dass das (extrem schwankende) Wetter und das sich längerfristig aufheizende Klima unterschiedliche Themen sind, will nicht jeder teilen. Der Referent zeigte eine Weltkarte, wo sich gemäß dem Szenario "drei Grad Erderwärmung" 2070 ein rotes, kaum noch bewohnbares Hitzeband um den Globus ziehen wird, am Äquator.
In dieser Situation würden zu viele Fake News kursieren, so Geilhufe. Vom Atomstrom etwa, der infolge der Energiewende aus Frankreich importiert werden müsse (wo es in Wahrheit große Probleme mit dem AKW-Betrieb gebe). Auch von einer weltweiten Renaissance der Nuklearenergie könne keine Rede sein. Deren Anteil an der Stromproduktion sei gerade auf unter zehn Prozent gefallen, während hierzulande 60 Prozent aus "Erneuerbaren" stammen. Leider gebe es "Polarisierungs-Unternehmer", etwa in der AfD, die von einer zersplitterten Medienlandschaft profitieren würden.
Der "Green Deal" der EU sei schon in deren Verträgen angelegt, 18,5 Prozent der EU-Landflächen "Natura 2000"-Schutzgebiete, im größten Biotopverbund der Welt. Auch die Region Schweinfurt profitiere – nahe Stadtwald, Mainauen oder Steigerwaldrand. Geilhufe wünscht sich "Dromedardenken": eine Gesellschaft mit einem Höcker statt zwei Buckeln, die sich gegenüberstehen, Stichwort Polarisierung.
Kreisvorsitzender Edo Günther sah "anstrengende Zeiten" und nannte Beispiele für den Klimawandel vor der Haustür. Zudem herrsche eine Biodiversitätskrise, mit Schwund etwa bei den Amphibien, der nach dem Ausbau der B286 feststellbar sei. Markus Söder habe sich wieder von den umarmten Bäumen abgewandt. Dabei gebe es grundlegende Gerichtsurteile, wonach sich politische Maßnahmen am Klimaschutz orientieren müssten. Wenn im August die Kühltürme des AKW gesprengt werden, sei dies "Symbolpolitik", das Zwischenlager und Entsorgungsproblem nicht verschwunden. Reaktoren würden international auch deswegen noch betrieben, um Nuklearsprengköpfe bauen zu können, ergänzte Geilhufe. 15 von 27 EU-Staaten hätten keine Kernkraftwerke.
Eine komplette Aufforstung des Brönnhofs, wie von Urgestein Gunter Hahner vorgeschlagen, würde Günther nicht begrüßen. Gerade in den Offenflächen gedeihe die Artenvielfalt. Der Kreis-BN wächst ebenfalls, aktuell sind es 3300 Mitglieder und Förderer, Ende des Jahres soll die 3500er Marke erreicht werden. In voller Blüte stehen auch die Finanzen, von denen Schatzmeisterin Margit Hettrich berichtete. Nun soll am Samstag, 6. Juli, ab 10 Uhr, Jubiläum gefeiert werden, mit prominenten Gästen im Naturfreundehaus.
Nicht zuletzt gab es Ehrungen, in Bronze für 25 Jahre Vereinstreue, in Silber für 40 Jahre Mitgliedschaft: Eine Bronzenadel erhielten Reinhard Geissler (Dingolshausen), Mechthild Vizl (Gerolzhofen), Wolfgang Rebstöck (Schweinfurt), Paul Knoblach (Bergrheinfeld), Günter Ludwig (Dittelbrunn), Emmi Sengfelder (Grettstadt), Volker Metz (Poppenhausen), Jürgen Barth (Schweinfurt), Andreas Leyrer (Üchtelhausen), Günter Weis (Röthlein), Ingeborg Klier (Röthlein), Erich Ruppert (Schweinfurt), Clivia Haaf (Schweinfurt), Bernd Raab (Euerbach), Susanne Hollwich (Schweinfurt), Uli Wittmann (Dittelbrunn), Matthias Wiener (Lülsfeld), Horst Wiener (Schweinfurt), Katharina Stößel (Schweinfurt), Gerhard Weniger (Stadtlauringen) und Klaus Karg (Poppenhausen).
Die Stufe "Silber" haben Thomas Dippert (Schweinfurt), Richard Lindner (Schweinfurt), Manfred und Hildegard Dippert (Schweinfurt), Siegfried Brendel (Gerolzhofen), Herbert Brüggemann (Schonungen), Günter Tempel (Schweinfurt), Kornelia Rößner (Sulzheim), Marianne Mann (Röthlein), Rudolf Warmuth (Schweinfurt), Hubert Guggenbichler (Schweinfurt), Roselinde Stenger (Grettstadt), Elmar Rachle (Schweinfurt), Erhard Weck (Poppenhausen), Gunter Hahner (Üchtelhausen), Egbert Weck (Poppenhausen), Erwin Hartmann (Bergrheinfeld), Michael Ludwig (Schweinfurt) sowie Günther Ernst (Schweinfurt) erreicht.