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Schweinfurt
Angst vor Corona: Taiwanesin bei Schweinfurter Friseur abgewiesen
Wegen ihrer Herkunft diskriminiert? Einen Friseurtermin unter Corona-Bedingungen durfte eine Schweinfurterin nicht wahrnehmen - weil man sie für eine Chinesin hielt.
Wurde eine aus Taiwan stammende Schweinfurterin in einem Friseurgeschäft nicht bedient, weil sie während der Corona-Pandemie für eine Chinesin gehalten wurde?
Foto: Daniela Röllinger | Wurde eine aus Taiwan stammende Schweinfurterin in einem Friseurgeschäft nicht bedient, weil sie während der Corona-Pandemie für eine Chinesin gehalten wurde?
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:18 Uhr

Huichen Göhring lebt seit vier Jahren mit ihrem Mann Olaf, der als Key Account Manager bei einem weltweit tätigen Industriebetrieb arbeitet, in Schweinfurt. Sie stammt aus Taiwan. Und, berichtet sie, habe hier nie Probleme wegen ihrer Herkunft gehabt. Die Wälzlagerstadt ist ihr Heimat geworden, sagt Göhring, sie fühle sich in Unterfranken wohl.

Durch die Corona-Pandemie aber hat sich für die junge Frau etwas verändert. Schon zu Beginn der Ausgangsbeschränkungen in Bayern Mitte März habe sie erlebt, wie sich Menschen im Bus wegdrehten, wenn sie einstieg. Trotz ihres Mund-Nasen-Schutzes, erzählt Huichen Göhring.  Offenbar habe allein ihre asiatische Herkunft abgeschreckt.

Was der jungen Frau dann zusetzte: das Erlebnis beim Friseur. Telefonisch hatte Huichen Göhring einen Termin bei einem Schweinfurter Friseursalon in der Nähe des Rossmarkts ausgemacht. Als sie entsprechend der Corona-Regeln mit Mund-Nasen-Schutz vor der Salon-Tür stand, sei sie abgewiesen worden. Die Chefin des Salons habe erst erklärt, sie habe gar keinen Termin. Im Verlauf der Diskussion sei ihr dann gesagt worden: "Wir bedienen niemanden aus China." Der Hinweis, dass sie Taiwanesin sei und außerdem seit Jahren in Schweinfurt lebe, habe nicht geholfen, berichtet Göhring. Sie sei nicht bedient worden, man habe sie gebeten zu gehen.

Bei anderem Friseursalon in Schweinfurt gab es keine Schwierigkeiten

"Eine solche Situation ist mir vorher nie passiert", erzählt Göhring. In dem Friseursalon sei sie im vergangenen Jahr schon einmal gewesen, damals habe es keine Probleme gegeben. Jetzt sei die Besitzerin sehr unfreundlich, eine Diskussion nicht möglich gewesen. Bei einem anderen Friseur in der Stadt habe sie ein paar Tage später überhaupt keine Probleme gehabt und sofort den gewünschten Haarschnitt bekommen. "Wir waren schon schockiert", sagt auch Olaf Göhring über die Ablehnung, so etwas sei bisher nie vorgefallen.

Auf Nachfrage erklärt die Besitzerin des Friseursalons, sie könne sich an den Vorfall nicht erinnern, weil sie im Moment sehr viele Kunden habe. Grundsätzlich sei es ihre Entscheidung, wen sie bediene und wen nicht.

Stadtverwaltung und Integrationsbeirat wollen klären

Das Ehepaar Göhring informierte bei der Stadt Schweinfurt die Gleichstellungsbeauftragte Heide Wunder über den Vorfall. Wunder nahm den Fall auf und gab ihn an den Integrationsbeirat und die Stabsstelle "Gerne daheim" im Rathaus weiter. Nach Auskunft der Verwaltung habe man einen derartigen Fall im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie noch nicht gehabt. Der Leiter der Stabsstelle, Matthias Kress, Bürgermeisterin Sorya Lippert und ein Mitglied des Integrationsbeirates wollen in den nächsten Tagen das Gespräch mit der Salon-Besitzerin suchen – um klar zu machen, dass von Seiten der Stadt "kein Platz für Rassismus und Diskriminierung in Schweinfurt ist".

 
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  • Funkenstern
    Der Artikel ist aber seitens der MP auch schon einigermassen negativ geleitet, denn die Dame ist per se doch Deutsche. Mit asiatisch/taiwanesischem Ursprung.
    Bei der Terminbestimmung hat sie sich sicher mit dem deutschen Namen gemeldet und so gebucht .
    Die Friseuse sollte mal bei der IHK kurse buchen. Die Redakteure der MP müssen in ihrer Arbeit einfach besser werden, das war mal nichts. Der Artikel strotzt vor Missverständnissen, den der gemeine Schnüdel nur zu gerne aufnimmt. Die Intelligenz dieser Stadt, naja. Ich mache seit Jahren nichts mehr bei Kesselfläääääsch. Allein der Dialekt grunzt mich an
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  • sl@libby.de
    Wenn dir unner Dialekt in Schweifert net gfällt, dann kannste fei aach geh.
    Ganz so wias uns gfällt. Groad raus wias gwachsn is.
    Nix für ungut.

    Übersetzung, damit Sie das auch verstehen:
    Wenn Ihnen unser schöne Dialekt in Schweinfurt nicht gefällt, dann dürfen sie auch gehen.
    Er ist so wie er uns gefällt. Gerade so wie er uns angeboren wurde.
    Entschuldigung für meine deutlichen Worte.
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  • Funkenstern
    Das breite äääh kann aber nerven. Nix für ungut, ich bleib dann eh weg. Als Knirps war ich mal ne Zeitlang 05er Fan. Nach einigen Besuchen im damaligen Sachs-Stadion hat es mir die Augen geöffnet, dass das nicht meine Szene sein wird. Und groad naus sin mir ach. Des dörfste mer glebb.
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  • hansi07
    Formal mögen Sie recht haben, vielleicht ist die Frau mittlerweile Deutsche. Aber wenn Sie es schon so genau nehmen: Das wird man aber nicht automatisch, und ich kenne Menschen ausländischer Herkunft, die mit Deutschen verheiratet sind, und auch nach über 10 Jahren noch nicht alle bürokratischen Hemmnisse (teils auch die des Herkunftsstaates, sofern nach deutschem Recht eine Entlassung aus der alten Staatsbürgerschaft erforderlich ist) überwunden haben, um hier eingebürgert zu werden. Manchmal wollen es diese Menschen aber auch gar nicht, weil sie sonst weit mehr Ärger bei Verwandtschaftsbesuchen "zuhause" haben.
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  • fuchsastefan@web.de
    Ich glaube, diesmal hat die Geschichte nix mit Rassismus zutun, sondern mit Doofheit. Ne Bekannte von mir wurde auch vom Friseur verwiesen, weil er wusste das sie im Krankenhaus arbeitet.
    Die betreffende Friseurin ist sicherlich Leserin des Fachblattes für "Virologie und Pandemie", kurz Bild-Zeitung.
    Was die für Panik machen die letzten Monate ist unfassbar.
    Also, kein Wunder das sowas passiert.
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  • Reiner.Kortmann@t-online.de
    Absolut erschütternd dieser Vorfall - und ebenso schlimm einige Kommentare hier. Dümmer geht’s nimmer - natürlich muß solch eine Geschichte „breitgetreten“ werden, und zwar so breit das auch der letzte Ignorant drüber stolpert.
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  • juergenmagic@t-online.de
    Egal, auch in dieser schwierigen Zeit muss jeder Mensch gleich behandelt werden. Wenn ich einen Menschen wegen seiner Hautfarbe oder vermeintlichen Herkunft abweise oder benachteilige, dann ist das sehr wohl eine Diskriminierung, die sich an der Grenze zum Rassismus bewegt. Wenn dies z. B. ein Arbeitgeber mit einem Bewerber/Beschäftigten macht, kann sich dieser eine Klage nach dem AGG einhandeln, wenn er so was so offensichtlich machen würde.
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  • k.a.braun@web.de
    Schon sehr aufschlussreich, wie hier in den Kommentaren versucht wird, diesen Fall rassistischer Diskriminierung kleinzureden, indem der Friseurin einfach mal "Dummheit" unterstellt wird ...
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  • jutta.noether@web.de
    Fast völlig Ihrer Meinung, nur ein kleiner Einwand: es gibt Leute, die sind rassistisch UND dumm... Eine Kausalität wäre mal zu erforschen...
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  • chrihand
    Ein Jammer, dass Aufgrund dieser ganzen, meist unsachlich geführten, Diskriminierungsdiskussionen wohl auch die Altneihauser Feierwehrkapelln in Veitshöchheim fehlen wird. Unterfranken gegen Oberpfalz, die reinste Rassismus-Schlacht.....

    Wie Albatros schon schreibt: die Friseurin hat zuviel Haarspray gehabt. Aber das hier noch dermassen breit zu treten ist echt dumm!
    Damals ging das mit Flugblättern und Mundpropaganda und nannte sich Hexenjagd.
    Denkt mal drüber nach!
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  • TLW-tu_W
    Weiß ja jeder.
    Rassismus verschwindet wenn man ihn ignoriert...

    Hat ja schon immer funktioniert.
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  • Blum66
    Sofort Demo und den Laden zerstören.So macht man das doch im Moment oder doch nicht?
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  • gowell70@yahoo.de
    Man macht das nicht so im Moment, Sie möglicherweise schon... Oder wie kann man sich sonst zu so einer Aussage hinreißen lassen ?
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  • Auf eigenen Wunsch entfernt.
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  • Blum66
    Vielen Dank
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  • gowell70@yahoo.de
    Meefisch, meine Anmerkung haben Sie halt nicht gerafft.
    Aber ich bin realistisch; das Unmögliche zu erwarten nennt sich Hoffnung.
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    Wie sind sie denn drauf? Klingt nach Aufruf zu Gewalt. Shame on you!
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  • Albatros
    Die Friseurtante hat sich natürlich äußerst dämlich verhalten, aber es gibt nicht wenige Menschen die glauben, dass jeder Chinese zunächst einmal Virusträger ist. Dass die Dame noch nicht einmal den Unterschied zwischen Taiwan und China kennt belegt zudem, dass sie wahrscheinlich auch nicht die hellste Kerze auf der Torte ist, aber was ich einfach zum kotz....... finde ist die Tatsache, derartige Vorkommnisse zu verwenden, um eben genau jenen Gruppierungen in die Karten zu spielen, die uns jeden Tag weiß machen wollen, dass wir umgeben sind von Nazis und Rassisten. Diese Friseurin hätte ohne Corona die Dame sicherlich nie und nimmer abgewiesen und ich finde ihre Reaktion auch absolut falsch, aber hier jetzt gleich wieder die Rassismuskeule zu schwingen ist mehr als daneben. Aber man muss ja die Suppe warm halten.
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