Angeklagt ist der 55-Jährige wegen 14-fachen Betrugs, 19-maligem Versuch dazu und zahlreichen Fällen von Urkundenfälschung. Das Motiv ist unklar, könnte Rache sein, weil der Angeklagte mit nahezu allen Opfern in irgendeiner Weise Stress hatte oder in teils massivem Streit liegt.
Wenn die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft zutreffen, dann hat der seit vielen Jahren in Schweinfurt lebende Aussiedler mit angeblich deutscher und russischer Staatsbürgerschaft eine Frau besonders genervt. Auch mit deren Familie liegt er seit Jahren im Clinch.
In ihrem Namen und mit gefälschter Unterschrift soll der 55-Jährige insgesamt 33 Bestellungen per Internet an die Adresse der Frau geschickt haben. Die Rechnungsbeträge der unterschiedlichsten Waren und Produkte reichten dabei von 74 bis 580 Euro. Einige Male hatte das Opfer die Waren nicht angenommen oder sie wurden wegen fehlender Daten gar nicht zugestellt.
Teil zwei der Anklage betrifft die Fälschung von Überweisungsträgern, um Verwandte und Bekannte damit entweder in Misskredit zu bringen oder sie auch finanziell zu schädigen, so die Anklage. Der Angeklagte soll die Überweisungen jeweils mit dem Namen des Kontoinhabers mit gefälschter Unterschrift ausgestellt haben. Angeklagt sind hier fünf Fälle.
Als Begünstigten einer Überweisung über 1690 Euro wurde ein naher Verwandter des Angeklagten angegeben. Das mit diesem Betrag belastete Konto war aber das von dessen Arbeitgeber mit der Folge „erheblicher Schwierigkeiten“ für den Angestellten, wie es in der Anklage heißt. Oder dieser Fall: Vom Konto des früheren Vermieters soll er eine Überweisung veranlasst haben mit dem Ziel, dem Opfer zu schaden. Es handelte sich dabei um den früheren Vermieter, der den Angeklagten wegen Zahlungsverzugs aus der Mietwohnung geworfen hatte.
Woher der Angeklagte die jeweiligen Bankdaten hatte, wurde am ersten Prozesstag vor dem Schöffegericht im Detail nicht bekannt. In einem Fall soll er eine Rechnung aus einem Briefkasten gefischt haben und so an die Informationen gelangt sein.
Der Angeklagte aus Schweinfurt erklärte, weder mit den Warenbestellungen noch mit den getürkten Überweisungen „etwas zu tun“ zu haben. „Allein wegen meiner schlechten Sprachkenntnisse wäre ich dazu gar nicht in der Lage“, meinte er. Obwohl er schon lange hier lebt, hatte das Gericht einen Dolmetscher bestellt.
Zu einem Eklat kam es wegen eines von der Verteidigung geforderten Zeugen. Der Rentner räumte ein, dass er über die angeklagten Vorwürfe vom 55-Jährigen im Vorfeld informiert worden sei. Ein auf diesen Hinweis basierendes Papier, in dem dieser offensichtliche Entlastungszeuge während seiner Aussage mehrfach blätterte, überließ er dem Gericht. Seine Aussage war damit beendet.
Wegen weiterer benötigter Zeugen wurde die Verhandlung vor dem Schöffengericht ausgesetzt. Weiter geht es am 19. Juli um 9 Uhr.