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Schweinfurt
Angeklagter soll kilogrammweise mit Gras und Haschisch gedealt haben
Verteidigung räumt die Vorwürfe weitgehend ein und behauptet hohen Eigenkonsum als Motiv für den Rauschgifthandel des Jugendlichen.
Blick auf das Amtsgericht in der Rüfferstraße 1 in Schweinfurt.
Foto: Patty Varasano | Blick auf das Amtsgericht in der Rüfferstraße 1 in Schweinfurt.
Stefan Sauer
Stefan Sauer
 |  aktualisiert: 10.02.2024 17:14 Uhr

Wenn die Anklage vor der Großen Jugendkammer des Landgerichts Schweinfurt zutrifft, hat ein Student aus dem Raum Bad Kissingen seit seinem 18. Lebensjahr zwei Jahre lang in größerem Stil mit Haschisch und Marihuana gehandelt. So soll er seit 2018 bis Mitte 2019 alleine zwölfmal nach Frankfurt am Main gefahren sein, um jeweils mindestens ein Pfund Cannabis zu kaufen. In Bad Kissingen sollte es gewinnbringend an Dritte weiterverkauft werden, so der Staatsanwalt. Auf diese Weise habe er mit den sechs Kilogramm Marihuana mindestens 60 000 Euro eingenommen.

In weiteren fünf Fällen geht es um Beschaffung und Handeltreiben mit Cannabis im Wert von rund 18 000 Euro, unter anderem aus Spanien. Dabei soll es auch um den Einsatz der Kryptowährung Bitcoin gegangen sein. Der Angeklagte will für seine Hilfe dabei lediglich 50 Gramm Stoff für den Eigenbedarf erhofft haben, sagte er zum Prozessauftakt am Freitag. Die Ware gelangte allerdings nie in Umlauf, weil sie durch den Zoll abgefangen wurde.

Insgesamt kommt der Anklagevertreter auf 17 Fälle des illegalen Handeltreibens plus Anstiftung zur unerlaubten Einfuhr mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge. 800 Gramm sichergestelltes Haschisch hatte einen besonders hohen Wirkstoffgehalt von knapp 29 Prozent Tetrahydrochlorit (THC). Weil Gewinne aus illegalen Geschäften abgeschöpft werden, kündigt der Staatsanwalt an, die Einziehung von Wertersatz in Höhe von 78 300 Euro zu beantragen.

Gleich zwei Verteidiger

Was sagt der Angeklagte zu den Vorwürfen? Gleich zwei Verteidiger stehen ihm zur Seite, der Zuschauerraum sitzt ungewöhnlich voll mit jungen Leuten und Familienangehörigen. "Der Angeklagte räumt ein, dass es von 2018 bis 2020 zu Drogengeschäften kam", verliest zunächst ein Verteidiger in einer Erklärung. Der Mandant konsumiere seit seinem 14. Lebensjahr Marihuana – zunächst etwa zwei Gramm pro Tag, zuletzt aber bis zu fünf Gramm täglich. 120 Gramm im Monat sollen demnach für den Eigenkonsum bestimmt gewesen sein.

Seit seinem 16. Lebensjahr bestehe diese ausgeprägte Suchtproblematik, so der Anwalt. Weil sein Mandant in der Schule immer der jüngste, kleinste und schwächste Schüler gewesen war, sei er gemobbt worden. So habe er sich zunehmend in Drogenkreisen bewegt, wo er "erstmals eine Chance hatte, eine wichtige Rolle zu spielen". Die genaue Zahl der Rauschgiftgeschäfte könne er nicht mehr nachvollziehen. Mindestens zehn seien es gewesen. Mit seinem Konsum sei die Menge gestiegen, mit der er handelte. Nach Abzug seines Eigenkonsums und dem eines Gehilfen sollen es dem Verteidiger zufolge eher gut drei Kilogramm Cannabis gewesen sein, die verkauft wurden. Der Angeklagte gehe von einem Erwerb von höchstens fünf Kilogramm Betäubungsmittel aus.

Angeklagter will Therapie

Nach dem Einwand der Strafkammer, dass das Geständnis des heute 23-Jährigen keineswegs umfassend sei, wenn er mit den 800 Gramm besonders wirkstoffreichen Haschischs nichts zu tun haben wolle, räumt er ein, dass er auch dieses Geschäft organisiert habe. Er wolle eine Therapie machen und künftig ein straffreies Leben führen, verspricht der Angeklagte. Er ist seit 20. November in Untersuchungshaft. Für den Prozess sind vier weitere Verhandlungstage vorgesehen. Er wird am 12. Juli fortgesetzt.

 
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