Die Geschichte vom offiziellen Ende des Zweiten Weltkriegs in Schweinfurt wird gerne erzählt
Als die amerikanischen Truppen am 11. April 1945 einmarschiert waren, erfuhren sie, dass sich die Stadtoberen im so genannten Goethe
Bunker verschanzt hatten. Ein Amerikaner schlug heftig mit dem Gewehrkolben an die Eingangstüre und die wichtigsten Männer der Stadt kamen mit erhobenen Händen heraus und gaben ihre Pistolen ab. Zum Gedenken an „70 Jahre Kriegsende in Schweinfurt“ veranstaltet der Privatmann Nils Brennecke am 11. und 12. April ein Gedenk-Wochenende im Hochbunker A8 in der Ernst-Sachs-Straße, den er gekauft hat.
Bei einer Pressekonferenz stellte Brennecke das Programm für die zwei Tage vor. Und er erzählte den Medienvertretern, wie er zu dem ungewöhnlichen Gebäude gekommen ist, das in Schweinfurt nur der „Fichtel- und Sachs-Bunker“ genannt wird. Wie von dieser Zeitung berichtet, hatte der Geschäftsmann den 20 Meter hohen Kubus aus Beton Anfang 2014 von der BImA (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) gekauft, ursprünglich nur, um in luftiger Höhe ein Penthouse für sich und seine Frau zu bauen.
Aber dann interessierte er sich doch für die Geschichte dieser Trutzburgen, recherchierte und eröffnete ein kleines Museum. Außerdem befragte er Zeitzeugen und drehte einen Film, der die Ereignisse von vor 70 Jahren wieder lebendig werden lässt. Nun hatte der Privatmann die Idee, seinen Bunker zum Jahrestag des Kriegsendes zu öffnen.
Am Samstag, 11. April, 10 Uhr, eröffnet Bürgermeisterin Sorya Lippert das Gedenk-Wochenende und gleichzeitig die Ausstellung „Schweinfurt im Luftkrieg 1943-1945“, die Ende 2013 für die Halle Altes Rathaus konzipiert wurde – zum 70. Jahrestag des zweiten großen Luftangriffs auf die Stadt – und nun noch einmal zu sehen ist. Das Stadtarchiv hat teilweise noch nie veröffentlichte Bilder zur Verfügung gestellt, kuratiert wurde die Ausstellung von Stadtarchivar Uwe Müller und Kunsthistorikerin Daniela Kühnel.
Am Samstag um 12 Uhr hält Harald Dill aus Hannover den Vortrag „Die Flak – Mensch und Material“. Dill hat nach langen Recherchen das dreibändige Buch „Luftkrieg von Aschaffenburg bis Zwiesel – ein militärisch-technisches Feature zur Heimatgeschichte Nordbayerns“ geschrieben und gilt als Experte. Sehr persönlich ist der Vortrag, den Pfarrer i.R. Dieter Schorn am Samstag ab 16 Uhr und am Sonntag ab 15 Uhr hält. Schorn hat die letzten Kriegstage in Schweinfurt selbst erlebt und kann sehr anschaulich erzählen. Das Programm am Samstag endet um 18 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst.
An beiden Tagen ist der Bunker und damit die Ausstellung „Schweinfurt im Luftkrieg“ ab 10 Uhr geöffnet. Die Banner mit den zahlreichen Abbildungen sind auf die Räume im Erdgeschoss verteilt, also auf das eigentliche Museum. Die Vorträge finden in einem größeren, bestuhlten Raum im Kellergeschoss statt. Außerdem hat Nils Brennecke einen Privatmann aus Iphofen gebeten, seine historischen US-Army-Fahrzeuge auf dem Gelände am Bunker zu zeigen. Der Hausherr bietet außerdem an beiden Tagen Führungen durch A8 an und zeigt den Film, für den er Zeitzeugen befragt hat.
Nils Brennecke betont, dass sein Engagement nichts mit Nazi-Nostalgie zu tun habe. Er wolle vermitteln, dass die Bunker vielen Menschen das Leben gerettet haben und dass sie deswegen positiv besetzte Orte seien. Bei den Luftangriffen auf die stark gefährdete Industriestadt kamen 1075 Zivilpersonen ums Leben. Es wären ohne die Bunker sicher viel mehr gewesen, sagt Brennecke. Das Gedenk-Wochenende ist die einzige Veranstaltung in der Stadt zu diesem Anlass. OB Sebastian Remelé hat die Schirmherrschaft übernommen.
Mehr Infos auf der Website von Brennecke: www.fichtelundsachsbunker.de