(hh/dix)
Vornehmlich, um der Firma SKF ihre regelmäßigen Flüge an den Stammsitz im schwedischen Göteborg und zurück zu ermöglichen, unterstützt die Stadt den sicherheitstechnischen Ausbau des Verkehrslandeplatzes Haßfurt. Sie zahlt ihren Anteil in Höhe von 150 000 Euro aber nur, wenn auch die anderen Gesellschafter – die Stadt Haßfurt und der Landkreis Haßberge – diese Summe auf den Tisch legen.
SKF fliegt pro Woche dreimal nach Göteborg. Die Weltfirma äußerte nun (wie berichtet) den Wunsch, dass am Flugplatz der sogenannte „Luftraum F“ eingerichtet wird. Das bedeutet: der Landeplatz soll nicht mehr nur unter Sichtflugregeln, also bei günstigem Wetter, sondern unter Instrumentenflugbedingungen angeflogen werden können. Dazu bedarf es allerdings teurer Investitionen, wie etwa einer Anflugbefeuerung der Landebahn auf 420 Metern (Kosten 125 000 Euro), deren Verbreiterung (265 000 Euro), einer meteorologischen Anlage (100 000 Euro) und einer Umzäunung (52 000 Euro), um die dicksten Brocken zu nennen.
Die Gesamtkosten betragen 661 000 Euro, wobei abzüglich der zugesagten Förderung durch den Freistaat inklusive einberechneter Mehrkosten durch heute noch unbekannte Auflagen besagte 450 000 Euro übrig blieben, die die Trägergesellschaft des Flugplatzes nicht aufbringen kann. Mitte September gaben die Gesellschafter grünes Licht für diese ihrer Meinung nach „unverzichtbare Infrastruktureinrichtung“, zumal die Firma SKF zwischenzeitlich die Zusage gegeben hatte, die werktäglichen drei Flüge mindestens bis Ende 2011 aufrecht zu erhalten.
Schweinfurts OB Gudrun Grieser informierte den städtischen Finanzausschuss am Dienstag darüber, dass SKF wohl auch über diesen Zeitraum hinaus Göteborg anfliegen werde, der Vorstand das nur heute noch nicht zusagen könne. Grieser warb um Zustimmung für den Ausbau, weil in die „Infrastruktur angelegtes Geld in der Regel gut angelegtes ist“.
SKF setze wie andere Großfirmen auf den Standort Schweinfurt, weil sie sich willkommen fühle. Die Investition in den Landeplatz sei ein Beitrag dazu. Auf Frage aus dem Gremium verneinte Grieser, dass auch ZF Sachs, vor dessen Fabriktoren in Friedrichshafen ja ein Flugplatz existiert, den Landeplatz Haßfurt künftig nutzt. Dazu reiche das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht aus.
Durchschnittlich 40 Starts und Landungen pro Tag verzeichnet der Landeplatz. Laut Kämmerer Martin Baldauf seien die Umsatzerlöse der GmbH 2007 leicht gestiegen. Auch auf der Aufwandseite gebe es „Entspannungen“. Vom Ausbau erwartet sich der Finanzreferent eine weitere „Verbesserung der Ertragssituation“. Die Frage von Roland Schwab (Grüne), wann sich der Stadt-Zuschuss durch Rückflüsse amortisiere, könne aber nur der Geschäftsführer beantworten, so Baldauf.
Stefan Funk sprach für die CSU von einer zwar politischen Entscheidung, die aber aus Gründen des „Standortvorteils“ zu treffen sei. Adi Schön (SWL) argumentierte ähnlich, wenngleich es eine Luxus-Infrastruktur werde. Die Abstimmung endete mit 11:2. Nein sagten nur Schwab und Frank Firsching (Linke). Es handele sich um Geld für einen Weltmarktführer, dessen gute Zahlen er kenne, sagte Firsching.
Und dieses „Nein“ vertritt auch das Linke Bündnis Haßberge, so Eva Mendl auf Anfrage dieser Zeitung. Man bereite hierzu Aktivitäten vor, „um abzuwehren, dass jetzt noch mehr Steuergelder beim Flugverkehr verschleudert werden“, hieß es schon zuvor in einer Pressemitteilung. Der Ausbau des Flugplatzes sei wirtschaftlich und ökologisch absurd und der Flugverkehr in Haßfurt seit vielen Jahren ein Fass ohne Boden. Er belaste die kommunalen Haushalte unnötigerweise. „Über den Lärm der Flugzeugmotoren am Wochenende ärgern sich viele Anwohner in den Anliegergemeinden“, so die linke Wahlinitiative.
Am kommenden Montag beschäftigt sich der Kreisausschuss mit dem Flugplatz. Und wie ist die Stimmung in der SPD? „Wir wollen erst einmal anständige Informationen“, erklärt SPD-Kreisvorsitzender Wolfgang Brühl. Was jetzt mit der Tagesordnung an Informationen geliefert worden sei, das sei auf keinen Fall ausreichend. Eine Tendenz für eine Entscheidung für oder wider Ausbau wollte Brühl nicht aufzeigen. Wenn man zustimmen solle, dann müsse auf jeden Fall glaubhaft aufgezeigt werden, dass der Landkreis einen Nutzen davontrage.