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SCHWEINFURT
Am Leo wurden 14 Bäume gefällt
Baumarbeiten am Zufahrtsweg zum Leopoldina-Krankenhaus. 14 Bäume hat der städtische Servicebetrieb Bau und Stadtgrün in letzter Zeit auf dem Gelände des Leopoldina-Krankenhauses gefällt.
Foto: Stefan Sauer | Baumarbeiten am Zufahrtsweg zum Leopoldina-Krankenhaus. 14 Bäume hat der städtische Servicebetrieb Bau und Stadtgrün in letzter Zeit auf dem Gelände des Leopoldina-Krankenhauses gefällt.
Stefan Sauer
Stefan Sauer
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:17 Uhr

Am Zufahrtsweg ab Robert-Koch-Straße Richtung Leopoldina-Krankenhaus – parallel zur Gustav-Adolf-Straße verlaufend – ist am Mittwoch der Servicebetrieb Bau und Stadtgrün dabei, einen großen Baum zu fällen. Eine Anwohnerin fragt sich, warum dies nötig sein soll. Sie glaubt nicht, dass der Baum krank ist.

14 Bäume fielen auf dem Leopoldina-Gelände

Was ist der Grund? „Das Sachgebiet Stadtgrün fällt im Auftrag der Leopoldina GmbH neun Bäume, die auf dem Gelände des Krankenhauses ein Sicherheitsrisiko darstellen“, teilt die Stadt Schweinfurt auf Anfrage mit. Und: „Weiterhin werden im Auftrag der Leopoldina GmbH fünf Bäume gefällt, die in die Einflugschneise des Hubschrauberlandeplatzes hineinragen.“ 14 Bäume werden also zerlegt, jetzt im Winter, wo das rechtlich bis Ende Februar noch möglich ist.

Zudem würden Baumpflegemaßnahmen an einer Linde hinter dem Psychiatriegebäude durchgeführt. Dort werde „Totholz entfernt und die Kronensicherung ausgetauscht“. Bei den Baumfällungen handle es sich um zwei Spitzahorne bei der Lieferantenzufahrt, vier Kastanien an der Jugendpsychiatrie, sowie entlang des Gehweges um eine Hainbuche und zwei Fichten unterhalb des Hubschrauberlandeplatzes.

Rindenschäden, Kernfäule, Höhlungen, Pilzbefall

Bei Baumkontrollen sei festgestellt worden, „dass die Spitz-Ahorne aufgrund von Wurzelschäden nicht mehr verkehrssicher sind“, schreibt die Stadt auf Anfrage. Die Rosskastanien hätten „Rindenschäden, Kernfäule und Höhlungen“. Sie seien „zudem von dem Brandkrustenpilz, einem holzzerstörenden Pilz, befallen“. Und: „Die Hainbuche besitzt Schäden an der Wurzel. Die Bäume sind somit schwer geschädigt. Eine Fällung ist aus Gründen der Verkehrssicherheit unumgänglich.“

Laut Mitteilung der Stadt wurden die Baumfällungen durch die Untere Naturschutzbehörde genehmigt und begleitend von einer Biologin untersucht. Und: „Es wurde dabei gewährleistet, dass die Bäume derzeit nicht von Tieren besetzt sind, die die vorhandenen Höhlungen etwa als Winterquartier nutzten könnten.“ Die Fällungen der neun die Sicherheit gefährdenden Bäume seien in der Sitzung des Bau- und Umweltausschusses am 12. Oktober letzten Jahres vorgestellt worden.

Eine Anwohnerin in der Gustav-Adolf-Straße hatte mehrere Stadträte schriftlich auf die Baumfällungen aufmerksam gemacht. „Angeblich sind plötzlich alle Bäume krank“, schreibt sie, das klinge „ziemlich unglaubwürdig“. Das Gebiet rund ums Leopoldina sei eines der wenigen in der Stadt mit altem Baumbestand. Wenn auf Ersatzpflanzungen verwiesen werde, so sei eine „mickrige kleine Ersatzpflanzung niemals ein Ersatz für einen alten Baum mit einer riesigen Krone“.

Ulrike Schneider: „Einfach Tabula rasa“

Auch aus dem Stadtteil Bergl wandten sich Bürger an Stadträte der Schweinfurter Liste und monierten, die Stadt- und Wohnbau GmbH (SWG) habe um ihre Wohnblocks in der Oskar-von-Miller-Straße 87 und 95 bis 99 im Januar hohes Heckengehölz komplett niedergemacht und verhäckselt sowie mehrere Bäume gefällt, darunter zwei Birken. Wo bislang Vögel in den Hecken Schutz und Brutgelegenheiten gefunden hätten, sei jetzt nichts mehr. SWL-Stadträtin Ulrike Schneider: „Einfach Tabula rasa zu machen, das ist nicht nachvollziehbar.“

Außerdem habe die SWG bereits im November an der Max-Planck-Straße eine etwa 150 Meter lange Hecke um Wohnblöcke komplett entfernt, einschließlich Wurzelwerk. Auf ihre Frage, warum das passiert, habe sie – so sagt es eine Anwohnerin – vom Hausmeister die Antwort bekommen: „Schneiden Sie die Hecken? Das müssen wir machen.“

SWG: Genehmigte Fällungen aus Sicherheitsgründen

Der Verdacht der Bürger, die diese Rodungen kritisieren: „Den Hausmeistern ist es zu viel Arbeit, darum wird gerodet und gefällt.“ Das weist die SWG entschieden zurück. Mit Genehmigung habe die SWG bei den Häusern Oskar-von-Miller-Straße 95 bis 99 eine Birke und bei der Hausnummer 69 einen Zierapfel aufgrund ihres morschen Zustandes gefällt – aus „verkehrssicherungsrechtlichen Gründen“. Ersatzpflanzungen würden bis Ende Mai erfolgen. Und: Auf dem Gelände Oskar-von Miller-Straße 69 seien drei Kiefern und ein Apfelbaum entfernt worden. „Hierbei wurde das Bauverwaltungs- und Umweltamt eingeschaltet, welches die Zustimmung erteilte“, so die SWG. Gebüsch sei auf dem Gelände der Häuser 87 oder 95 bis 99 nicht entfernt worden.

Die SWG bestätigt weiter, dass im November aus Sicherheitsgründen im Eingangsbereich zur Max-Planck-Straße 2 und 4 ein morscher Baum entfernt wurde, sowie etwa 15 Meter Hecke, „weil sie in großem Umfang Totholz enthielt“. Dafür seien erste Ersatzpflanzungen in Form von Büschen vorgenommen worden. Eine Ersatzhecke solle gepflanzt werden, sobald die Witterungsverhältnisse dies zulassen.

An diesem Freitagmorgen meldet Richard Lindner, Sprecher des Baumschutzbündnisses Schweinfurt, soeben würden auf dem Areal eines Wohnkomplexes in der Harald-Hamberg-Straße drei über 20 Meter hohe Bäume gefällt. Die Sensibilität der Menschen bei allem, was das Stadtgrün betrifft, scheint mit der monatelangen Diskussion um die Abschaffung der Baumschutzverordnung weiter gestiegen zu sein.

Bäume und Buschwerk gerodet: Auf dem Areal um SWG-Wohngebäude in der Oskar-von Miller-Straße. Bildtext
Foto: Stefan Sauer | Bäume und Buschwerk gerodet: Auf dem Areal um SWG-Wohngebäude in der Oskar-von Miller-Straße. Bildtext
 
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  • sw_rr13@yahoo.de
    wieviele Bäume besitzt Frau Schneider ?
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