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Schweinfurt
Am Großglockner raucht die Wadenbremse
Unterwegs auf der Asphalt-Loipe: Im Verkehrsgarten war Skiken angesagt.
Foto: Uwe Eichler | Unterwegs auf der Asphalt-Loipe: Im Verkehrsgarten war Skiken angesagt.
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 10.08.2020 02:10 Uhr

Manche werden sich noch erinnern: "Tele-Ski" nannte sich die legendäre Gymnastikserie des Bayerischen Rundfunks der 70er und 80er, mit "Tipps und Training für Piste und Loipe",  unter Anleitung von  Rosi Mittermaier, Hansi Hinterseer, Toni Sailer und anderen Spitzensportlern.

Das Interesse an "Skigymnastik auf dem Trockenen" ist zuletzt wieder gewachsen, was auch, aber nicht nur am Klimawandel liegen dürfte. "Skiken" nennt sich ein Trendsport, der 1997 vom Österreicher Otto Eder erfunden worden ist, ein Kunstwort aus "Biken" (Fahrradfahren) und Skaten (wie auf Schlittschuhen dahingleiten).

Es geht um Langlauf ohne Schnee, auf jeweils zwei luftgefüllten Gummirädern, mit Hilfe von Stöcken, ähnlich wie beim Nordic Walking. Beim nahverwandten Inline-Skaten rollt man auf ganzen Schienen voller Räder, ungebremst und in festmontierten Schuhen.

Skikes haben nur eine Schuhhalterung und eine eingebaute Bremse, die mit der Wade bedient wird. Schließlich geht es durch Berge und Täler, über Stock und Stein, auf Straßen und Schotterpisten entlang oder durch die Natur.

Erich Kreutner, der den Ferienspaß im Verkehrsgarten betreut, ist Skike-Trainer und sagt über den flotten Sport bescheiden: "Den kennt man nicht". Was man so aber auch nicht sagen kann: Das Querfeldein- oder Cross-Skaten erfreut sich als gelenkschonendes Ganzkörper-Training wachsender Beliebtheit. Anders als Inline-Skates sind Skikes auch auf nassem Boden rutschfest.

Kreutner, der aus Kufstein stammt und heute von Fürth aus Kurse anbietet, unter dem Label "like2skike Franken", ist im Winter Langlauftrainer. Im Sommer wird geskiket. Elf Kinder und Jugendliche dürfen zu den Stöcken greifen, auf dem Asphalt des Verkehrsgartens. Mit dabei ist Rebecca Barth von der Kommunalen Jugendarbeit.

Durchschnittlich 18 Stundenkilometer beträgt die Geschwindigkeit eines Skikers, Kreutners Rekord liegt bei 60 km/h. Ein Helm ist entsprechend Pflicht. Durch einen Burn-Out ist der einstige Büroarbeiter zu seinen neuen Rollen gekommen: "Da machst du was. Da bist du bei dir selbst." Schladming ist eines seiner Lieblingsreviere. Sogar den Großglockner ging es schon rauf und runter, mit entsprechendem Druck auf der Wadenbremse: "Das raucht richtig."

Für den Nachwuchs ist erstmal Aufwärmtraining und Gewöhnung angesagt. Dank der Stöcke muss niemand Angst haben, umzufallen. Die Kinder sind froh über die Abwechslung im Corona-Sommer. Locker werden nach dem Lockdown, heißt die Devise, natürlich mit Abstand.

Hockey wird ebenso gespielt wie eine Biathlon-Variante, mit Lasergewehr und Mundschutz. Wer die Scheibe verfehlt, wird nicht in die Strafrunde geschickt, sondern muss zählen. Neugierige Zaungäste schauen zu: Skirollschuh-Laufen schaut schließlich richtig fesch aus. Der nächste schneefreie Winter kann kommen.

Modell für Fortgeschrittene: Erich Kreutner ist Skike-Trainer.
Foto: Uwe Eichler | Modell für Fortgeschrittene: Erich Kreutner ist Skike-Trainer.
 
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