Außerhalb der Komfortzone ist der Platz, wo das Leben erst richtig passiert! Das sagt Nicholas „Nick“ Martin, der drei Jahre auf der anderen Seite des Tellerrands verbracht hat. Der Bild- und Videovortrag des Weltenbummlers in der vollen Mehrzweckhalle von Schwebheim, er hängt mit Aqua Fitness zusammen. Der Kontakt kam nämlich durch ein Schwebheimer Unternehmen zustande, das sportliche Betätigung im Schwimmbecken anbietet.
„Aqua Fitness“ ist der 27-jährige Würzburger gewohnt: Egal, ob er mit flackerndem Kerzchen durch ein guatemaltekisches Höhlenlabyrinth schwimmt, eine Actionkamera beim Tauchen im tiefen Blue Hole vor Belize versenkt oder auf schwankendem Katamaran vor der Baja California einem Hurrican trotzt, einem Alptraum aus eisigem Wind und Monsterwellen von bis zu zwölf Meter Höhe. „Du fühlst dich so klein“, sagt der Backpacker, der Rucksacktourist, vor auffallend jungem Publikum. „Das ganze Materielle war weg, nur noch die Grundangst da. Die Todesangst.“ Trotzdem wurde die Sturmtaufe auf der ersten Weltumrundung vor vier Jahren eine Art Erweckungserlebnis.
„Zweimal um die Welt“ nennt sich der viereinhalb Stunden füllende Bericht. Nick Martin hätte es einfach haben können, in der Komfortzone, kurz zuvor saß er noch brav im Büro, IT-Branche. Irgendwann beschloss er, mehr vom Leben zu sehen als den Computer, hängte seinen Job an den Nagel, kaufte sich ein One Way Ticket nach Mexiko. Daraus wurden 1126 Tage Urlaub in 23 Ländern, für die der Sohn eines Engländers grob geschätzt 28 Jahre hätte arbeiten müssen: „Ich bin noch nicht mal 28.“
Der Aufbruch zum Horizont begann damit, dass er vollkommen aus dem sozialen Netz rausgefallen ist, hinein in Hängematten am Strand. Die erste Reise verlief, grob gesagt, über Mexiko, USA, Kanada, Hawaii, die Fidschis, Australien, Thailand und Dubai, bei der zweiten Runde 2012 stand Südamerika im Mittelpunkt. In Mexiko war bereits der Wurm drin, im Mescal-Schnaps, in der Ruinenstadt Chichen Itza wuchs die Erkenntnis, dass die Erbauer vermutlich einfach keinen Platz auf ihrem Mayakalender mehr hatten – von wegen Weltuntergang.
Nach dem Katamaran-Abenteuer, mit Haien im Kielwasser, ging es gemächlicher mit „Couch Surfing“ weiter: Das Gegenteil des Lebens einer „Couch Potatoe“ mit Übernachten auf fremden Sofas. Nick ließ die Beine und die Seele am Grand Canyon baumeln, strippte in Las Vegas für sieben fesche Asiatinnen („Ich hab in fünf Minuten 30 Dollars gemacht“), couchsurfte mit etwas Glück in der mondänen Penthouse-Suite des MGM Grand Hotel. In Seattle gab es eine Bike Parade, nackt mit Körperbemalung, der Globetrotter radelte als grünes Hulk-Monster.
New York: „Eine magische Stadt“, wo er nachts mit einem Rollstuhlfahrer auf dem menschenleeren Time Square tanzte. Als Zuschauer beim American Football in Buffalo wurde Nick Martin verhaftet, der „Crazy Crab“ wegen: Sein Markenzeichen in Internetvideos ist der Krabben-Tanz durchs Bild, der die unterschiedlichsten Orte dieser Erde verbindet.
Und immer wieder lockte die unberührte Natur, selten so erhaben wie in den Wäldern Kanadas, außer in den Bergen Boliviens, mit dem „Salar de Uyuni“ als größtem, schneeweißem Salzsee der Welt.
Auch wenn trendiger, tollkühner Spaß nicht zu kurz kommt, beim Schlittenfahren den Geröllhang runter in einen nicaraguanischen Vulkan, beim Bungee-Springen in die Dschungelschluchten Costa Ricas oder beim Mountain-Bike-Ritt auf Boliviens „Straße des Todes“ (die ihren Namen hunderten Metern Abgrund daneben verdankt): Nick Martin hat auch einen Blick für die Schattenseiten der Erde, neben Mojitos und Zigarren etwa das staatlich verordnete Elend in Kuba erlebt, ebenso Hurrican Sandy beim Verwüsten von Santiago de Cuba 2012. Ein bizarres Shopping-Refugium für Reiche mitten im armen El Salvador. Oder Original-Fotos amerikanischer Kriegsgräuel im Museum in Vietnam.
Finanziert werden musste das Abenteuer fern ausgetrampelter Touristenpfade auch, mit Jobs als Straßenreiniger, Bootsbauer, Taco-Verkäufer, Barkeeper – die andernorts aber durchaus gut bezahlt würden. 600 Euro etwa könne eine Toilettenputzerin in Australien verdienen – am Tag. Auf den Fidschis bekam er versehentlich eine Harpune durch Daumen und Schulter geschossen, in Vietnam wurde er nach dem Poker ausgenommen, zwei Lebensmittelvergiftungen mussten ausgestanden werden, eine wie zu Seefahrerzeiten in der Hängematte neben der Brandung.
Auf der anderen Seite durfte er nach Herzenslust surfen, an Traumstränden, die jede Fototapete erbleichen lassen, mit Sonnenuntergängen, die jeden Foto-Shop erröten lassen müssten. Durfte die Freunde zu Weihnachten in türkisblauem Nass grüßen und die Familie aus dem Kanu im Mangrovenwald. „Lebt Euren Traum“ ist dann auch die Botschaft von Nick Martin, „egal, wie viele Widerstände es kostet, es lohnt sich.“ Demnächst geht es ins kühlere Norwegen, zu den Nordlichtern.
ONLINE-TIPP
Fotos und Original-Blogs auf nickgoesroundtheworld.blogspot.de