Das Wort „coach“ kommt aus dem Englischen und bedeutet ursprünglich so viel wie (pferdebespannte) Kutsche. Sigrid Fessel-Walter nimmt diese Wortbedeutung ernst. Als Coach will sie Menschen, die zu ihr kommen, schnell und sicher ans Ziel bringen. Natürlich nicht mit der Pferdekutsche, sondern gemäß der modernen Bedeutung des Wortes: durch Beratung, die das Gegenüber als ganzen Menschen einbezieht und seine Talente zur Entfaltung bringen will.
Der Unsicherheiten, denen sich Menschen ausgesetzt sehen, gibt es viele. Bei den Jungen kann es die Frage der Berufswahl oder des Studiengangs sein, bei den Älteren die Frage, ob man überhaupt noch den richtigen Beruf hat angesichts der vielen Veränderungen, die sich gegenüber dem einstigen Berufsbild ergeben haben. Oder ein vermeintlich unüberbrückbarer Konflikt mit dem Chef, der permanent auf dem Gemüt lastet.
„Manchmal muss man erst eine alte Tür zumachen, bevor man durch eine neue gehen kann“, sagt Sigrid Fessel-Walter. Ihr Coaching (in den Räumen in der Grabenstraße 23) zielt aber nicht immer auf radikale Veränderung. Eine Lösung kann es durchaus auch sein, in den gegebenen Verhältnissen zu bleiben und sie neu zu überdenken.
Grundsätzlich liegt die Lösung immer bei demjenigen, der die Fragestellung hat, betont die 55-Jährige. Ihre Aufgabe als Coach sieht sie darin, einen Klienten so zu begleiten, dass er sicherer in seinen Entscheidungen und damit erfolgreicher wird.
„Manche trauen sich nicht, eine Reise zu beginnen, weil sie Angst vor ihr haben. Wenn aber ein Kutscher da ist, der die Pferde lenkt, dann traut man sich eher“, bleibt die Beraterin im Eingangsbild.
Natürlich versucht Fessel-Walter, ihren Klienten auch in privaten Lebenskrisen zu helfen. Berufliches und Privates können bei Problemen meist nicht exakt getrennt werden, verzahnen sich oft oder bedingen sich gar gegenseitig.
Die Hilfe soll sich aus dem Gespräch entwickeln. Dabei ist es für die Beraterin am wichtigsten, erst einmal genau zuzuhören und die positiven Anlagen des Klienten zu erkunden. Der Sinn des Zuhörens: Schon beim erstmaligen Aussprechen eines Problems werden dem Klienten manche Dinge klarer als sie es unausgesprochen waren.
Methodisch will Fessel-Walter nutzen, was sie bei ihrem Ausbilder, dem namhaften Unternehmensberater Friedrich Assländer, gelernt hat. Sie möchte wie Assländer sogenannte Systemaufstellungen einsetzen. Dabei werden alle, die in einer Gruppierung wirken, durch Figuren symbolisch dargestellt und die Wechselwirkungen aufeinander und die inneren Bezüge zueinander analysiert. „Wenn einer aus diesem System aus seinem gewohnten Verhalten ausbricht, verändert sich die ganze Runde.“
Fessel-Walter wird ihren Klienten keine festen Behandlungszeiten vorgeben. „Das Problem kann in einer Stunde gelöst sein, es kann sich aber auch über mehrere Termine hinziehen.“ Zum Gespräch kann immer auch die andere Seite des Problems mitkommen. Dann ist die Beraterin auch bereit, die Rolle einer Mediatorin zu übernehmen. Und für Gruppen gibt es Seminare.
Fessel-Walter wird mit dem Coaching an einer ganz bestimmten Stelle aufhören: Wenn sie erkennt, dass das Problem eines Klienten auf eine psychische Erkrankung zurückzuführen ist, wird sie ihn an „andere Professionen“ weiterempfehlen.
Der Begriff Coach ist zwar gesetzlich nicht geschützt, dennoch glaubt Sigrid Fessel-Walter, dass, wer diese Tätigkeit ausübt, einige Voraussetzungen mitbringen sollte. Das ist zum einen Lebenserfahrung. Ein Coach sollte auch eigene Krisen erfolgreich bewältigt haben, meint die studierte Ernährungswissenschaftlerin, die selbst auch schon Führungstätigkeiten an prominenter Stelle ausgeübt hat. So war sie von 1990 bis 2000 Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands der Diplom-Ökotrophologen (Haushalts- und Ernährungswissenschaftler), hat in Gerolzhofen mit Teleterm seit zwölf Jahren eine eigene Firma für Vertriebsunterstützung und arbeitet in ihrer Wohngemeinde Dingolshausen von Beginn an in der Lokalen Wirtschaftsförderung mit.