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SCHWEINFURT
Am Anfang stand die Kugelmühle
Von unserem Redaktionsmitglied Katharina Winterhalter
 |  aktualisiert: 30.04.2015 10:20 Uhr

In der Reihe „Kleine Stadtgeschichte“ des Regensburger Verlags Pustet ist eine Schweinfurter Ausgabe erschienen. Wir stellen die Kapitel in einer Serie vor. Diesmal: Von der Kugelmühle zur Freilaufnabe.

1883 konstruierte Friedrich Fischer in seinem Haus in der Oberen Straße eine Maschine, mit der zum ersten Mal runde Stahlkugeln in großen Stückzahlen hergestellt werden konnten. Kugellager wurden zwar schon einige Jahre vorher beim Bau von Fahrrädern eingesetzt, konnten sich aber zunächst nicht durchsetzen, weil die von Hand gefertigten Kugeln nicht wirklich rund waren und unter der Belastung schnell brachen. Erst Fischer löste mit seiner Kugelmühle das Problem und legte damit den Grundstein für die großindustrielle Entwicklung der Stadt.

Er hatte zwar einen festen Abnehmerkreis, aber er verschliss innerhalb weniger Jahre fünf Teilhaber. Einer war Wilhelm Höpflinger, der ab 1887 in Fischers Werkstatt gearbeitet und die Kugelmühle weiterentwickelt hatte. Zwei Jahre später machte sich Höpflinger mit seinem Kollegen Engelbert Fries selbständig. Fischer hatte seine Erfindung erst 1890 zum Patent angemeldet, als sich Fries und Höpflinger selbständig machten. Jetzt strengte er einen Prozess an, der mit einem Vergleich endete: Das Gericht sprach Fischer das Patent zu, erlaubte Höpflinger aber die gebührenfreie Nutzung.

In der Folge erlebten beide einen rasanten Aufschwung, aus den kleinen Werkstätten wurden Fabriken, die bis in die USA, nach Brasilien und China lieferten. Auf dem Höhepunkt 1896 waren 1200 Arbeiter in der Schweinfurter Kugelindustrie beschäftigt. Der Akkord- und Schichtdienst veränderte das Leben der einstigen Handwerksgesellen und Tagelöhner sehr.

Fischers Fabrik gegenüber dem Centralbahnhof konnte 270 Millionen Kugeln jährlich herstellen, Fries & Höpflinger in der Schrammstraße 375 Millionen. In ganz Deutschland schossen Nachahmer-Firmen aus dem Boden, 1898 brach der Absatz wegen der Überkapazitäten zusammen. In Schweinfurt wurden die Arbeiter entlassen. Im Jahr 1900 arbeiteten nur noch 144 in den beiden Firmen.

Sechs Jahre vorher war Ernst Sachs, ein ambitionierter Mechaniker, in die Stadt gekommen. Schon bald heiratete er Höpflingers älteste Tochter. Er meldete ein Patent für eine kugelgelagerte Freilaufnabe an und gründete 1895 mit Karl Fichtel die „Schweinfurter Präcisions-Kugellagerwerke Fichtel & Sachs“. Um die Jahrhundertwende beschäftigte F & S mehr Menschen, als die beiden älteren Unternehmen zusammen.

 
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