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SÖMMERSDORF
Altes Jerusalem mit viel Opulenz
Auf dem Zuschauerplatz lagern Teile der Stahlkonstruktion der neuen Überdachung, im Hintergrund hat das Bühnenbild für die Fränkischen Passionsspiele Sömmersdorf schon Formen angenommen.
Foto: Silvia Eidel | Auf dem Zuschauerplatz lagern Teile der Stahlkonstruktion der neuen Überdachung, im Hintergrund hat das Bühnenbild für die Fränkischen Passionsspiele Sömmersdorf schon Formen angenommen.
Silvia Eidel
 |  aktualisiert: 27.04.2023 06:29 Uhr

Eine Zeitreise von 2000 Jahren in die Vergangenheit erlebt die Freilichtbühne in Sömmersdorf: Betonmauern verwandeln sich in alte Häuserfassaden eines orientalischen Jerusalem, Baldachine überdecken Durchgänge, Gassen oder Brunnen und das Bühnenhaus mutiert zu einem prächtigen jüdischen Tempel aus der Zeit Jesu. Für das opulente Bühnenbild für die Fränkischen Passionsspiele in diesem Sommer hat sich der Berliner Bühnenbildner André Putzmann einiges einfallen lassen.

Mit kräftigen Pinselstrichen und grauer, brauner, schwarzer und beiger Farbe bearbeitet der studierte Maler die bislang gelb gestrichenen Betonwände. Große Quadersteine zeichnen die Stadtmauer nach, kleinere die Häuserwände und Tore. Auf- und Anbauten, Zinnen über dem Tempel, Türmchen und Häuserwände aus Schichtholz auf den verschiedenen Spielebenen werden ebenfalls mit dem historischen Anstrich versehen. „Es soll alles möglichst authentisch sein“, weiß Putzmann, wie eine gewachsene Stadt wirken.

Eine Herausforderung angesichts der Größe und Vielfalt

Seit knapp drei Wochen ist er mit der Theatermalerin Myriam Dostal aus Hof dabei, die 40 Meter breite und zehn Meter tiefe Freilichtbühne komplett zu verändern. Trotz seiner reichhaltigen Erfahrung an Berliner Bühnen und an etlichen deutschen Freilichtstätten eine Herausforderung angesichts der Größe und der Vielfalt. „Wie Kulissenbau beim Film“, meint der professionelle Theatermann respektvoll.

Mit Hilfe der ehrenamtlichen Sömmersdorfer Helfer Michael Garbe und Kurt Stark, die beide extra Urlaub genommen haben, geht die Arbeit flott voran. Sie haben ein Baugerüst an das Bühnenhaus geschraubt und es nach Putzmanns Entwürfen verblendet. Fenster wurden ausgesägt, Kuppeln für Dächer gebaut und mit Stoff- und Sackleinen bezogen und verklebt.

Täuschen echte Felsbrocken -aber aus Styropor

Felsbrocken aus Styropor hat Myriam Dostal gesägt und täuschend echt bemalt, Säulen aus alten dicken Rohren marmoriert und Kapitelle dazu gebaut. „Styropor ist ein schönes Material, weich und gut zu bearbeiten“, meint die Fachfrau. Damit die Felsen am Grab Jesu nicht wegrollen, müssen sie noch fixiert werden, „mit einem Stab oder PU-Schaum“, erklärt sie.

Ein marmoriertes Sitzbad für die Badeszene des König Herodes lagert bereits in der Innenbühne. Dazu füllen eine zweiseitig bemalte Treppe und drei thronartige Sitzmöbel für den Hohen Rat den Raum. „Die haben wir in meiner Scheune zuhause schon vorgefertigt“, verweist Bundespolizist Stark auf die mächtigen Requisiten.

Abgestellt sind hier auch zweiseitig bemalte Torhälften: Im geschlossenen Zustand sind sie grau-brauner Bestandteil der Stadt-Szenerie, im geöffneten geben sie den Blick auf prunkvolle, rotbemalte Räume des römischen Statthalters Pontius Pilatus frei. Auch steinerne Säulen werden beim Umdrehen zu marmornen Pfeilern seines Palastes.

Erfolgreich auf alt getrimmt

Gemeinsam hieven die Bühnenbauer ein tonnenförmiges Dach auf vier Säulen, das einen Steinbrunnen im Freien überwölbt. „Jetzt fehlt hier noch der Baldachin“, deutet André Putzmann auf einen erdfarben bemalten Leinenstreifen, der auf dem Boden trocknet. Auch andere Durchgänge müssen noch mit solchen, auf alt getrimmten textilen Vordächern versehen werden.

Der vom Verein Fränkische Passionsspiele in Eigenleistung neu an die Bühne gebaute Orchesterraum hat zwar schon eine provisorische Kuppel erhalten. Sie muss aber, wie die Bemalung des Betonkörpers, noch vervollständigt werden. Auch auf dem Bühnenhaus fehlt eine Kuppel für den jüdischen Tempel.

„Wir müssen noch einiges erledigen“, nickt Putzmann und weist auf das große kupferne Tor des Bühnenhauses, das als jüdischer Tempel mit Goldkacheln beklebt werden muss. „Und die Fenster sollen nicht wie Löcher aussehen“, erklärt er, weshalb dort noch breite Kanten angefügt werden.

Währenddessen wird auf dem Zuschauerplatz die Stahlkonstruktion der neuen Überdachung aufgebaut. Zusammen mit dem opulenten Bühnenbild wird das Bauwerk für besondere Aufmerksamkeit sorgen.

Karten für die Passionsspiele gibt es in der Geschäftsstelle der Fränkischen Passionsspiele, Telefon (09726) 2626, in allen Main Post-Geschäftsstellen, über MainTicket, bei der Touristinfo 360 Grad in Schweinfurt oder im Onlineshop unter www.passionsspiele-soemmersdorf.de

Die leichten, aus Styropor gefertigten Felsbrocken am Grab Jesu verstaut der Sömmersdorfer Helfer Michael Garbe.
Foto: Silvia Eidel | Die leichten, aus Styropor gefertigten Felsbrocken am Grab Jesu verstaut der Sömmersdorfer Helfer Michael Garbe.
In eine Stadtmauer von Jerusalem verwandelt Bühnenbildner André Putzmann die Betonmauer auf der Sömmersdorfer Passionsspielbühne.
Foto: Silvia Eidel | In eine Stadtmauer von Jerusalem verwandelt Bühnenbildner André Putzmann die Betonmauer auf der Sömmersdorfer Passionsspielbühne.
Aus Styroporbrocken werden unter den Händen von Theatermalerin Myriam Dostal Felsen für das Grab Jesu.
Foto: Silvia Eidel | Aus Styroporbrocken werden unter den Händen von Theatermalerin Myriam Dostal Felsen für das Grab Jesu.
Zweiseitig bemalt sind die Torflügel: Der Sömmersdorfer Kurt Stark hält hier die rotbemalte Seite, die in die Gemächer des römischen Statthalters Pontius Pilatus führen wird.
Foto: Silvia Eidel | Zweiseitig bemalt sind die Torflügel: Der Sömmersdorfer Kurt Stark hält hier die rotbemalte Seite, die in die Gemächer des römischen Statthalters Pontius Pilatus führen wird.
In eine alte orientalische Stadt Jerusalem wird derzeit die Freilichtbühne Sömmersdorf verwandelt.
Foto: Silvia Eidel | In eine alte orientalische Stadt Jerusalem wird derzeit die Freilichtbühne Sömmersdorf verwandelt.
 
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