
Schluss. Aus. Vorbei. Das war's. Mit dem Gastspiel der "Udo Jürgens Hommage"-Inszenierung in der Ersatzspielstätte Theater Gemeindehaus endete eine Erfolgs-Tournee mit der 50. Aufführung in Schweinfurt. Vor rappelvollem Haus und stehenden Ovationen, was genau so zu erwarten war.
Das Erfolgsrezept einfach: Nimm zwei gute Sänger, eine stilsichere Combo (Ingo Hassenstein, E-Gitarre, Richard Müller, E-Bass, Moritz Köther, Saxofon/ Querflöte, Markus Hofmann, Schlagzeug), ein stimmungsvolles Bühnenbild (Jan Freese) und ein begeisterungsfähiges, begeisterungswilliges Publikum und der Theater-Abend wird zu sicheren Bank. Die Idee ist nicht neu.
Auch an diesem Abend wurde versucht, wie schon über Jahre hinweg, den gleichen alten Wein über den österreichischen Erfolgssänger in vermeintlich neue Schläuche zu packen. Die ewig gleichen Geschichten, von angelegten Ohren, verruchten Frauen Skandale, Alkohol-Problemen ausgepackt und mit seinen zeitlosen Evergreens in einen Sack gesteckt. Ok, ganz ohne diese Dinge kommt wohl auch keine Inszenierung (Rainer Steinkamp) über Udo Jürgens aus und auch am letzten Abend der Tournee, war diese Klammer vorhanden und wurde ebenso konsequent wie professionell umgesetzt.
Das Verblüffende dabei gleich auf den ersten Blick, bei dem zu sehen war, was mit dieser überschaubaren Bühne im Gemeindehaus und einem ungemein passenden Bühnenbild alles möglich ist. Hintergrund und Beleuchtung wechseln sich harmonisch miteinander ab: Mal erscheint eine beleuchtete Bar, dann der Blick über die Wolken, ein Sternenhimmel als Blick ins Universum, Wolkenkratzer in New York. Das bringt nicht nur einen gesunden Stimmungsbogen in die Inszenierung, sondern rundet die populären Gesangsnummern effektvoll ab.
Christian Mädler und Gudrun Schade
Am Flügel präsentiert Christian Mädler eine (fast) perfekte Udo Jürgens-Stimme, mit verblüffender Ähnlichkeit des Idols in den unteren Gesangsbereichen und der Mittellage. Schließt man die Augen, wäre zu denken, der leibhaftige Sänger sitzt da am Klavier. Nur im oberen Bereich, in der Höhe, kann er den großen Künstler, Sänger und Pianisten nicht erreichen. Dafür hat er als Partnerin geschmackssicher Gudrun Schade, die ihn im Duett bei den hohen Noten unterstützt – und leider, ab und zu auch übertönt. Was soll's.
Die Reise durch Udo Jürgens' Leben und Erfolgslieder geht applaussicher mit "Merci, Merci", "Siebzehn Jahr, blondes Haar", "Griechischer Wein", "Mit 66 Jahren" durch die Epochen – immer wieder unterbrochen von Ovationen.
Eine an diesem Abend übrigens unerwähnte Anekdote zur Tournee "Udo 70", die 1970 alle Rekorde brach. 266 Konzerte über zehn Monate in elf Ländern. Dabei war damals auch Schweinfurt. Allerdings nicht im Theater an der Roßbrunnstraße, sondern in der Stadthalle, da der damalige Schweinfurter Theater-Intendant Günther Fuhrmann das Udo-Jürgens-Konzert als unpassend für sein neues Haus und Programm angesehen hatte.
Die Zeiten habe sich mittlerweile grundlegend geändert, das weiß auch der derzeitige Intendant Christof Wahlefeld, der bislang in der Ersatzspielstätte Gemeindehaus eine erfolgreiche Saison fährt. Aber auch den Abend als einen möglichen Fingerzeig in die Zukunft in Betracht zieht: "Eine Vorstellung wie heute, zeigt deutlich, wohin die Reise inhaltlich auf der Bühne gehen wird. Hin zu mehr Popularisierung der Vorstellungen im Theater".
Der Abend endet mit einem Publikum, das stehend, wild entschlossen zu "Ich war noch niemals in New York" die Arme schwenkt. Bei dem beachtlichen Stück am Erfolgskuchen der laufenden Saison konnte man weiter auf den Theater-Geschmack kommen. Was aber vielleicht auch zu beachten wäre – zu viel Kuchen ist unbekömmlich.