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SCHWEBHEIM
Altbürgermeister Fritz Roßteuscher gestorben
Ursula Lux
Ursula Lux
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:51 Uhr

Am Sonntag ist Altbürgermeister Fritz Roßteuscher im Alter von 87 Jahren verstorben. Der Vater der ökologischen Flurbereinigung hat in der Gemeinde das grundgelegt, was sie im ganzen Landkreis und darüber hinaus bekannt gemacht hat: die ökologische Grundausrichtung.

1989 brachte Roßteuscher die ökologische Flurbereinigung als Pilotprojekt für ganz Bayern auf den Weg. Natur- und Artenschutz sollten sich nicht nur auf extra ausgewiesene Naturschutzgebiete beschränken, sondern im alltäglichen Leben und vor allem in der Landwirtschaft fest verankert werden.

Mit 25 Jahre in die SPD eingetreten

Ein Leben lang hat Roßteuscher auf die „blühenden Wiesen seiner Jugend“ aufgepasst, wie er selbst in einem Interview einmal sagte. Natur und Artenschutz waren sein Anliegen, und er lebte dieses als Mitglied der Naturfreunde ebenso wie als Bürgermeister.

Der am 8. August 1930 Geborene war noch einer der Zeitzeugen, die die Kriegs- und Nachkriegszeit in der Gemeinde erlebt haben, und konnte sehr lebendig aus dieser Zeit erzählen. Mit 25 Jahren ist er in die SPD eingetreten und hat vor allem die sozialen Anliegen seiner Partei mitgetragen. 1966 wurde er Bürgermeister von Schwebheim – ehrenamtlich.

Aber er wollte seine Aufgabe gut machen, und dazu brauchte er Zeit. Also kündigte er seinen Beruf und widmete sich ganz dem neuen Amt. 1972 erst wurde er hauptamtlicher Bürgermeister.

Gemeinde in die Eigenständigkeit geführt

Die Gemeinde verdankt ihm neben seinem Einsatz für die Natur auch den Erhalt ihrer Eigenständigkeit. Durch geschicktes Taktieren hat er diese erhalten. In seiner Amtszeit wurde aus dem Arbeiter- und Bauerndorf Schwebheim eine moderne Wohngemeinde. Straßen wurden befestigt, Abwasserkanäle verlegt und nicht zuletzt Schule und Schwimmbad gebaut, um nur einiges zu lernen.

Er gründete das Kulturwerk mit und baute die Gemeindebücherei auf. 1990 trat Roßteuscher nicht mehr zur Wahl als Bürgermeister an und übergab das Ruder an seinen Nachfolger Hans Fischer, den er tatkräftig unterstütze. 1992 ernannte ihn die Gemeinde zum Ehrenbürger.

Engagiert war Roßteuscher auch in der Anti-Atomkraft-Bewegung, durch diese veränderte sich auch seine Einstellung zum Staat. Er war entsetzt über das massive Polizeiaufgebot, das ihn, seinen Schwager und vier kleine Kinder umgab, als sie nahe des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld ein Anti-Atom-Banner aufstellen wollten.

Trotz all dieser Verdienste und Erfolge aber war es vor allem der Mensch Fritz Roßteuscher, der beeindruckte. Aufgrund der Kriegswirren war er nur sechs Jahre in der Schule. Eine Tatsache, die er zeitlebens begrüßte, denn so sei ihm die Freude am Lernen nie verloren gegangen.

Er wollte nie selbst im Mittelpunkt stehen

Roßteuscher war ungeheuer belesen, er wusste immer, wovon er sprach. Gradlinig ging er seinen Weg, dabei aber blieb er stets bescheiden. Er selbst wollte nie im Mittelpunkt stehen, und er hat anderen auch nie seine Sicht der Dinge aufgezwungen. Jeder durfte seine eigenen Meinung haben und seine eigene vertrat er immer offen und direkt.

Mit Fritz Roßteuscher verliert die Gemeinde einen ihrer großen Söhne. Foto: Ursula Lux

 
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