Die weltoffene Kirche fand ebenso Gehör wie über 2000 Jahre Tradition, beim Pontifikalamt zum Weißen Sonntag. Gefeiert wurde die Altarweihe der erneuerten Kirche St. Anton, die Bischof Franz Jung zelebrierte, nach drei Jahren Umbauzeit. Diakon Joachim Werb begrüßte die Gäste, in einem "franziskanisch" schlichten und doch würdevollen Gottesdienstraum, der von 700 auf 138 Plätze reduziert worden ist. Die Stühle gruppieren sich nun um den runden Altar als Zentrum. Der Weihegottesdienst mit Eucharistie wurde per Livestream ins Internet übertragen.
Bischof Jung zog zu Klängen des Komponisten Richard Strauss ein. "Der Weg der Kirche ist der Mensch", lautete das Leitwort des mehr als zweistündigen Gottesdiensts. Am ersten Sonntag nach Ostern würdigte der Bischof die Wiedereinweihung des Nachkriegsbaus als eine Art "Auferstehung", in einem Leuchtturmprojekt des Bistums. Pandemiebedingt hatte es zuletzt Verzögerungen der Feierlichkeiten gegeben, die schon in der Adventszeit stattfinden sollten.
Ein Begegnungszentrum für mehr als 17 Millionen Euro
In St. Anton werde Caritas, die Menschenliebe, mit pastoraler Seelsorge verbunden, lobte Jung. Die neue Kirche verbinde "Himmel und Erde". Der Bischof stand mit Stadtpfarrer Joachim Morgenroth, Domkapitular Clemens Bieber, dem Ramsteiner Pfarrer Bernhard Spieß als früheren Wegbegleiter aus dem Bistum Speyer, sowie den Diakonen Joachim Werb und Hans-Georg Mager am Altar.
In der Predigt erinnerte Jung an die Geschichte vom ungläubigen Thomas. Der auferstandene Jesus sei durch verschlossene Türen zu den Zweiflern gekommen, zu den Hilfsbedürftigen und Notleidenden: "Wir berühren heute die Wunden Christi im Leid der Armen, im Leid der Suchtkranken, im Leid der Flüchtlinge." Gemäß den Worten von Papst Franziskus sei es die Aufgabe der katholischen Kirche, an die Ränder zu gehen, weltweit wie vor der eigenen Schwelle.
"Casa Vielfalt" nennt sich das helle, barrierefrei und freundlich gestaltete Begegnungszentrum, das für mehr als 17 Millionen Euro auf dem Kirchengelände entstanden ist. Die Räume tragen programmatische Namen wie "Weitblick", "Lichtblick" oder "Blickwinkel". Neben dem Pfarrbüro finden sich hier der Antoniussaal als Pfarrsaal, das (soziale Integrations-)"Café Charisma", der Malteser Hospizdienst und die Räume des Caritasverbands, inklusive des Sozialpsychiatrischen Diensts.
Griechisch-orthodoxe Kirche ist mit im Gebäudeensemble
Zum Gebäudeensemble zählen die Kindertagesstätte, Fördereinrichtungen der Caritas-Schulen gGmbH, das Marienstift und das Haus "Maria Frieden" als Senioreneinrichtungen sowie eine griechisch-orthodoxe Kirche. Unter den Ehrengästen befanden sich Erzpriester Martinos Petzolt, Presbyteros von Würzburg und Unterfranken, sowie für die evangelisch-lutherische Kirche Dekan Oliver Bruckmann.
Kantorin Dagmar Aberle und Regionalkantor Rainer Aberle übernahmen mit der Bläsergruppe "Wanderblech" den musikalischen Rahmen. Eine Taufwassersegnung, die Segnung des Kirchenraums und des Ambos zählten ebenso zu den Riten wie die Beisetzung der Reliquien im Altar. In einer seitlich eingefügten Schatulle befinden sich Reliquien des heiligen Clemens, des heiligen Burkard von Würzburg sowie des seligen Liborius Wagner.
Auf der gesalbten Altarplatte brannte Weihrauch
Die "Feuertaufe" schon bestanden hatte der Altarstein. In Erinnerung an die "fünf Wundmale" Christi brannte auf der gesalbten Platte nun erneut Weihrauch, ohne Ascheflecken zu hinterlassen. Es folgten Beweihräucherung und die erste Eucharistiefeier. Nach dem bischöflichen Segen für das Tabernakel in der Anbetungskapelle wurden die Räume der "Casa Vielfalt" mit Weihwasser besprengt.
Architekt Christian Brückner blickte auf acht Jahre "Transformation" zurück. Über hundert Firmen haben mitgewirkt. Stellvertretend für zahllose Helfer wurde das Engagement von Kirchenpfleger Ottmar Prell gewürdigt. Der Vertreter des Büros "Brückner & Brückner" (Tirschenreuth/Würzburg) dankte Kirchenstiftung und dem bischöflichen Stuhl, die trotz angespannter Finanzlage das Projekt gestemmt hätten.
OB und Gemeindemitglied Sebastian Remelé begrüßte den "Input" für die Schweinfurter Kirchenlandschaft: "ein Meisterwerk". St. Anton strahle jetzt eine wunderbare Wärme, ja, "Wohnlichkeit" aus. Für Domkapitular Bieber ist die Kirche auch als Kraftquelle für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der "Casa Vielfalt" gedacht. Nun müsse die Gemeinde St. Anton ihre "lebendigen Steine" weitertragen, wünscht sich Diakon Werb.