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SCHWEINFURT
Als langjähriger OB wichtige Weichen gestellt
Georg Wichtermann, der am heutigen Montag 100 Jahre alt geworden wäre, ist in der Erinnerung der Schweinfurter als hochangesehene Persönlichkeit, die diese Stadt ganz wesentlich geprägt hat, noch immer sehr gegenwärtig.
Von unserem Redaktionsmitglied Karl-Heinz Körblein
 |  aktualisiert: 25.01.2009 15:33 Uhr

22 Jahre stand Wichtermann an der Spitze der Stadt. Zunächst als Bürgermeister und dann ab 1956 als erster Mann im Rathaus. In der Wiederaufbauphase nach dem Zweiten Weltkrieg hat er jene Akzente gesetzt, die die Stadt einerseits wirtschaftlich vorangebracht und andererseits dafür gesorgt haben, dass Schweinfurt für seine Bürger über die Existenzsicherung hinaus an Lebensqualität gewann.

Georg Wichtermann, den viele hier „Schorsch“ nannten, war ein Kind der Arbeiterbewegung. Daraus hat er nie ein Hehl gemacht, wenngleich es ihm auch nie zum Korsett wurde. Ein Kästchen- oder gar Klassendenken war ihm völlig fremd. Schranken wollte er überwinden, Kräfte bündeln, Lebensbedingungen schaffen, die Schweinfurt für alle liebenswert macht.

Wichtermann war fest in allen Kreisen seiner Heimatstadt verankert, ein Mann, den man als Gesprächspartner suchte, der klare Positionen hatte, nicht ohne immer auch offen für Lösungen zu sein, die von allen Seiten mitgetragen werden konnten. Das gab ihm Autorität, Ausstrahlung, die ihm nie für sich persönlich, sondern stets für seinen Auftrag, für Schweinfurt, für seine Menschen wichtig waren.

Am 26. Januar 1909 geboren, erlernte Wichtermann nach dem Schulbesuch das Maurerhandwerk. Als junger Mann bekam er unmittelbar mit, wie menschenverachtend Politik sein kann, als er mit ansehen musste, wie die Nationalsozialisten mit den Schweinfurter Juden umsprangen. In der Arbeitersportbewegung großgeworden, war Wichtermann als 22-Jähriger bereits Gewerkschaftssekretär. Nach dem Krieg führte ihn sein Weg zum DGB, dessen Kreisvorsitzender er wurde, und zur SPD. Die Behebung der Wohnungsnot war ihm zu dieser Zeit ein besonderes Anliegen. 1947 wurde er Stadtrat, 1952 übernahm er das Amt des Bürgermeisters.

Als Oberbürgermeister stellte Wichtermann mit dem „Sprung über den Main“ die Weichen für eine zukunftsorientierte Entwicklung der Stadt. Mit dem Bau des Sommerbades und des Theaters, das Modellcharakter für ganz Deutschland hatte, machte Wichtermann deutlich, dass das Leben einer Gemeinde nicht allein von ihrer wirtschaftlichen Prosperität bestimmt wird. Wie weit dies über Parteigrenzen hinweg anerkannt wurde, zeigt ein Wiederwahlergebnis mit 99,8 Prozent. Keine Frage, dass man dem altersbedingt ausscheidenden Oberbürgermeister die Ehrenbürgerwürde antrug.

Im Mai 1997 ist Georg Wichtermann gestorben. Heute legen die Stadt und die SPD Blumengebinde und Kränze nieder.

 
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