
Auch die moderne Zeitrechnung richtet sich noch immer nach dem Geburtsdatum Christi. Für das Jahr 2015 danach verzeichnet die Chronik das Schuldendrama in Griechenland, den Absturz der German Wings-Maschine in Frankreich mit 150 Toten, beispiellose Terroranschläge ebenfalls in Frankreich, eine Million Flüchtlinge in Deutschland mit dem Satz „Wir schaffen das“, einen deutschen Allzeit-Hitzerekord mit über 40 Grad im nahen Kitzingen, den VW-Abgasskandal und das Klimaabkommen in Paris.
Auch in diesem Jahr mit überwiegend negativen Nachrichten werde die Geburt Christi in die Welt gefeiert, sagte Pfarrer Stefan Mai in der Christmette zur Begrüßung der Gläubigen in der vollen Stadtpfarrkirche.
Parfüm, Kekse und ein Stern
In seiner Predigt ging der Geistliche auf die Hoffnung der Menschen ein, dass an Weihnachten alles gut und irgendwie friedlich ist. In kleinen Absätzen ließ er dann drei verschiedene Geschichten parallel ablaufen. Die erste handelt von der Soziologiestudentin Johanna, die mit ihrem Cello und Geschenken in Gold, Silber und Pink zu Weihnachten ins Seniorenheim geht. Die elternlose Johanna hat Heimweh. Sie ist aber die Einzige, die einem Aufruf der Kirchengemeinde gefolgt ist, an Weihnachten etwas Gutes für die Senioren zu tun. Als Geschenke hat sie Parfüm, eine Keksdose und einen Stern aus Goldpapier mitgebracht.
Ganz anders Herr Lehmann, der Mitarbeiter im Bundesministerium für Migration. Nein, diesmal wird er nicht zu seiner Mutter kommen wie sonst, sondern er fährt in den hintersten Winkel Österreichs, um als einziger Gast mit seinem Teleskop die Sterne zu beobachten. Dabei spürt er, dass er seit Langem wieder einmal zur inneren Ruhe gekommen ist.
Versöhnung mit der Schwiegermutter bringt Weihnachten schließlich für Renate, die sie mit ihrem Mann Peter besuchen kommt, obwohl die alte Dame schon immer etwas gegen die Schwiegertochter hatte. Beim Zusammentreffen spüren alle eine Unsicherheit in sich. Nach der Versöhnung geht es zur Christmette.
Die Chorschola umrahmte die Mette mit fränkischen Gesängen. Mit etwa 20 Helfern waren danach die Pfadfinder im Einsatz, um zum einen Glühwein auszuschenken und zum Zweiten das Licht von Bethlehem weiterzugeben, das sie aus Würzburg abgeholt hatten. Die Stadtkapelle unter Leitung von Valentin Endres umrahmte das Geschehen auf dem Marktplatz. Viele tauschten dabei bei milden Temperaturen ihre Weihnachtswünsche aus, unter ihnen von weit her Angereiste, die oft nur noch zu Weihnachten in ihre Heimatstadt zurückkommen.
Am ersten Weihnachtsfeiertag trugen nochmals der Projektchor und Sopran-Solistin Klara Adams unter Leitung von Kantor Karl-Heinz Sauer mit Teilen der am Sonntag zuvor grandios aufgeführten Dvorak-Messe in D-Dur zum Gottesdienst bei. Zu hören waren das Kyrie, das Sanctus und Teile des Agnus Dei sowie ein Wechselgesang mit der Gemeinde.
Kinderkirche im Pfarrheim
Der Kanon der Weihnachtsgottesdienste nahm am Nachmittag des Heiligen Abends seinen Anfang mit der Kinderkirche im Pfarrer-Hersam-Haus. Dazu waren rund 140 Kinder, Eltern und Angehörige gekommen. Im Mittelpunkt stand die Herbergssuche von Maria und Joseph. Aus Stabpuppen, Stroh, Krippe, Tüchern, Schafen, Sternen und Laternen entstand nach und nach das weihnachtliche Szenario, bevor Pfarrer Stefan Mai den Segen erteilte.
Eine weitere Kippenfeier für ältere Kinder begleitete ein Chor, ebenfalls geleitet von Karl-Heinz Sauer.