
Mit einem großartigen Konzert überraschte und begeisterte der Schweinfurter Musiker und Celtis-Dozent Alexander Oberst mit seinem Quartett das Publikum in der voll besetzten Disharmonie.
War es um Oberst in den letzten Jahren etwas still geworden, stellte er am Donnerstag sein neues Quartett und einen neuen Sound vor: Tenorsaxofon und Flöte waren zu Hause geblieben – heute präsentierte Oberst seine neue Liebe, die chromatische Jazz-Mundharmonika. Dazu standen erlesene Musiker auf dem Podium. Der 21-jährige Newcomer des Jazzpianos Jan-Peter Itze, der deutschlandweit begehrte Bassist Wolfgang Kriener und der junge Schlagzeuger Max Autsch.
Das Programm des Abends besteht bis auf zwei Titel aus Kompositionen von Alexander Oberst, die er in seiner liebenswürdigen Art ansagt, mit kleinen Geschichten verknüpft. Der Opener "In Blue" kommt in einer relaxten Stimmung daher, wird zunächst beherrscht von dem faszinierenden packenden Klang der Mundharmonika: Sonor, warm in den unteren Oktaven, durchdringend dominant, oft schreiend in den oberen. Nach dem Thema stellt sich Wolfgang Kriener in einem Bass-Solo vor, zeigt sein hohes Können auch in "Dance of Fire", in dem er seine Improvisationen à la Slam Stuart mitsummt. Das Spiel von Jan-Peter Itze beschränkt sich in seinen Improvisationen auf das Wesentliche, er beginnt fast filigran und behutsam, um dann mit Expressivität und Dichte neue Spannungsbögen aufzubauen.
Kompositionen sind oft von eigenwilligen, herben Reiz
Die Themen und Arrangements von Obersts Kompositionen sind oft von einem eigenwilligen, herben Reiz, so auch sein "Springender Punkt", der von scharf abgerissenen Rhythmus-Phrasen bestimmt wird. Auch hier macht es Spaß, die Piano-Improvisationen von Itze zu verfolgen, seine kunstvollen Abwandlungen des Themas zu bewundern. Die Ballade "The Midnight Sun" erzählt vom Urlaub in Norwegen, Oberst schwärmt in seiner Moderation von der Erhabenheit und Ruhe der zerklüfteten Landschaft. Meditative Klänge am Piano verdeutlichen diese Stimmung, dazu ein verträumter Harmonika-Sound, und das nicht nur hier durchsichtige, feinfühlige, doch immer bestimmte Spiel des Schlagzeugers Max Autsch. Das Publikum lauscht und ist verzaubert.
Bebop-Stimmung im Standard "Donna Lee" von Charlie Parker, in dem sich Piano und Mundharmonika die freie Einleitung teilen. Piano-Einleitungen ohne die Band sind ja sowieso oft kleine Kunstwerke, die man mit Genuss hört. So auch in "Lament": Itze beginnt das Stück mit einem längeren Abschnitt wunderschöner Lautmalereien. Und so erwächst aus seinem virtuosen Spiel, seinem kreativen Ausdrucksreichtum schnell der Wunsch nach einem Solo-Konzert in der Disharmonie.
In "Schwarz auf weiß" glänzt Max Autsch mit einem brillanten, von Beifall unterbrochenen Schlagzeugsolo. "Mit Leib und Seele" ist ein swingendes Bekenntnis der Vier zur Musik, und für den stürmischen Schlussapplaus bedanken sich die Musiker mit dem Titel "Turn off the Lights" – und Jürgen Dahlke am Mischpult tut ihnen diesen Gefallen. Zeit für ein Bier.