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GRAFENRHEINFELD
AKW-Gegner kritisieren Rathauschefin
Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 26.06.2015 18:26 Uhr

Als eine ganz normale Gemeinde hat Grafenrheinfelds Bürgermeisterin Sabine Lutz im Interview mit dieser Redaktion die Kommune bezeichnet, wenn am kommenden Samstag das dortige Atomkraftwerk endgültig abgeschaltet wird. Widerspruch erntet sie vom „Aktionsbündnis gegen Atomkraft“. Der Tenor: Die Rathauschefin verharmlose die Situation.

Wie die Sprecherin Babs Günther in einer Mitteilung schreibt, sei Grafenrheinfeld keine normale Gemeinde, sondern eine mit einem Atommülllager: „Dass dieser Aspekt in den Aussagen von Bürgermeisterin Lutz überhaupt nicht auftaucht, ist erstaunlich.“ Günther verweist darauf, dass das Zwischenlager noch eine Betriebsgenehmigung bis 2046 habe, aber davon auszugehen sei, dass „der hochgefährliche, radioaktive Atommüll“ noch wesentlich länger vor Ort verbleiben werde. Statt dies zu thematisieren, habe die Bürgermeisterin über „Akzeptanzgelder“ des Betreibers E.ON an Vereine und die hohe Kreisumlage für den Landkreis Schweinfurt gesprochen, auch wenn dies nachvollziehbar im Zusammenhang mit dem AKW zu sehen sei.

Ebenso widerspricht die Atomkraftgegnerin der Einschätzung von Lutz, dass in Gorleben ein sicheres Endlager zur Verfügung stehe. Aus wissenschaftlicher Sicht sei der dortige Salzstock unter anderem wegen geologischer Gegebenheiten ungeeignet.

Dass es aus Sicht der Bürgermeisterin keinen Unterschied mache, ob das AKW jetzt oder in einigen Jahren abgeschaltet, erweckt ebenso den Unmut des Aktionsbündnisses. Mit jedem Tag des Betriebs entstehe zusätzlicher Atommüll, so Günther, von dem eine „gravierende Gefährdung“ für Umwelt und Lebewesen ausgehe – besonders für die Menschen in der Nachbarschaft des Atommeilers. Diese Risiken blende Lutz aus, so der Vorwurf, ebenso die des Rückbaus und die Forderung nach größtmöglicher Sicherheit vor radioaktiver Strahlung während der Abbruchphase.

Zudem hatte Lutz im Interview geäußert, dass das Bewusstsein gegen Atomkraft erst nach den Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima gewachsen sei. Günther erinnert daran, dass es in Gochsheim, wo bis 2006 Castoren aus Grafenrheinfeld umgeladen worden sind, Aktivitäten der dortigen Bürgerinitiative gegeben habe, die sich vor allem in den 90er Jahren gegen die Verladepraxis gewandt habe.

Die Havarie von Fukushima habe weniger zu einer Bewusstseinsänderung der Bevölkerung vor Ort geführt, als vielmehr zu einer Rücknahme der Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke.

 
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