Verkürzte Gliedmaßen, dünne Haare und missgebildete Nasenrücken. Dies seien neben einer Reihe von geistigen Beeinträchtigungen nur einige Beispiele auf einer langen Liste von Schäden, die durch Alkoholkonsum in der Schwangerschaft auftreten können, sagt Helmuth Backhaus vom Schweinfurter Jugendamt. Doch nicht immer würden die Schäden optisch sichtbar sein und sich erst viele Jahre später zu erkennen geben.
Er organisierte die Aktionswoche "Alkohol? Weniger ist besser!". Gemeinsam mit Solveig Steiche, Zuständige beim Landratsamt für Gesundheitsförderung und Suchtprävention, klärte Backhaus Schülerinnen und Schüler am beruflichen Schulzentrum Alfons Goppel über das Thema Alkoholismus vor und während der Schwangerschaft auf.
Vom 8. bis zum 16. Juni stand dafür im Schulzentrum ein Medienturm samt Tablet, an dem sich Interessierte zu verschiedensten Themenschwerpunkten zum Thema Alkoholkonsum und seine Folgen informieren konnte. Mithilfe von QR-Codes konnte auf eine riesige Datenbank zugegriffen werden. Die Schülerinnen und Schüler hatten so die Möglichkeit, sich interaktiv und basierend auf den eigenen Interessen zu informieren.
Sonja Fuchs ist Klassenlehrerin einer elften Klasse und begeistert von dem Informationskonzept. Die Schülerinnen und Schüler konnten sich dank der QR-Codes mit ihren eigenen Smartphones eine Schulstunde lang selbst weiterbilden. Die Resonanz sei ausgesprochen positiv gewesen, sagt Fuchs. "Viele Schülerinnen haben von sich aus gesagt, dass sie später einmal Mütter werden wollen und waren erstaunt, dass Alkohol selbst in der Schwangerschaftsvorbereitung schon negativen Einfluss haben kann."
FASD – Eine Krankheit, die leicht zu verhindern ist
Bei 800.000 Geburten in Deutschland pro Jahr seien etwa 10.000 mit der fetalen Alkohol-Spektrum-Störungen (FASD) belastet, erklärt Suchtberater Helmut Backhaus. "Wir können es nicht oft genug sagen, aber die Krankheit ist so leicht zu verhindern, in dem man einfach auf Alkohol verzichtet."
Ganz so leicht sei dies in der Praxis jedoch natürlich nicht, das weiß Backhaus. Zum einen würden viele Schwangerschaften in der Frühphase nicht gleich auffallen, besonders wenn man nicht damit rechne, zum anderen sei es für viele junge Menschen auch nicht leicht, kurzfristig das gesamte Leben umzustellen und auf Alkohol zu verzichten.
Aufklärung und Bewusstseinsschaffung seien der Schlüssel, sagt Backhaus. Er sieht jedoch nicht nur die Frauen in der Verantwortung." Die Männer sind genauso zuständig, auf die Gesundheit des Babys zu achten. Besonders bei jungen Menschen, kann es helfen, wenn auch der Mann während der Schwangerschaft auf Alkohol verzichtet. Das macht es den Frauen leichter, selbst besser auf sich und das Kind zu achten."
Alkohol ist Gift für das ungeborene Kind - auch ein Schluck hat massive Folgen
Falls man eine Schwangerschaft plant, empfehle er jeden Fall bereits im Vorfeld schon auf Alkohol zu verzichten. Dies sei etwas, was viele Frauen immer wieder überraschen würde, weiß der Suchtberater. "Viele denken, ein Schluck sei ja nicht so schlimm, wenn sie ganz frisch schwanger sind, aber wenn man Pech hat, reicht das, um das Kind für den Rest seines Lebens zu schädigen oder es sogar zu verlieren", sagt Backhaus.
Die Belastung für das Ungeborene, für den Körper und die Organe sei "unvorstellbar": "Ein Erwachsener baut in etwa o,1 Promille die Stunde ab, ein Baby braucht das zehnfache." Also zehnmal so viel Zeit, um den Alkohol abzubauen.
Doch nicht nur beim Thema Alkohol in der Schwangerschaft stehen Helmuth Backhaus und Solveig Steiche bei Fragen zur Seite. "Ich helfe und berate bei allem, was mit Alkoholkonsum zu hat", sagt Backhaus. Die Suchtprävention hat ihren Sitz in der Alten Bahnhofstraße 8- 12 in Schweinfurt. Fragen und Termine können telefonisch unter (0 97 21) 51 78 59 oder über die Website der Anlaufstelle vereinbart werden.