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SCHWEINFURT
Agentur für Arbeit informiert Geflüchtete über Ausbildungen
Wie sieht eigentlich die Malerlehre in Deutschland aus? Ein Film der Agentur für Arbeit gab einen Einblick.
Foto: Lena Köster | Wie sieht eigentlich die Malerlehre in Deutschland aus? Ein Film der Agentur für Arbeit gab einen Einblick.
Lena Köster
Lena Bayer
 |  aktualisiert: 24.08.2017 03:16 Uhr

Der Saal ist voll, fast jeder Stuhl besetzt. Das heutige Thema „Baugewerbe“ scheint großes Interesse bei den Besuchern zu wecken. Die Informationsveranstaltung ist eine von vielen in der Reihe „neuStart“ der Agentur für Arbeit Schweinfurt. Seit November 2016 informiert die Agentur einmal im Monat über einen bestimmten Bereich des regionalen Arbeitsmarktes. Die Serie richtet sich speziell an Menschen mit Fluchthintergrund und soll neben den verschiedenen Branchen wie Gastronomie, Handwerk, Verkehr und Logistik und vielen weiteren vor allem die Chancen und Möglichkeiten aufzeigen, die eine Ausbildung mit sich bringt.

Drei Jobs aus der Bau-Branche werden heute näher vorgestellt. Nicole Kelber vom Arbeitgeber-Service informiert ihre Zuhörer über den Beruf des Maurers, des Fliesen-, Platten- und Mosaiklegers und des Maler und Lackierers. Unterstützung erhält sie von Übersetzer Masoud Mohamad, der direkt auf Arabisch übersetzt, denn vor allem die Fachbegriffe, die zu den jeweiligen Ausbildungen gehören, wie zum Beispiel die Papageienzange, die fester Bestandteil des Fliesenlegens ist, sind oft schwer zu verstehen.

Langsam und gut verständlich erklärt Kelber die Bestandteile der jeweiligen Ausbildungen. Im Anschluss folgen drei Kurzfilme, die jeden Bereich des Berufs zeigen, denn „ein Video sagt mehr als viele Worte“, weiß Kelber. Die Gäste folgen hier Auszubildenden durch ihren Tag und sehen, wie man Mauern baut, Küchen fliest und Farbe anmischt. Besonders wichtig sei es, zu wissen, dass der Einstieg oft über eine Helfertätigkeit gelinge, erklärt Nicole Kelber.

Schnell wird klar, dass neben Geschick noch andere Fähigkeiten und Fertigkeiten nötig sind, um einen der drei Berufe ausführen zu können: Ein mathematisches Verständnis ist Grundvoraussetzung für das Planen, Bauen und Zeichnen. Daneben sind gute Deutschkenntnisse gefragt, denn der Auszubildende ist auch für die Beratung der Kunden zuständig.

Klare Berufswünsche

Die Videos kommen bei den Interessenten gut an, mehrere von ihnen wollen gleich einen Termin ausmachen, um so schnell wie möglich in einem der Bereiche anfangen zu können. Einer von ihnen ist Muhandes Mohammad Jamal. Er war zu Hause in Syrien auf mehreren Baustellen und im Verkauf tätig. Jetzt möchte er gerne ein Praktikum machen. „Ich will unbedingt arbeiten, ohne Sprache geht das aber nicht und deshalb bemühe ich mich“, weiß er.

Nach dem Videobeitrag über das Fliesenlegen schnellt seine Hand in die Höhe - in diesem Handwerk hat er bereits Erfahrung - das möchte er gerne auch in Schweinfurt ausführen.

Abdallah Almostafa ist heute ebenfalls zum Informationstag gekommen. Für den September hat er schon ein Praktikum in Aussicht. Im Libanon hat er im Kfz- und im Sanitär- und Heizungs-Bereich gearbeitet. „Ich war bisher bei fast jeder Veranstaltung“, erzählt er, denn er möchte keine Chance verpassen, sich umfassend zu informieren.

Ein weiterer syrischer Geflüchteter interessiert sich für den Beruf des Altenpflegers. In seiner Heimat hat er vier Jahre lang im Verkauf im Bereich Medizin gearbeitet, die Info-Veranstaltung im Berufsinformationszentrum der Agentur für Arbeit hat ihn begeistert. Hier in Schweinfurt hat er bereits ein Praktikum in einem Krankenhaus absolviert und gerade die Prüfung für das Sprachniveau B2 abgelegt. Das nächste Level, C1, entspricht bereits dem Können eines Muttersprachlers.

Erfahrung versus Zertifikate

Der Blick auf die Biografien der Männer zeigt: An Arbeitserfahrung mangelt es ihnen nicht. Allerdings gibt es in Ländern wie Syrien und Afghanistan nicht immer Zertifikate für eine Ausbildung. Am schwierigsten sei es jedoch, die erlernten und ausgeführten Berufe der Geflüchteten mit ihren Äquivalenten in Deutschland zu vergleichen, so Kelber. Oft falle es schwer, einzuordnen, welchem deutschen Job die Tätigkeit am ehesten entspreche.

Deshalb rät sie zum Schluss der Veranstaltung allen Anwesenden: „Bringen sie jedes Zertifikat aus der Heimat, das sie haben, mit zu uns ins Jobcenter“. Als bildlichen Vergleich wirft sie eine Treppe an die Wand: „Gehen sie einen Schritt nach dem anderen“. Denn gerade mit der Hilfe der Vermittler des Arbeitgeber-Services gebe es viele Wege, um das Ziel zu erreichen.

 
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