Im Januar veröffentlichte das Recherche-Netzwerk "Correctiv" in seinem Artikel "Geheimplan gegen Deutschland" die bei einem Treffen in Potsdam geschmiedeten Pläne von Rechtsextremen, darunter AfD-Politikern, der millionenfachen Vertreibung von Menschen aus Deutschland. Als Folge gingen hierzulande hunderttausende Menschen gegen Rechtsextremismus auf die Straße. Auch beim Frühlingsempfang des AfD-Kreisverbandes Schweinfurt mit rund 50 Anwesenden im Gemeindezentrum in Niederwerrn – gut die Hälfte aller Plätze waren frei geblieben – war die Veröffentlichung allgegenwärtig.
Man spüre den Druck eines perfiden Spiels, sagte der Schweinfurter AfD-Landtagsabgeordnete Richard Graupner in seinem Grußwort. Auch die vom Schweinfurter Stadtrat, ausgenommen von zwei AfD-Vertretern, unterschriebene Trierer Erklärung kritisierte Graupner scharf: "Die beginnt mit einer Lüge." Bei den Demonstrationen seien aus seiner Sicht nicht die "schweigende Mehrheit" auf der Straße, sondern der "politische Gegner, der versucht Stimmung zu machen". Bei der aktuellen Überprüfung von Mitarbeitern von AfD-Abgeordneten wegen des Rechtsextremismus-Verdachts spricht der langjährige Polizeibeamte von "irgendeinem dubiosen Verfassungsschutz".
Gastgeber und Kreisrat Bernd Schuhmann gab sich vor dem Auftritt der beiden Referenten des Abends, der Europaabgeordnete Markus Buchheit und der hessische Landesvorsitzende Andreas Lichert, kämpferisch: "Wir sind die letzte Chance Deutschlands. Wir lassen uns die Butter nicht vom Brot nehmen." Mehrfach erwähnt wurde beim Frühlingsempfang, dass das Thema Migration weiter das Kernthema der Partei bleibe. Inhaltlich gingen aber weder Graupner und Schuhmann noch die zwei Gäste darauf ein.
AfD bekennt sich weiterhin zur Kernkraft
Andere Themen standen im Mittelpunkt. So zum Beispiel die E-Mobilität in der Rede von Buchheit, der diese als "Rückschritt" und "massive Bedrohung unseres Wohlstandes" bezeichnete. Die AfD bekenne sich weiterhin zur Kernkraft, das sei ein Alleinstellungsmerkmal der Partei, so Buchheit. "Am Schluss sind wir die bessere Union", sagte er.
Der Saarländer rührte schon mal die Werbetrommel für die Europawahl – "wir sind ja noch in der EU". Dort hoffe er künftig auf die Zusammenarbeit mit dem ungarischen Staatschef Viktor Orbán. Die AfD sei nicht antieuropäisch eingestellt, meinte Buchheit. "Wir sind wahre Europäer, wir sind keine Eurokraten."
Die aktuelle Situation der Großindustrie in Schweinfurt nahm Kreisrat Schuhmann in den Blick. "Diese Transformation findet auf dem Rücken der einfachen Leute statt, die ihr Leben lang geleistet haben", meinte er. Die ganze Region stehe am Anfang eines Umbruchs, der allerdings "negiert und weggelächelt" werde.
Andreas Lichert will sich nicht vom völkisch-nationalistischen Flügel distanzieren
Die abschließende Rede hielt der hessische Landtagspolitiker Andreas Lichert, der sich, wie er sarkastisch anmerkte, in Niederwerrn diskriminiert fühlte, weil es keine Gegendemo zur Veranstaltung gab. Auch er kam noch einmal auf die Correctiv-Recherche zu sprechen. Die nachfolgende Mobilisierung sei der "linksgrünen Blase" zuzuschreiben, "die sowieso schon immer die AfD gehasst habe".
Anschließend nahm er die Zuhörenden mit auf eine Reise quer durch seine politische Vita, angefangen als Gegner von Parteimitbegründer Bernd Lucke wurde er Teil des völkisch-nationalistischen Flügels innerhalb der Partei. Seine Wege kreuzten sich mit denen des rechtsextremen Verlegers Götz Kubitschek und der Identitären Bewegung. "Ich will mich nicht vom Flügel distanzieren", so Lichert. "Das sind alles anständige Leute." Er mahnte unter großem Applaus im Saal zur Einigkeit innerhalb der AfD.
Abschließend versuchte Lichert mit einem Folien-Vortrag aufzuklären, dass der Mensch nicht der maßgebliche Treiber des Klimawandels sei. Die "vermeintliche Klimakrise", wie Lichert sagt, sei ein "Anschlag auf den Mittelstand".