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Schweinfurt
Aero-Club wird 70: Warum Schweinfurts Flieger optimistisch sind
1950 wurde der Aero-Club gegründet. Warum die Flugtradition viel älter ist, welche Herausforderungen Corona mit sich brachte und warum man für die Zukunft zuversichtlich ist.
Das Gelände des Aero-Clubs Schweinfurt am Flugplatz Schweinfurt-Süd.
Foto: Michael Fasel | Das Gelände des Aero-Clubs Schweinfurt am Flugplatz Schweinfurt-Süd.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:22 Uhr

Der 4. September 1950 war ein besonderer Tag für die Flugbegeisterten in und um Schweinfurt: An diesem Tag wurde der Aero-Club gegründet, der heute 70 Jahre später einer der ältesten noch bestehenden Luftsportvereine in Deutschland ist. Kein Wunder, dass man das Jubiläum gebührend feiern wollte, leider machte das Coronavirus dem einen Strich durch die Rechnung. 

Nichtsdestotrotz ist Peter Wiggen, Ausbildungsleiter Motorflug und im Verein für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig, stolz auf das Erreichte und verweist auf die von Michael Fasel erstellte reich bebilderte über 130 Seiten dicke Vereinschronik. Der Aero-Club ist zurecht stolz auf seine Tradition, denn das Fliegen in Schweinfurt faszinierte die Menschen schon vor dem Ersten Weltkrieg, mit den Anfängen der modernen Fliegerei.

Gruppenbild der Fliegervereinigung Schweinfurt aus dem Jahr 1925 mit Edgar Dittmar in der Mitte.
Foto: AC SW | Gruppenbild der Fliegervereinigung Schweinfurt aus dem Jahr 1925 mit Edgar Dittmar in der Mitte.

Schon 1912 gab es in Oberndorf Schauflüge für die Bevölkerung. In den 1920er-Jahren gründeten dann einige Piloten aus dem Ersten Weltkrieg die Fliegervereinigung Schweinfurt, bei der auch Edgar Dittmar, späteres Gründungsmitglied des Aero-Clubs, dabei war. Das Fluggelände war in Oberndorf. Gerade das Segelfliegen unter anderem auf der Wasserkuppe ist untrennbar mit den Schweinfurter Brüdern Heini und Edgar Dittmar verbunden. Letzterer hat 1928 einen Weltrekord im Segelflug mit 775 Metern Startüberhöhung aufgestellt. Heini Dittmar gelang 1936 die erste Alpenüberquerung per Segelflugzeug, außerdem war er 1937 der erste Segelflugweltmeister. Er war auch der erste Mensch, der 1941 mit dem Raketenflugzeug Me 163 knapp unter der Marke 1000 km/h blieb.

Die Gründungsmitglieder des Aero-Clubs mit dem ersten Vorsitzenden Heinz-Günter Amelung einte fünf Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg ein Gedanken: "Endlich wieder fliegen können." Ein Gedanke, der sich bis heute bei allen gehalten hat, die einmal mit dem Fliegen angefangen haben. Seit 54 Jahren ist Peter Wiggen dabei, und fragt man ihn warum, muss er lächeln: "Das Fliegen", sagt er mit strahlenden Augen, "ist ein Virus, fast schon eine Sucht." In einem Flugzeug zu sitzen, Menschen als Motor- oder Segelfluglehrer das Fliegen beizubringen und seine Runden über die Region zu drehen, für Peter Wiggen gibt es nichts Schöneres.

Fluglehrer Peter Wiggen vom Aero-Club Schweinfurt in seinem Element: beim Fliegen. 
Foto: Josef Müller | Fluglehrer Peter Wiggen vom Aero-Club Schweinfurt in seinem Element: beim Fliegen. 

Die ersten Anfänge des Fliegens ab 1950 machten die Modellflieger. 1951 durften dann die ersten Flüge in Segelflugzeugen gemacht werden. In Ermangelung eines Schulflugzeugs am Geldersheimer Flugplatz wurden die ersten Flüge auf einem Schulgleiter SG 38 der Hassfurter Fliegergruppe gemacht. Schon 1952 wurde das erste Flugzeug gemeinsam mit dem AC Bamberg gebaut.

Das berühmte Segelflugzeug 'Schloss Mainberg', das der Schweinfurter Flugpionier Edgar Dittmar von Willy Sachs nach der Aufstellung eines Segelflugweltrekords bekam, auf der Wasserkuppe.
Foto: AC SW | Das berühmte Segelflugzeug "Schloss Mainberg", das der Schweinfurter Flugpionier Edgar Dittmar von Willy Sachs nach der Aufstellung eines Segelflugweltrekords bekam, auf der Wasserkuppe.

In den frühen 1960er-Jahren gab es die ersten Gespräche über ein festes Domizil, den heutigen Sonderlandeplatz Schweinfurt-Süd, der in Eigenleistung gebaut und am 3. Juli 1966 eröffnet wurde. Bau der Startwinden, später der Hallen, der Unterhalt des Geländes, auf dem allein 14 Hektar regelmäßig zu mähen sind – all das läuft bis heute in Eigenleistung der zur Zeit 55 Aktiven und insgesamt 150 Mitglieder des Vereins. Ausbildung wird in Schweinfurt groß geschrieben, acht Segelfluglehrer, vier Motorsegelfluglehrer, zwei Motorfluglehrer und zwei Ultraleichtflugzeuglehrer hat der Verein, der nach wie vor zu den größten in Unterfranken zählt.

Ein Bild aus den Anfängen des Aero-Clubs aus dem Jahr 1954 vor der Kulisse von Schloss Mainberg.
Foto: Privat | Ein Bild aus den Anfängen des Aero-Clubs aus dem Jahr 1954 vor der Kulisse von Schloss Mainberg.

In den vergangenen Jahrzehnten gab es zahlreiche Meisterschaften auf dem Gelände, für Segel- und Motorflieger, auch für Fallschirmspringer. Im Laufe der Jahre wurde durch den Kauf und Verkauf von Flugzeugen der Flugzeugpark laufend erweitert und modernisiert. "Mit Kunststoffflugzeugen sind wir gut ausgerüstet", so Peter Wiggen.

Kunstflug-Lehrgang beim Aero-Club Schweinfurt im Jahr 2016.
Foto: Alexander Zickler | Kunstflug-Lehrgang beim Aero-Club Schweinfurt im Jahr 2016.

Seit 2005 führt Udo Winterstein den Verein. Die vergangenen zehn Jahre sind vor allem vom "Siegeszug des Streckensegelfliegens" geprägt, wie es in der Vereinschronik heißt. Das Team stieg 2019 sogar in die erste Bundesliga auf, musste in diesem Jahr aber auch coronabedingt wieder absteigen, da in Bayern das Fliegen erst später wieder möglich war als in anderen Bundesländern. Ein weiterer Meileinstein war 2017 die Ernennung zum Luftrettungsstaffel-Stützpunkt. Von Schweinfurt aus werden Beobachtungsflüge gemacht bei drohenden Waldbränden.

Trotz der Corona-Pandemie war im Sommer der Schulungsbetrieb wieder möglich, im kommenden Jahr ist auch wieder das beliebte Hallenfest an Christi Himmelfahrt geplant, an dem hoffentlich das runde Jubiläum nachgefeiert werden kann.

Weitere Informationen zur Flugausbildung und zum Verein gibt es unter www.aeroclub-schweinfurt.de.

 
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