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SCHWEINFURT
Ämterserie: Mehr Ökologie im Landbau
Herbert Lang leitet das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.
Foto: Gerd Landgraf | Herbert Lang leitet das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.
Gerd Landgraf
Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 22.06.2022 09:31 Uhr

Das Aushängeschild des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ist das Steigerwaldzentrum bei Handthal, wo mit dem Trägerverein die Nachhaltigkeit am Beispiel der Waldbewirtschaftung und Holzverwendung erlebbar gemacht wird. Diese Philosophie vertritt Amtsleiter Herbert Lang zu 100 Prozent auch für die Landwirtschaft. Lang:

„Ich glaube, wir können Ökonomie und Ökologie versöhnen.“ Schärfen will der Amtsleiter das Bewusstsein für die Natur – bei Landwirten und bei allen – durch Beratung, Bildung und Förderung.

Mit Lang sprach die Redaktion im Rahmen der Serie über die Ämter in Schweinfurt. Die Behörde im alten Landratsamtsgebäude an der Ignaz-Schön-Straße hat 74 Mitarbeiter, von denen 30 im Bereich Forsten aktiv sind und ihren Dienstsitz in der Cuspinianstraße am Hochfeld haben. Eine weitere Außenstelle (Beratung, Forst und Förderung) ist in Hofheim besetzt.

Der Vorläufer des Amtes wurde 1921 als Landwirtschaftsaußenstelle gegründet; ein Jahr später die Landwirtschaftsschule. Diese hat als einzige in Unterfranken den rasanten Strukturwandel überlebt. Die Lehrer wurden offiziell als „Wanderlehrer“ bezeichnet. Eine Verordnung bestimmte: „Der Wanderlehrer hat die Aufgabe, den Landwirten seines Bezirks als praktischer Berater zur Seite zu stehen und auch den Behörden als Beratungs- und Auskunftsorgan in landwirtschaftlichen Angelegenheiten zu dienen.“

Förderprämien verteilen

Für die Landwirte ist das Amt heute „überlebenswichtig“, denn das AELF verteilt die Förderprämien der EU. Aktuell sind es 36 Millionen Euro (Ausgleichszahlungen, Umweltprämien, Ökolandbau), die an die 2500 Betriebe in Schweinfurt Stadt (8), Schweinfurt-Land (knapp 1200) und im Haßbergkreis (ebenfalls Amtsbezirk) gehen. Wie die Landwirtschaft den Landkreis Schweinfurt prägt, wie sich der Feld- und Ackerbau verändert, zeigen Zahlen aus dem Amt.

Im Landkreis bewirtschaften 1170 Betriebe 47 326 Hektar. 282 Betriebe (25 Prozent) bearbeiten mehr als 50 Hektar und mit 30 280 Hektar 62 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche.

Vor zehn Jahren hatte die Landwirtschaft im Kreis noch 48 746 Hektar und 1528 Betriebe. Die Anzahl der Haupterwerbsbetriebe liegt bei 375. Laut einer Umfrage hat nur jeder vierte Vollzeitbauer (über 45 Jahre) einen Nachfolger.

Der Anteil der Erwerbstätigen in der Land- und Forstwirtschaft beträgt im Landkreis über vier Prozent (in Unterfranken unter zwei Prozent). In der Landwirtschaft arbeiten 1500 Personen.

Im 87 700 Hektar großen Landkreis sind 54 Prozent oder 47 326 Hektar landwirtschaftlich genutzt; vor allem für Getreide (26 042 ha, davon 15 898 ha Winterweizen), Ölsaaten (4133 ha, davon 3772 ha Winterraps und 167 ha Sojabohnen), Mais (4661 ha), Ackerfutter (1416 ha) und Hackfrüchte (2917 ha), Grünland (4552 ha). 1557 Hektar sind stillgelegt und auf 1160 Hektar wachsen Sonderkulturen. Der Maisanbau stagniert auf dem Niveau der 1980er-Jahre

Eine Besonderheit ist die große Bedeutung von Gemüse und Handelsgewächsen mit 297 Hektar Feldgemüse und 114 Hektar Spargel. Auf gut 100 Hektar werden Heil-, Duft-, Gewürzpflanzen und Küchenkräuter angebaut. Die Rebfläche summiert sich im Landkreis auf 538 Hektar.

Tierhaltung

3793 Milchkühe stehen auf 145 Höfen, Rindermast findet in 148 Betrieben mit 5023 Rindern zur Fleischproduktion statt. 19 930 Mastschweine stehen in den Ställen von 218 Betrieben, von denen vier über 800 Tiere halten. 2060 Zuchtsauen leben in 54 Ställen. Die Anzahl der Tiere halbierte sich in den letzten 25 Jahren.

Im Landkreis Schweinfurt wirtschaften aktuell 79 Betriebe auf 5431 Hektar (11,4 Prozent der Nutzfläche) nach den Kriterien des ökologischen Landbaus. Neben dem Untermain weist der Bereich Schweinfurt das stärkste Wachstum im unterfränkischen Ökolandbau auf. Der Schwerpunkt liegt im westlichen Landkreis.

16 000 Haushalte können die 15 Biogasanlagen im Kreis bei einer elektrischen Leistung von acht Megawatt mit 64 000 Megawattstunden im Jahr beliefern. Neben Mais werden auf knapp 60 Hektar Chinaschilf und andere mehrjährige Energiepflanzen angebaut.

Auch für den Landkreis Schweinfurt mit rund 60 Prozent Nebenerwerbslandwirten gilt, dass in Unterfranken die größten Ackerbau-Betriebe und die geringste Tierhaltung (0,5 Kühe pro Hektar) Bayerns zu finden sind.

Bildungs- und Beratungsschwerpunkt für das Amt ist der Boden- und Gewässerschutz. Wasserschonende Bodenbearbeitung, effiziente Düngung („der Pflanze ins Maul düngen“) und Erosionsschutz mittels neuer Säverfahren helfen, dem eigenen Anspruch der Bauern und der Gesellschaft gerecht zu werden.

Auf dem Weg zu mehr Ökologie

Der Schutz von Natur und Umwelt ist für Herbert Lang der Grund, weshalb die künftige Förderung durch Staat und EU mit wohl immer weiteren Umweltauflagen verbunden sein wird. Bayern sei mit dem Kulturlandschaftsprogramm bereits auch auf dem Weg zu mehr Ökologie im Landbau. Durch das Kulturlandschaftsprogramm sind im Landkreis 88 Hektar Acker in Grünland entlang von Gewässern und anderen sensiblen Gebieten umgewandelt worden. Auch entstanden 32 Hektar Gewässer- und Erosionsschutzstreifen sowie 279 Hektar Blühflächen.

Geld aus Brüssel bekomme auch nur, wer seinen Beitrag für eine intakte Umwelt leistet, so Lang. Der Bauer erhält die EU-Prämie, wenn er fünf Prozent der Fläche aus der Produktion nimmt oder nach strengen Vorgaben wirtschaftet und so die Landschaft grüner macht.

Zuständig für die Ausbildung

Erfreulich wertet der Amtsleiter die um sich greifende Erkenntnis, dass die Landschaftspflege nicht zum Nulltarif zu haben sei, dass man die Landwirte für ihren ökologischen Einsatz bezahlen müsse, dass heimische Produkte teurer als Massenware aus dem Welthandel seien. Leider werde dieses Bewusstsein an der Kasse der Lebensmittelmärkte von den Verbrauchern gar zu gerne vergessen.

Bei der (dreijährigen) Berufsausbildung der Landwirte ist das Schweinfurter Amt für ganz Unterfranken zuständig und vermittelt Bewerber und Betriebe. Dass das Interesse am Ausbildungsberuf gestiegen ist, bewertet Lang höchst positiv. Dies stehe für das gute Image. Auch seien die Berufschancen und Weiterbildungsmöglichkeiten „ausgezeichnet“.

Fachkenntnisse braucht auch der Nebenerwerbslandwirt, weshalb das Amt für ihn ein Seminarprogramm (zwei Jahre, an Abenden und Wochenenden) bietet.

Der Besuch der dreisemestrigen Landwirtschaftsschule des Amtes führt zur Meisterprüfung (in Unterfranken nur in Schweinfurt möglich). Schwerpunkte sind umweltgerechte Erzeugung, Betriebswirtschaft und Mitarbeiterführung.

Das Kursprogramm des Amtes ist vielfältig, etwa in der Ernährungsberatung, wo aktuell ein Schwerpunkt bei den jungen Familien gesetzt ist. Beliebt ist der Lehrgang Hauswirtschaft. Weiter- und Fortbildung gibt es mannigfaltig auch für den Forst. Beraten werden alle Waldbesitzer.

Waldpädagogik

Die Waldpädagogik macht Kinder und Schüler mit dem Ökosystem Wald vertraut.

Auch betreuen die Mitarbeiter des Amtes den Kommunalwald, dem 50 Prozent der Waldflächen im Landkreis zuzurechnen sind. Das aktuelle Kernthema für den Forst ist der Klimawandel.

 
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