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GELDERSHEIM/SCHWEINFURT
Advent, Advent, die Plätzchendose brennt
Geldersheimer Grundschüler ließen es am Humboldt-Gymnasium krachen – mit einer Mehlstaub-Explosion in der Plätzchendose, Schulleiterin Claudia Datzer sah zu.
Foto: Uwe Eichler | Geldersheimer Grundschüler ließen es am Humboldt-Gymnasium krachen – mit einer Mehlstaub-Explosion in der Plätzchendose, Schulleiterin Claudia Datzer sah zu.
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 17.10.2017 09:22 Uhr

Vorsicht beim Plätzchenbacken neben einem brennenden Adventskranz: Dass es bei einer Mehlstaub-Explosion ordentlich krachen kann, demonstrierten Viertklässler aus Geldersheim im Chemielabor des Alexander von Humboldt-Gymnasiums.

Der Deckel fliegt mit einem regelrechten Feuerball von der Plätzchendose, als die Schüler Luft hineinblasen – mittels Schlauch in ein Gemisch aus Eisenwolle, Mehl und Bärlappsporen, das sich an Kerzen entzündet. Es durfte auch 2016 nach Herzenslust gezündelt werden, in der Arbeitsgemeinschaft Natur und Technik, an der jedes Jahr bis zu 20 Schüler der Valentin-Engelhardt-Grundschule teilnehmen.

Zwölftklässler eines P-Seminars des Humboldt-Gymnasiums weihen die Nachwuchsforscher ins erstaunliche „Knoff Hoff“ rund um scheinbar alltägliche Elemente ein. Mal geht es um Teilchen und Stoffe, mal um Wasser, Eis und Schnee. Diesmal lodert das Feuer, passend für die Zeit von Weihnachtskerzen und Silvesterfeuerwerk.

Die Betreuer Emily Braun, Alexander Weiß, Julius Ebert und Michael Schmitt haben die Antworten parat, die per Fragebogen gesucht werden: Wie bekommt eine Flamme ihre (weiße, gelbe, rote, blaue) Farbe? Wie bringt man Feuer zum Brennen, wie bekommt man es wieder aus? Und wie kriegt man richtige Knalleffekte? Natürlich nur mit Schutzbrille und Sicherheitsabstand, in feuerfester Umgebung und unter Aufsicht?

Auch Eisen brennt

Emily zeigt, wie's geht. Die ölhaltigen Bärlappsporen gehören zum Geheimrezept eines jeden Feuerspuckers, nicht nur auf dem Mittelaltermarkt. Dass Eisen brennt, erwarten auch Erwachsene nicht unbedingt. Chemisch gesehen, ist Feuer aber auch nur der große wilde Bruder von Rost: Von allen Seiten gut durchlüftet, brennt sogar Metall.

Dann wäre da noch das Mehl, auch eine eher unbekannter Sprengstoff. Dass einem das Brötchen um die Ohren fliegt, braucht keiner zu befürchten. Erst fein zerstäubt, in Kontakt mit Luftsauerstoff und einer Flamme, wird Mehl zum echten Knaller, nicht nur in Hollywood-Filmen. Emily Braun erinnert an den Fall der Bremer Rolandmühle, bei der 1979 immerhin 350 000 Tonnen Mehl nacheinander in die Luft flogen – die größte Katastrophe durch eine Mehlstaub-Explosion in Deutschland.

Ansonsten sollen die Ausflüge ins Chemielabor mehr als nur den richtigen Umgang mit Feuer lehren. „Es soll eine Vorbereitung auf den Übertritt ins Gymnasiums sein“, sagt Chemielehrer Frank Baier, der die Experimentiernachmittage am Humboldt vor einigen Jahren in Zusammenarbeit mit der Grundschule ins Leben gerufen hat. Es geht um die Gestaltung von Übergängen, zum einen für die jungen Forscher im Rahmen des Heimat- und Sachkundeunterrichts, zum anderen für die P-Seminaristen in Vorbereitung aufs Abitur und möglichen Lehrerberuf.

An diesem Tag bekommen Geldersheims Bürgermeister Oliver Brust, Schulrätin Cornelia Krodel sowie Claudia Datzer als Leiterin der Valentin-Engelhardt-Schule persönlich ein Bild von den „Sprengversuchen“. Die Gemeinde Geldersheim bezahlt dabei den donnerstäglichen Bus nach Schweinfurt. Auch hier gilt: Zuhause bitte nichts anbrennen, auch nicht die Plätzchendose.

 
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