Bei Erdarbeiten im Bereich des ehemaligen militärischen Übungsplatzes im Wald zwischen Sulzheim und Kleinrheinfeld wurde in den vergangenen Tagen eine größere Anzahl an Fundmunition in Form von Granaten, Geschossen und Übungsbomben aus dem Zweiten Weltkrieg aufgefunden. Diese wurden zwischenzeitlich durch das zuständige Sprengkommando geräumt und unschädlich beseitigt. Bei den Arbeiten wurden auf der gesamten Fläche aber weitere Kampfmittel festgestellt worden, teilt das Landratsamt Schweinfurt in einer am Freitagnachmittag veröffentlichten Pressemitteilung mit.
Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben als Grundstückseigentümerin der betroffenen Fläche und das Landratsamt Schweinfurt als zuständige Sicherheitsbehörde berieten über die Situation und insbesondere über Maßnahmen zur Beseitigung dieser Gefahr. Das Ergebnis: Zum Schutz von Leben und Gesundheit der Bevölkerung wird das Landratsamt für die gesamte Fläche ein Betretungsverbot erlassen. Der vom Verbot betroffene Bereich wird zeitnah durch entsprechende Schilder und Hinweistafeln gekennzeichnet.
Polizei kontrolliert Gelände
Das Landratsamt weist die Bevölkerung ausdrücklich auf die akute Gefahr durch Kampfmittel auf dem ehemaligen Übungsplatz hin und warnt dringend davor, das Gelände zu betreten. Die Polizei werde den Bereich verstärkt überwachen und im Falle der Zuwiderhandlung geeignete Maßnahmen ergreifen.
Nach Informationen dieser Redaktion war für die jüngste Entschärfungsaktion Anfang dieser Woche als Vorsichtsmaßnahme auch der Gefahrgut-Zug des Landkreises alarmiert worden. Diese Einheit setzt sich aus speziell geschultem Personal und Fahrzeugen der Feuerwehren Bergrheinfeld, Geldersheim, Werneck und Gerolzhofen zusammen. Vor Ort wurde die Dekontamination-Ausrüstung aufgebaut, um im Notfall etwaige verseuchte Personen und deren Kleidung sofort reinigen zu können. Sie wurde glücklicherweise nicht benötigt.
Gefährliche Röhrchen
Neben den noch herumliegenden Resten von scharfer Munition stellen überraschenderweise auch die Übungsbomben aus Beton ein Problem dar, die auf dem weitläufigen Gelände in der Vergangenheit zu regelrechten Haufen zusammengeschoben worden waren. Denn in den größeren Exemplaren dieser harmlos aussehenden Objekte befinden sich im Innern Glasröhrchen mit einem chemischen Stoff. Beim Aufprall der Betonbombe auf dem Boden sollte das Röhrchen platzen und die Flüssigkeit in einer chemischen Reaktion mit der Luft für eine deutlich sichtbare Rauchwolke sorgen. Dadurch konnten die Piloten aus der Luft die Zielgenauigkeit ihres Abwurfs überprüfen.
Ganz offensichtlich befinden sich in einigen herumliegenden Betonbomben aber noch Röhrchen, die beim Aufprall nicht geplatzt sind. Und der chemische Stoff in den Röhrchen scheint alles andere als ungefährlich zu sein.
Fast 60 Hektar groß
Der ehemalige Übungsplatz umfasst eine Fläche von rund 59 Hektar und liegt auf den Gemarkungen von Mönchstockheim, Sulzheim, Kleinrheinfeld und Dürrfeld. Er ist umgeben vom Eichelberg im Osten, dem Sulzheimer Holz im Süden und Westen sowie dem Dürrfelder Wald im Norden. Der Innenbereich ist von gut befestigten Feldwegen durchzogen. Auf der Homepage des Landkreises Schweinfurt ist nachzulesen, dass sich auf dem ehemaligen Bombenabwurfplatz noch sechs kleine militärische Zweckbauten befinden. Ferner bestehen zwei kleine, erdüberdeckte Bunker aus dem Jahr 1987 sowie ein zweigeschossiger Beobachtungsturm aus den 1940er Jahren mit rundem Grundriss und pilzförmiger Dachkonstruktion. Darüber hinaus gibt es einen weiteren Beobachtungsturm aus dem Jahr 1987. Die gesamte Fläche wurde mit Beschluss des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages vom 13. Januar 2016 in das Nationale Naturerbe aufgenommen.
Übungsgebiet der Wehrmacht
Das Gelände am Eichelberg war ab 1938 von der Deutschen Wehrmacht genutzt worden. Sturzkampfbomber und andere Kampfflugzeuge übten hier vor allem den Zielabwurf mit Zementbomben, die auch heute noch im Gelände liegen. Zudem trainierten die Besatzungen das Schießen mit Bordkanonen und Maschinengewehren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen die Amerikaner das Gelände unter der Bezeichnung „Schweinfurt Gunnery Range“ als Bombenabwurf- und Raketen-Schießplatz für die US-Luftwaffe in Beschlag, um die Piloten vor allem für den Einsatz im Koreakrieg auszubilden. Zeitweise wurde sogar der Abwurf von Napalm-Bomben geübt. Mit dem Einsatz der US-Düsenjets stieg die Zahl der Fehlabwürfen sowohl von Übungs-, aber auch von scharfen Bomben und Raketen rapide an. Sie versetzten die auf den Feldern arbeitende Landbevölkerung in einem größeren Umkreis in Angst und Schrecken. Eine beim Anflug von einem US-Kampfjet zu früh ausgelöste Übungsbombe kostet am 19. Mai 1952 den von einem Splitter tödlich getroffenen 39-jährigen Vögnitzer Büttnermeister, Gast- und Landwirt Peter Ruß bei der Feldarbeit das Leben.
Entschärfungen im Jahr 1988
Die Proteste führten schließlich im Laufe des Jahres 1953 zur Schließung des Platzes seitens der US-Luftwaffe. In der Folgezeit nutzten US-Streitkräfte das Gelände für ihre Bodentruppen. So übten hier zum Beispiel Infanterieeinheiten in einem nachgebildeten kleinen Holzdorf den Straßenkampf. Dazu kamen noch bis in die 1980-er Jahre Panzer zum Einsatz.
Im Jahr 1988 war die so genannte Entmunitionierung des Geländes abgeschlossen worden, also die Beseitigung von Bomben und Munition. Vom Sprengkommando Feucht wurde eine große Menge an scharfer Munition ans Tageslicht befördert. Zum Abschluss der Arbeiten stieß man noch auf eine Fünf-Zentner-Bombe, ein Restbestand aus dem Zweiten Weltkrieg, die die US-Air-Force zu Übungszwecken abgeworfen hatte.
(Mit Informationen von Norbert Vollmann)
Was passierte zwischen 1988 und dem heutigen Datum? 30 Jahre geistige Verdraengung? Oder sind in dieser Zeit keine Lebewesen drueber gesandert? Hier wird doch wieder nur ein unnuetzes Fass aufgemacht, das den Steuerzahler Unmengen Geld kostet