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SCHWEINFURT
Acht Jahre für die brutale Erpressung
fan
 |  aktualisiert: 22.09.2012 12:03 Uhr

Die 40-Jährige ist offenbar recht gut im Geschäft mit der käuflichen Liebe. Eine ganze Reihe von Bordells betreibt sie in Schweinfurt, Würzburg, Bayreuth, Sonneberg. Das könnte bei ihrem damaligen Fahrer Begehrlichkeiten geweckt haben, ihr die lukrative Einkommensquelle aus der Hand zu nehmen – und das mit höchst kriminellen Mitteln.

Den Fahrer sieht der Staatsanwalt als treibende Kraft hinter der brutalen Erpressung von 59 000 Euro und der versuchten Erpressung von weiteren 50 000 Euro, für die ein angeblicher „Pfandleiher“ (42) aus Lettland von der Großen Strafkammer des Schweinfurter Landgerichts jetzt zu acht Jahren Haft verurteilt worden ist. Er und ein Mittäter hatten der Bordellchefin am 28. August letzten Jahres in ihrer Wohnung eine Spritze vors Gesicht gehalten, die mit einer Flüssigkeit gefüllt war. Von einer „ernst zu nehmenden Organisation“ in Litauen sei er beauftragt, sie zu ermorden, sagte der Angeklagte. Er wisse auch, wo in Russland ihr Sohn studiere und könne dafür sorgen, dass dieser auf seine Weisung hin sofort zum Invaliden gemacht würde. Gegen Zahlung von 100 000 Euro aber könnte sie verhindern, dass sie ermordet und ihr Sohn zum Krüppel gemacht wird.

Darauf ging die völlig Verängstigte Frau ein, bot den Gangstern 56 000 Euro an, die sie zur Anzahlung eines Hauskaufs bar in der Wohnung hatte. Sie könne weiteres Geld von auswärtigen Etablissement herbringen lassen, bot sie an. Bis gegen 18 Uhr hatte eine telefonisch beauftragte Freundin noch 3000 Euro aus Puffs in Bayreuth und Sonneberg hergeschafft. Der „Pfandleiher“ wollte aber weitere 50 000 Euro und räumte der Bordellbetreiberin Ratenzahlung ein. Schon die erste Rate – Übergabe von 20 000 Euro am 2. November in Nürnberg – wurde ihm zum Verhängnis. Statt Geld hatte die Erpresste – auf Anraten ihres Ehemannes – die Polizei mitgebracht.

Der Angeklagte bestätigte zwar, bei der Bordellchefin gewesen zu sein, aber Gewalt habe er nicht angewendet. Dem psychiatrischen Sachverständigen hatte er einmal erzählt, er habe die Erpressung durchgezogen, um sich mit dem Geld Rauschgiftentzug (Kokain) zu finanzieren.

Der Staatsanwalt meint, dass der Anfang November ins Baltikum verreiste Mann, der die Mädchen der Puffs zu Hausbesuchen und die Chefin während eines Führerscheinentzugs gefahren hatte, hinter dem erpresserischen Menschenraub steckt. Laut zweier Prostituierter habe er mehrfach geäußert, er werde ihr das Bordellgeschäft abnehmen, und einmal: „Die Jungs sind schon auf dem Weg zu ihr.“ Die Gangster hätten über Detailkenntnisse verfügt, die sie nur vom Fahrer stammen konnten.

Habhaft wurde die Polizei aber nur des „Pfandleihers“ mit dem breiten Kreuz und Boxernase. Neun Jahre Haft und Unterbringung zur Therapie der Rauschgiftsucht hatte der Staatsanwalt gefordert, maximal sieben Jahre der Verteidiger. Acht Jahre sind nach dem Urteil des Gerichts der Tat und Schuld angemessen. Die Tat sei von „überdurchschnittlicher krimineller Energie“ gekennzeichnet, urteilte der Vorsitzende.

 
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