
Nach einem Jahr Pause weht in den nächsten Wochen wieder der kreative Wind der sechsköpfigen Künstlergruppe ArtBreeze durch die Galerieräume von Isa Wagner. „Aller guten Dinge sind drei“, heißt es, und tatsächlich hat die mittlerweile dritte Ausstellung einen besonderen Zauber.
Vielleicht liegt es daran, dass sich die Künstler recht gut kennengelernt haben, in ihrer Unterschiedlichkeit perfekt ergänzen und harmonisch an einem Strang ziehen. Die stimmungsvolle Atmosphäre im wunderschönen, alten Schulhaus in Kombination mit den vielen Werken, verteilt auf zwei Etagen, bildet ein erstaunlich homogenes Ganzes, eine abwechslungsreiche Vernissage mit immer neuen spannenden Momenten.
Dabei bleibt den Künstlern unterm Jahr so gut wie keine Zeit für Begegnungen, und so ist jeder neugierig, was die anderen geschaffen haben, ob neue Techniken benützt, neue Wege beschritten wurden. Auch wenn alle mit ähnlichen Materialien, Motiven und Gestaltungsformen arbeiten, ist die Handschrift jedes Einzelnen unverkennbar, ist nie Frage, wer hier der kreative Kopf hinter dem Werk ist.
Isa Wagner liebt es kraftvoll-intensiv, „die Farben müssen einfach raus aus mir“, sagt sie und mischt Rot, Grün und Blau zu einer wahren Explosion, meist großformatig, den Raum beherrschend. Oft sind Reiseeindrücke verarbeitet und immer wieder Landschaften, Wälder, Gärten. Relativ neu ist die Bearbeitung der Bildoberfläche mit Wachs, die wieder neue Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet.
Neben Isa Wagner ist Werner Thein ein Mann der leisen Töne, seine groß- und kleinformatigen Landschaftsbilder in gedeckten erdigen oder grau-blauen Farbnuancen strahlen Ruhe aus. Gemalt auf Holz in einer Mischtechnik aus Acryl und Öl erschließen sich die spannenden Strukturen erst beim näheren Hinsehen. Seine Kreativität entspringt nicht aus dem Wunsch nach originaltreuer Abbildung, sondern vielmehr aus einem Sammelsurium erlebter landschaftlicher Eindrücke.
Jürgen Stäblein hatte in vergangenen ArtBreeze-Präsentationen als Aquarellmaler immer einen eigenen Raum, zu schwierig schien es, seine zarten, gegenständlichen Werke mit denen der anderen zu kombinieren. In diesem Jahr sind seine Aquarelle räumlich integriert – eine wahrhaft gute Entscheidung, die den Spannungsbogen der Ausstellung noch erhöht. Stäblein ist farbiger geworden, sein schöpferisches Medium reicht von fast durchscheinender Zartheit bis hin zur extremen Farbkraft, die Seerose neben dem Klatschmohn ist ein perfekt platziertes Beispiel dafür.
Edith Fersch malt aus dem Unterbewusstsein heraus, oft wird ihr erst später klar, was sie da gerade gemalt hat, wie der Blick aus dem eigenen Fenster bei „Wisteria“. Auch experimentiert sie gerne mit neuen, außergewöhnlichen Malgründen. Mal sind es Frauenfotos, deren unbekannte Gesichter nun übermalt und bearbeitet schemenhaft aus dem Werk blicken, dann wieder Hotelkataloge, die Reiseimpressionen eine spannende glänzende Basis geben. Viele Arbeiten sind – das neueste Projekt der Künstlerin – auf Glas gefertigt und offenbaren je nach Lichteinfall und Positionierung immer wieder künstlerische Überraschungen.
Ferschs Sohn Albrecht hat geometrisch anmutende Kunstwerke aus Echthaar geschaffen. Haare sind bei ihm Symbol für Leben und Wachstum, ein verbindendes Element zwischen Mann und Frau, thematisiert durch immer wiederkehrende Mars- und Venussymbole. Dazu hängt eine ironische Installation Ferschs mit skurrilen Haarmotiven wie „Hitlers Schnurrbart“ oder „Yetihaar“ in der Ausstellung.
Anita Tschirwitz ist künstlerisch extrem vielseitig, sie „liebt die Brüchigkeit“, zeigt in der Ausstellung unbearbeitete Fotos von Schienenschwellen oder Bodenfliesen, die sich oft erst auf den zweiten Blick als Fotografien zu erkennen geben. Dazu filigrane Tuschzeichnungen in Spachteltechnik und Steine, aus denen sie mit Farbe „herausholt, was naturgegeben in ihnen steckt“.
In diesem Jahr hat ArtBreeze die beiden Künstlerinnen Ruth Grünbein und Angelika Summa zu Gast. Die Schweinfurterin Grünbein ist bekannt für großformatige vielschichtige Collagen in kräftigen Farben, gespickt mit Tiermotiven, Schriftzeichen, Sätzen und Zahlenfolgen, und ist bei ArtBreeze mit drei Werken vertreten. Die Würzburgerin Summa ist Bildhauerin und Metallkünstlerin, im ehemaligen Schulhaus verteilt sind dreizehn Kleinplastiken aus Metall zu bestaunen: eigenwillig verworrene, zauberhaft filigrane Drahtgebilde ohne Anfang und Ende, voll tiefer Bedeutsamkeit.
Die Ausstellung wird am 2. Dezember um 14 Uhr von Bergrheinfelds Bürgermeister Peter Neubert eröffnet und ist dann am zweiten und dritten Adventswochenende jeweils am Samstag und Sonntag von 15 bis 18 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung zu sehen.