
Das Sommerfest der DLRG 2013 ist aus zwei Gründen ein besonderes: Der Verein feiert sein 40-jähriges Bestehen und mit ihm das Hallenbad. Vor 40 Jahren wurde es gebaut, am DLRG-Fest wird das groß gefeiert. Nach langem Warten ist das Millionenprojekt Hallenbad- und Turnhallen-Sanierung fertig.
14 Monate waren die Räumlichkeiten Schwimmern, Turnern, Ballspielern und anderen Sportlern vorenthalten. Allein Männer in Arbeitsoveralls, -Kitteln und Anzügen sah man seit Mai 2012 in dem Gebäudekomplex. Nach mehrjähriger Vorarbeit hatte der Gemeinderat im April mit den ersten Auftragsvergaben den Startschuss gegeben für eine Generalsanierung, die mit rund 3,8 Millionen Euro genauso teuer war wie der Bau Anfang der 1970er Jahre.
Noch vor der offiziellen Wiedereröffnung durch Bürgermeister Wolfgang Widmaier nutzen einige Neugierige die offenen Türen, um sich in den sanierten Räumen gründlich umzuschauen. Allenthalben sind positive Kommentare zu hören. Entzückt ist Jürgen Sander, Ehrenvorsitzender des TSV, und als Gemeinderat erheblich am Projekt beteiligt: „Des macht glücklich!“, murmelt er mit roten Backen und glänzenden Augen, im Sporthallenbereich stehend. Die Caféteria ist belagert, weil die Gemeinde zum kostenlosen Weißwurstfrühstück eingeladen hat. Nicht wenigen im Gemeinderat ist sie zu groß geraten. Und doch scheint sie jetzt viel zu klein.
„Wo sollen wir denn die 20 Kuchen für heute Nachmittag kühlen“, fragt verzweifelt eine Helferin des DLRG in die Runde. So schlecht das Wetter oft war und die beteiligten Firmen und Arbeiter im Winter und Frühling im Regen standen, so gut ist es zum Eröffnungsfest. Bei strahlendem Sonnenschein und wohligen 28 Grad Celsius hebt Widmaier zu seiner Festrede an. Er rekapituliert die energetischen Maßnahmen, darunter der Einbau von fünf Blockheizkraftwerken, die bereits in der Amtszeit seines Vorgängers Altbürgermeister Walter Korn mit rund 1,2 Millionen Euro zu Buche schlugen. Diese hätten in der Konsequenz eine Bezuschussung im Rahmen des Projekts „Jülich“ verhindert, so Widmaier. Denn: „Wir waren durch die vorgezogene Techniksanierung schon zu 'gut‘.“
Der Finanzdeckel von 3,7 Millionen Euro sei knapp um 2,7 Prozent verfehlt worden, gibt Widmaier zu. So trage die Kommune rund drei Millionen Euro, 756 000 habe der Freistaat zugeschossen. Durch ein zinsloses Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau wurde die Belastung für die beiden Haushaltsjahre 2012 und 2013 auf 2,2 Millionen Euro reduziert. Doch es gab unvorhersehbare Probleme. Einige zählt Widmaier auf – von Betondachträgern, die saniert werden mussten, oder der Insolvenz einer beteiligten Firma.
„Wir hatten Zweifel, dass wir den Eröffnungstermin halten können“, gibt er freimütig zu. Bis zum letzten Abend habe man „Vollgas gegeben“, um den Eröffnungstermin einzuhalten, sagt Architekt Werner Haase.
Einen Großteil am Erfolg schreibt Widmaier dem „Fliesenleger Gottfried“ zu. Der heißt mit vollem Namen Gottfried Holzinger und kommt aus Erbshausen/Sulzwiesen. Bescheiden winkt er ab, als er von Widmaier ausgerufen wird. Im Gespräch am Rande der Veranstaltung verrät der 62-Jährige, dass er schon seit 48 Jahren für seine Firma arbeitet und auf Schwimmbäder spezialisiert ist. Das Gochsheimer Bad habe ihm einige schlaflose Nächte bereitet. Das Problem: unterschiedliche Höhen. Das Becken habe drei Zentimeter „schräg gelegen“. „Mit Erfahrung und Tricks kann man da ausgleichen, Patentlösungen gibt's nicht“, sagt Holzinger.
Um Punkt 12.10 Uhr schneiden dann Bürgermeister Wolfgang Widmaier, Bauamtsleiter Manfred Scholl, Schwimmmeister Christoph Schwaab, Architekt Werner Haase und Bauleiter Jürgen Schrauth die Flatterleine am Eingang durch und geben die Gebäude offiziell frei. Ins Wasser allerdings dürfen die Badegäste erst zwei Stunden später – nach dem Anschwimmen durch Sportler der DLRG. Die offizielle Beckenfreigabe, auf die ungeduldige Schwimmmäuse schon zappelig warten, erteilt DLRG OV-Vorsitzender Georg Löhner. Die 14monatige Trockenzeit in Gochsheim endet um 14.11 Uhr. Die Hallensportler müssen sich noch bis Ende des Monats gedulden.