Als "Abt Heinrich" lud Kreisheimatpfleger Stefan Menz interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer zum Rundgang durch das Dorf Unterspiesheim ein. Zu Beginn des Rundgangs gab er einen kurzen Rückblick in die Geschichte von Ober- und Unterspiesheim. Bis zur Säkularisation im Jahr 1803 gehörten Ober- und Unterspiesheim zum Klosteramt Sulzheim, das dem Kloster Ebrach zugehörte. Bis zur Selbständigkeit im Jahr 1953 waren Ober- und Unterspiesheim Filialen der Mutterpfarrei Herlheim. 1923 wurden die beiden Orte zur Expositur erhoben, mit gewisser Selbständigkeit, aber immer noch der Mutterpfarrei untergeordnet.
Neben dem Abt Heinrich Pförtner war Dr. Anton Greß ein gefragter Theologe in der Zeit der Aufklärung, nach der Französischen Revolution. Er wurde 1766 in Unterspiesheim geboren, starb aber bereits im Jahr 1799 - mit 33 Jahren. In der damaligen Zeit wurde die Auffassung vertreten, dass Theologie keine Wissenschaft sei: nur war empirische nachweisbar war, galt als Wissenschaft. Dr. Greß vertrat die - durchaus moderne - Auffassung, dass sich die Theologie in ihrer Forschung und Entwicklung der Prinzipien von Vernunft bedienen müsse. Er wurde 1794 zum Priester geweiht, wurde 1796 Professor der Philosophie, 1799 hatte er noch einen Aufsatz verfasst, in dem er seine Auffassung von Theologie als Wissenschaft darlegte.
Die nächste Station war das Anwesen, in dem Michael Nöth 1815 geboren wurde. Von 1858 bis 1863 hatte er ein Landtagsmandat inne, was in etwa einem Bezirkstagsmandat von heute entspricht. Er sorgte sich darum, dass in der Zeit der beginnenden Industrialisierung die Lebensbedingungen der Bevölkerung auf dem Land attraktiv blieb. 1895 starb er.
Andreas Stumpf stammte aus einer armen Bauernfamilie. Er war der "Erfinder" der Apfelsaftherstellung. Sein Patent für die gärungslose Früchteverwertung ist heute noch gültig. Dadurch hatten die Bauern die Möglichkeit, das Obst der Streuobstwiesen, das nicht zu Apfelwein vergoren wurde, zu vermarkten. Er gründete als Bezirks-Gartenbau-Fachberater 1930 den Fruchtsaftbetrieb "Wolfra" im Gründungsjahr wurden 7700 Liter Apfelsaft verkauft, im Jahr 1939 waren es bereits zwei Millionen.
Von: Erhard Scholl (Beauftragter f. Öffentlichkeitsarbeit, Pfarrgemeinderat PG St. Raphael Unterspiesheim)