Klingende Einheit – unter diesem Motto wollten der ev. Regionalkantor, KMD Reiner Gaar, und sein katholischer Kollege aus Gerolzhofen, Kantor Karl-Heinz Sauer, noch einmal ein großes gemeinsames Projekt auf die Beine stellen, bevor Reiner Gaar in den Ruhestand geht. Dazu haben sie einen ökumenischen Chor für die Aufführungen in Castell und Gerolzhofen zusammengestellt.
Mit eindrucksvollen Schlägen forderte die Pauke sofort die Aufmerksamkeit für den ersten Teil des Konzerts: die Kantate "von der Hoffnung der Menschheit", komponiert von Reiner Gaar 1984, als junge Menschen auf die Straße gingen, um gegen die Ausbeutung der Erde und Atomwaffen zu demonstrieren. Die beängstigend aktuellen Texte schrieb W.D. Süßenguth, Gaar hinterlegte sie mit einer nicht weniger aufrüttelnden modernen Musik, interpretiert von Solisten, Sprecher, großartig Martin Neubauer und dem Chor, der wesentliche Textteile den Zuhörern regelrecht einhämmern wollte: "Ihr habt den Himmel vergessen und werdet die Erde verlieren. Sie wird zerreißen". Aber dennoch endet das Werk mit einer positiven Botschaft: dem Verweis auf Jesum Christum. Beklemmende Stille am Ende der Kantate, dann aber um so kräftiger der Beifall des Publikums.
Klingende Einheit, konnte das gelingen, wenn nach diesem Beginn Karl-Heinz Sauer mit der Messe Solonnelle (André Guilmant 1857) ein Paradestück der französischen Romantik folgen lassen wollte? Schon nach den ersten Takten waren alle Zweifel ausgeräumt, eine kurze instrumentale Einleitung half den Zuhörern, sich nach der Kantate wieder zu entspannen, dann konnte der Chor zeigen, was er erarbeitet hatte: jubelndes Fortissimo wechselte mit zartem Piano, nach wirbelnden Fugen führte Sauer mühelos die einzelnen Chorstimmen wieder zusammen, das Publikum durfte in romantischer Musik schwelgen. Unterstützt wurde der Chor durch drei Solisten: Radka Loudova-Remmler mit ihrem klaren Sopran, der beeindruckende Bass Sven Fürst und der leider gesundheitlich angeschlagene Tenor Jan Kobow. Und das Orchester? Selten hat man bisher erlebt, dass die MusikerInnen mit einer solchen Spielfreude dabei waren wie diesmal.
Stehender Applaus der begeisterten Zuhörer am Ende des Konzerts.
Von: Detlev Triphan (Pressearbeit, gemeinsamer Projektchor Kirchengemeinden Castell/Gerolzhofen)
