Seinen Namen will er öffentlich nicht nennen, keinen Wirbel um seine Person, auch mit Rücksicht auf die Familie, sagt der 85-Jährige beim Gespräch in der Redaktion. Und trotzdem geht er mit seiner Geschichte an die Öffentlichkeit. Es ist eine, die sich in diesen Tagen und Wochen vielfach wiederholt. Covid positiv, trotz doppelter Impfung, ein Impfdurchbruch.
Doch gemerkt hat der Senior nichts – weder vor, noch nach der Testung, die sich eher zufällig ergeben hat. "Ich hatte keinerlei Beschwerden, hab alles gut überstanden", sagt er. Das sollte auch anderen Mut machen, sich impfen zu lassen – zum eigenen Schutz und aus Solidarität mit anderen. Nur mit der Impfung, sagt er, könne man die Sache in den Griff bekommen. Und noch etwas ist ihm wichtig: Dass die Behörden, die Stadt, der Landkreis, das Gesundheitsamt die Sache wirklich ernst nehmen sollen. Denn daran hat der 85-Jährige inzwischen so seine Zweifel. Es ist nicht die erste Kritik, die am Schweinfurter Gesundheitsamt laut wird.
Es ist September, als der Senior zur ambulanten Behandlung ins Schweinfurter Leopoldina geht. Am nächsten Tag wird er einen Folgetermin haben. Doch es kommt anders. Der PCR-Test, der am ersten Behandlungstag bei ihm abgenommen wurde, ist positiv. Davon weiß der 85-Jährige nichts, als er tags drauf zur zweiten Behandlung fährt – mit dem Taxi. Schon am Empfang wird er abgefangen und nach draußen geschickt. "Sie sind positiv", heißt es, das Gesundheitsamt werde sich melden. Das Testergebnis habe man noch in der Nacht dorthin weitergeleitet. Der Schweinfurter fährt nach Hause. Den Taxifahrer informiert er, der nimmt es locker, "der hat nur gelacht".
Der erste Anruf beim Gesundheitsamt: Man weiß von nichts
Zuhause wartet der 85-Jährige. Kein Anruf vom Gesundheitsamt, dann greift er selbst zum Hörer. Dreimal wird er am Vormittag in der Behörde anrufen. Immer heißt es, man wisse von nichts, erinnert sich der Schweinfurter. Er ruft am Leopoldina an, lässt sich bestätigen, dass die Nachricht ans Gesundheitsamt raus ging, noch in der Nacht. Erst am Nachmittag die Mitteilung vom Gesundheitsamt: "Sie sind im System". Auch das erfährt er nur, weil er selbst wieder angerufen hatte. Die Quarantäne wird angeordnet. Zwei Tage später bekommt er das auch als Schreiben, schwarz auf weiß. Für seine Frau ist sie nicht nötig, heißt es. Trotzdem macht sie einen Test: negativ. Den Termin im Impfzentrum, bei dem der 85-Jährige seine dritte Impfung als Booster bekommen sollte, sagt er ab.
Die Geschichte geht weiter, in den Augen des Schweinfurters genauso unrühmlich für das Gesundheitsamt, wie sie angefangen hat. Er besteht auf einen weiteren Test, das Amt lehnt erst ab, dann stimmt es zu. An der Teststrecke, wo er hinsoll, weiß man von nichts. Auch dieser Test ist positiv, Verwechslung ausgeschlossen. Vier Tage nach dem ersten Test ruft der 85-Jährige wieder beim Gesundheitsamt an, er will erneut einen PCR-Test machen lassen. Ist der negativ, könnte die Behandlung im Leo fortgesetzt werden. Fünf Tage nach dem ersten Termin, dem ersten Test, wird wieder ein Abstrich genommen. Einen Tag später kommt das Ergebnis: jetzt ist es negativ.
"Die ganze Zeit hat mich nie jemand gefragt, wo ich mich infiziert haben könnte"
"Die ganze Zeit hat mich nie jemand gefragt, wo ich mich infiziert haben könnte, mit wem ich zusammen war." Das hat den 85-Jährigen am meisten gestört. Das Gefühl, dass die Sache nicht wirklich ernst, nicht professionell gehandelt wird. Auch in Sachen Kontaktnachverfolgung. Dass er einen Tag nach dem positiven Test so bald davon erfahren habe – Zufall, betont der Senior. Und genau das macht ihm Sorgen. "Nach eineinhalb Jahren Pandemie müsste da Routine sein", sagt er. Das ganze wirke "nicht professionell". Es sei kein Wunder, dass man das Problem nicht in den Griff bekomme – auch in Schweinfurt, wo die Inzidenz bei über 260 liegt. Von den Verantwortlichen hier, nicht zuletzt auch von Oberbürgermeister Sebastian Remelé wünscht sich der Schweinfurter "mehr Eigeninitiative". Er habe das Gefühl, man reagiere hier immer nur im Nachhinein, "wenn es zu spät ist".
Vom Gesundheitsamt bekommt der 85-Jährige am Ende keine amtliche Mitteilung, dass die Quarantäne aufgehoben wurde. Stattdessen gibt es drei andere Schreiben. Eine Isolationsbescheinigung, einmal mit falschem Datum, einmal mit dem korrekten Zeitverlauf. Und eine Unterlage, um einen Verdienstausfall geltend zu machen. Da muss der 85-Jährige dann doch lachen.
Aber da du es Thema nun schon mal ansprichst: Was sind deine Top-Ten-Fake-News?
Hut ab vor dem 85 jährigen Herrn, der sich die Mühe gemacht hat und gekümmert hat!
Und mal wieder ein Armutszeugnis für das Gesundheitsamt und dem Berufstand der Beamten.
ERMS hat recht.
wir hatten schon damals Recht..... seufz
Hut ab, und Respekt👍