„Wir machen Schifffahrt möglich“, heißt es beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt an der Ecke Mainberger Straße/Paul-Rummert-Ring: und zwar auf 202 Kilometern von Bamberg bis Marktheidenfeld für jährlich 6000 Fracht- und 1000 Hotelschiffe sowie ungezählte Sportboote, Ausflugsdampfer, Ruderer, Paddler, Kanufahrer und – neuerdings – auch für Freunde des Grillvergnügens auf schwimmendem Untersätzen.
Schlepper und Taucher
325 Beschäftigte und 40 Auszubildende (Energieelektroniker, Industriemechaniker, IT-Systemelektroniker, Wasserbauer, Binnenschiffer, Bauzeichner, Verwaltungsfachangestellte, Holzmechaniker und Fernmeldeelektroniker) beschäftigt das Amt des Bundes, das für den Fluss (Bundeseigentum) und für 19 Staustufen zuständig ist, wobei eine Vereinbarung zwischen Bund und Land der Wasserschutzpolizei des Freistaats den ersten Zugriff einräumt.
Beispiel: Bei einer Havarie kommt zuerst die Wasserschutzpolizei. Bergung und die Wiederfreigabe eines Schiffes ist dann Sache des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes, das über das nötige Gerät und die Schlepper und auch über Taucher verfügt.
Perfekte Teamarbeit
Amtschef Heinrich Schoppmann kann auf eine eingespielte Teamarbeit verweisen, die am Sonntag, den 2. Oktober 2016 dazu führte, dass ein Auto, das gegen 7 Uhr im Main bei Karlstadt versank, bereits drei Stunden später geborgen war.
Nicht zuständig ist das Amt an der Marienbach-Kreuzung für die Wassermengen- und Wassergütewirtschaft. Hier sind die Wasserwirtschaftsämter (Freistaat) sowie die Städte und Landkreise gefragt.
Der Main, mit 527 Kilometer Fließstrecke längster und nach Aare, Maas und Mosel viertgrößter (Wassermenge) Nebenfluss des Rheins, ist ab Bamberg auf 388 Kilometer schiffbar und seit 1992 per Kanal auch internationale Wasserstraße, die den Rhein mit der Donau verbindet.
19 Schleusen
Überwacht und kontrolliert wird die Wasserstraße überall, etwa an den Ufern, an denen der Fluss nagt, und insbesondere an den Stauanlagen mit den Schleusenkammern, den Wehranlagen, den Bootsschleusen und Fischtreppen. Die Wasserkraftwerke an den Staustufen liegen im Verantwortungsbereich der Rhein-Main-Donau AG – bis in das Jahr 2049, in dem der Erbpachtvertrag mit der Bundesrepublik (99 Jahre) ausläuft. Der heutige Betrieb der Wasserkraftanlagen wird von Uniper durchgeführt.
Ein großer Teil der 19 Schleusen stammt aus der Zeit von 1930 bis 1940; die Staustufen zwischen Limbach und Würzburg aus 1950 bis 1962. Der Verschleiß an den beweglichen Teilen der Schleusen und Wehre ist beachtlich. Das WSA Schweinfurt investiert jährlich etwa 20 Millionen Euro in die Anlagen des Mains und in die Ufer- und Gewässerbettunterhaltung.
Wartung und Erneuerung
Die Vorbereitungen für die Sanierung an Schleusen und Wehren samt Trockenlegung übernehmen die Mitarbeiter des Amtes. Reparatur und Austausch der Werke, darunter die Schleusentore, führen Fachfirmen aus dem Gerüst-, Wasser- und Stahlbau aus.
Die 70 Beschäftigten in Schweinfurt erledigen die Büroarbeit, schreiben Arbeiten aus, verwalten den Unterhalt und genehmigen Nutzungen oder auch Feste, darunter Feuerwerke über dem Main, auf dem dann tunlichst kein Tankschiff unterwegs sein sollte. Verwaltet wird der Grundbesitz des Bundes, der sich bisweilen auf die Wasserfläche begrenzt, anderenorts einen Uferstreifen einschließt oder auch weiter ins Land reicht.
Für die Instandhaltung der Ufer und der bei der Talfahrt linksseitigen grünen und rechtsseitigen roten Tonnen (die in der Seefahrt Bojen heißen) sowie der Bauwerke sind die vier Außenbezirke des Amtes in Gemünden, Marktbreit, Volkach und Haßfurt zuständig. Der zentrale Bauhof in Würzburg mit seinen Schlossern, Elektrikern und Fernmeldern unterhält und wartet die Technik an den Schleusen und Wehren.
Die Flotte des Amts
Vier Aufsichts-, vier Arbeitsschiffe und vier Schwimmgreifer gehören zur Flotte des Amtes. Viele der planbaren Arbeiten werden an Firmen vergeben, darunter das Putzen der Fahrrinne auf 3,10 Meter Tiefe (bei garantierten 290 Zentimetern). Einer der beiden Eisbrecher des Amtes kann zu jeder Jahreszeit auch als Schubfahrzeug eingesetzt werden.
Die planbaren Peilaufgaben (Tiefenvermessung) der Fahrrinne werden vom WSA-eigenen Peilschiff „Johannes Kepler“ von Mainz bis zur Grenze nach Österreich durchgeführt. Daneben verfügen auch die Aufsichtsschiffe über eine „Linienpeiltechnik“, die beispielsweise nach Hochwassern oder nach Grundberührungen von Frachtschiffen zum Einsatz kommen.
Die 19 Schleusen mit einer Länge von 300 Meter und zwölf Meter Breite werden von fünf Leitzentralen im Schichtdienst rund um die Uhr gesteuert. Wenn Hochwasser die Schifffahrt zum Erliegen bringt, wird es für die Schichtleiter der Leitzentralen und den Beschäftigten der Außenbezirke richtig stressig, weil dann die Wehre vor Ort gesteuert werden müssen, damit nicht Schwemmgut die Wehrverschlüsse verstopft.
Hochwassernachrichtendienst
Die Pegel am Main werden vom WSA Schweinfurt unterhalten und gewartet, der Hochwassernachrichtendienst Bayerns unterrichtet die Bürger über die Pegelstände des Mains, insbesondere bei Hochwasser.
Was sich auf dem Main bewegt, muss mit Ausnahme von Segelsurfbrettern gekennzeichnet sein. Amtliche Kennzeichen sind nicht nur für die großen Schiffe erforderlich, sondern auch für Motorboote mit 20 Meter Länge und über drei PS, sowie für Segelboote über 5,50 Meter Länge. Die Kennzeichen gibt es im Amt an der Marienbach-Kreuzung.
Kleinfahrzeuge müssen dauerhaft gekennzeichnet sein mit dem Namen des Fahrzeugs (zehn Zentimeter hohe Buchstaben auf beiden Längsseiten) sowie mit dem Namen und der Anschrift des Eigentümers, damit dieser informiert werden kann, falls sein Eigentum sich auf und davon gemacht hat.